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Locke, John

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Lebenslauf

geboren: 29. August 1632 in Wrington (England)
gestorben: 28. Oktober 1704 in Oates (England)

John Locke kam als Sohn eines relativ wohlhabenden Gerichtsbeamten in der Grafschaft Somerset in England zur Welt. Von 1652 – 1658 studierte er an der Universität in Oxford „klassische Wissenschaften“, was eine philosophische Ausbildung einschloss. Danach unterrichtete er in Oxford u. a. Griechisch, Rhetorik und Ethik. Schon als Student interessierte er sich für die neu aufkommenden experimentellen empirischen Methoden der Wissenschaften und beschäftigte sich intensiv mit medizinischen Studien. 1667 wurde er in London Arzt und Berater des späteren Lordkanzlers und Oppositionsführers Earl of Shaftesbury. Unter seinem Einfluss wandelte sich Lockes autoritär-royalistische Gesinnung zu einer eher liberalen und republikanischen Haltung. Nach der Verhaftung des Earls unternahm Locke von 1675 – 1679 eine Europareise, die ihn v. a. nach Frankreich führte. Von 1683 – 1688 lebte er wie Shaftesbury im holländischen Exil. Erst nach der Glorreichen Revolution im Jahre 1689 kehrte Locke nach England zurück und veröffentlichte den Großteil seines umfangreichen Gesamtwerkes. Als er starb, war er ein europaweit bekannter und gerühmter Mann.


Bedeutung

John Locke war ein bedeutender englischer Philosoph des 17. Jahrhunderts und ein Hauptvertreter des britischen Empirismus. Er hat mit seinen Gedanken die europäische Aufklärung maßgeblich beeinflusst


Lehre und Gedanken:

Der Empirismus als philosophische Richtung, der John Locke zuzurechnen ist, möchte wie auch der Rationalismus das erkenntnistheoretische Problem lösen, wie denn die Inhalte unseres Bewusstseins und unsere Erkenntnisse zustande kommen. Die Rationalisten gingen dabei von angeborenen Ideen aus, etwa der angeborenen Vorstellung von einem Baum, die uns dann in der Welt alles Baumartige als Baum erkennen ließe. Die Existenz solch angeborener Vorstellungen konnten die Rationalisten aber nur durch einen Mythos (Platon) oder durch Gott (Descartes) begründen. Die Empiristen verzichteten daher von vornherein auf die Annahme eingeborener Ideen und versuchten eine Philosophie zu begründen, die allein von der Erfahrung ausgeht.

John Lockes vierbändiges philosophisches Hauptwerk „Ein Versuch über den menschlichen Verstand“ widmet sich v. a. diesem Problem der Erkenntnistheorie und ist noch heute ein klassischer und unverzichtbarer Titel empiristischer Erkenntnistheorie. Die Grundthese lautet:

„Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre.“ (John Locke: Ein Versuch über den menschlichen Verstand)

Für Locke ist der menschliche Geist wie ein unbeschriebenes Blatt. Er ist leer bei der Geburt eines Individuums und füllt sich allmählich mit Vorstellungen (Ideen). Diese Vorstellungen haben ihren Ursprung entweder in äußeren Sinneseindrücken (warm, lang, nass etc.) oder in der Wahrnehmung innerer Vorgänge (fühlen, wollen, zweifeln, ängstigen etc.). Daraus bilden sich zunächst einfache Ideen wie Farben, räumliche Ausdehnung oder Gefühlsqualitäten. Aus den einfachen Ideen fügt der menschliche Geist nun auch komplexe Ideen zusammen. Dazu gehören z. B. Allgemeinbegriffe wie „der Mensch“ und „die Gerechtigkeit“. Auch komplexe Naturgesetze wie z. B. das Kausalitätsgesetz werden auf solche Weise gebildet.
Dabei muss der Geist verschiedene gedankliche Operationen ausführen wie z. B. Vergleichen, Trennen, Verbinden und Abstrahieren.
Auf diese Weise kann Locke zwar die Inhalte unserer Vorstellungen aus der Erfahrung erklären (was der Rationalist nicht konnte), aber nicht die vergleichende, abstrahierende, trennende usw. Tätigkeit des menschlichen Geistes. Diese geistigen Fähigkeiten musste er als vor aller Erfahrung liegend (a priori), als quasi angeboren voraussetzen.

In seinem Werk „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ legte Locke seine politische Philosophie dar. Er plädierte für Freiheit, Rechts- und Chancengleichheit als Grundlagen für jedes politische System. Dabei geht Locke davon aus, dass jedem Menschen von Natur aus bestimmte Rechte zukommen, so z. B. das Recht auf Leben, Freiheit und Besitz. Damit diese Rechte in einer Gemeinschaft gewahrt bleiben können, müssen die Menschen ihre Rechte in einem „Gesellschaftsvertrag“ vereinen und sie an eine Regierung übertragen. Daher ist für Locke auch nur eine solche Regierung legitim, die die Zustimmung der Regierten besitzt und die Naturrechte Leben, Freiheit und Eigentum schützt. Wo diese Bedingungen nicht erfüllt sind, haben die Regierten ein legitimes Recht auf Widerstand gegen die Regierung.


Hauptwerke von John Locke

„Ein Versuch über den menschlichen Verstand“ (1690)
John Locke: Ein Versuch über den menschlichen Verstand, 2 Bände. Hamburg: Meiner 1988 und 2000.

„Zwei Abhandlungen über die Regierung“ (1690)
John Locke: Zwei Abhandlungen über die Regierung. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2008.


Über John Locke

Walter Euchner: John Locke zur Einführung. Hamburg: Junius 2004.

Rainer Specht: John Locke. München: C. H. Beck 2008.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2010

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