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Wolf, Christa (geb. Ihlenfeld)

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* 18. 3. 1929 in Landsberg a. d. Warthe, heute Gorzów Wielkopolski

Die Tochter eines Kaufmanns studierte 1949–53 in Jena und Leipzig Germanistik und war anschließend wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Dt. Schriftstellerverband, Redakteurin und Lektorin. Ab 1962 arbeitete Wolf in Ost-Berlin als freie Schriftstellerin (erste Erzählung: Moskauer Novelle, 1961). 1963 erhielt Wolf den Heinrich-Mann-Preis der DDR, 1977 den Bremer Literaturpreis, 1980 den Georg-Büchner-Preis; 1982 war sie Gastdozentin für Poetik an der Universität in Frankfurt a. M. (Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra, 1983). Im selben Jahr erschien, ebenfalls in der B. D., die Erzählung Kassandra, und auf dem geteilten dt. Buchmarkt folgte im Winter 1983/84 die DDR-Ausgabe Kassandra. Vier Vorlesungen. Eine Erzählung (mit Fotos u. a. von archäologischen Stätten und frühgeschichtlicher griech. Kunst). Im Juni 1989 trat Wolf aus der SED aus, am 4. 11. 1989 sprach sie, wie Stefan Heym, auf der Kundgebung auf dem Alexanderplatz. Die wachsende internationale Anerkennung spiegelten ab den 1980er Jahren Ehrendoktorwürden (USA, Belgien, Italien). 1999 erhielt sie den Dt.-Poln. Literaturpreis und 2002 den Bücherpreis des Dt. Buchhandels.
Wolfs literarische Entwicklung führte von einer mit dem „Bitterfelder Weg“ noch in Einklang stehenden Erzählweise (Der geteilte Himmel, 1963) zur als „Verinnerlichung“ kritisierten perspektivischen Differenzierung. Ein Themenbereich sind die Ursachen und mittelbaren Nachwirkungen des Faschismus (diesen Fragen ist der autobiografisch geprägte Roman Kindheitsmuster aus dem Jahr 1976 gewidmet). Die Slg. Unter den Linden (1974) enthält die an Hoffmann anknüpfende Satire Die neuen Lebensansichten eines Katers über Technokratiegläubigkeit. Die Schilderung einer Begegnung zwischen Kleist und Günderode (Kein Ort. Nirgends, 1979) steht im Zusammenhang einer Neubewertung der „dekadenten“ Romantik in der DDR. Ein Höchstmaß an reflektierender, Geschichte und Gegenwart verknüpfender Darstellung zeigen die Erzählung Kassandra (1983) und der Roman Medea. Stimmen (1996). Als Essaybände erschienen Lesen und Schreiben (1971) und Fortgesetzter Versuch (1979). Wolfs Günderode-Werkausgabe (1979) enthält den Essay Der Schatten eines Traumes; die Beschäftigung mit B. v. Arnim spiegelt der „Brief über Bettine“ Nun ja! Das nächste Leben geht aber heute an (1980). 1986 veröffentlichte Wolf, die in der DDR unter dem Verdacht des „Subjektivismus“ stand, die Slg. Die Dimension des Autors. Essays und Aufsätze, Reden und Gespräche 1959–75 (2 Bde.). Unter dem Eindruck der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl (1986) entstand die Erzählung Störfall. Nachrichten eines Tages (1987). Die unmittelbar nach der „Wende“ erschienene autobiografische Erzählung Was bleibt (1990) und die Slg. Reden im Herbst (1990) lösten heftige Diskussionen über Wolfs Stellung in der ehemaligen DDR aus (für kurze Zeit war sie IM der Stasi). Zu ihren Reaktionen gehörten die Slg. Hierzulande Andernorts. Erzählungen und andere Texte 1994–98 (1999) und die Erzählung Leibhaftig (2002) mit der Wolf kennzeichnenden Darstellung von Krankheit als Metapher gesellschaftlicher Verhältnisse.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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