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Hume, David

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Lebenslauf

Geboren: 26. April 1711 in Edinburgh
Gestorben: 25. August 1776 in Edinburgh

David Hume kam als jüngster Sohn eines als Anwalt tätigen verarmten Adeligen auf die Welt. Sein Vater starb, als Hume zwei Jahre alt war. 1726 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften, das er aber abbrach, um sich zu philosophischen Studien ins Haus seiner Mutter zurückzuziehen. Von 1734 – 1737 ging er nach Frankreich und schrieb dort in einem kleinen Dorf bei Anjou sein philosophisches Hauptwerk „A Treatise of Human Nature“ („Ein Traktat über die menschliche Natur“), das 1739/40 erschien. Allerdings fand es zu seinen Lebzeiten kaum Beachtung und trug ihm nur den Ruf ein, ein „Atheist“, „Materialist“ und „Amoralist“ zu sein. Da seine Bemühungen um Lehrstühle aus diesem Grund erfolglos blieben, übte Hume verschiedene Tätigkeiten als Sekretär und Bibliothekar in Edinburgh, Paris und London aus. Die Umarbeitung seines „Traktats über die menschliche Natur“ in zwei einzelne Essays („Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“ und „Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral“) und die Abfassung einer einflussreichen sechsbändigen Geschichte Englands machten ihn dann bekannt und zu einem reichen Mann. In akademischen Kreisen erfuhr Hume jedoch weiterhin Ablehnung. Er starb in seinem Haus in Edinburgh.


Bedeutung

David Hume war einer der bedeutendsten Philosophen der britischen Aufklärung und neben John Locke ein Hauptvertreter der philosophischen Strömung des Empirismus. Vor allem seine Erkenntnistheorie war von weitreichendem Einfluss, ohne den die Erkenntniskritik Immanuel Kants nicht möglich gewesen wäre.


Lehre und Gedanken

In seinem der Erkenntnistheorie gewidmeten philosophischem Werk ging es David Hume vor allem um die Frage nach dem Zustandekommen unserer Erkenntnis aus der Erfahrung. Als Anhänger einer empiristischen Grundposition ließ er dabei wie auch John Locke die (Sinnes-)Erfahrung als einzig mögliche Quelle der Erkenntnis gelten. Für die Erklärung der Gewinnung von Erkenntnissen aus Erfahrungen unterteilt Hume die Inhalte des menschlichen Geistes in zwei Arten: in Sinneseindrücke („impressions“) und Ideen („ideas“). Sinneseindrücke sind direkte Wahrnehmungen wie z. B. „kalt“ oder „blau“. Als Ideen werden Erinnerungen an vergangene Wahrnehmungen oder Vorstellungen bezeichnet. So kann man sich beispielsweise an eine vergangene Gebirgswanderung erinnern oder sich vorstellen, selbst wenn man noch nie im Gebirge war, dort zu wandern. Dies ist möglich, weil sich alles auf einfache, nicht weiter analysierbare Sinnesempfindungen zurückführen lässt (Farben, Geräusche etc.), die man einmal gemacht hat und immer wieder neu zusammenstellt. Auch Fantasien und Träume erklärt Hume aus der immer wieder anderen Zusammenstellung von alten Sinneseindrücken.

Mithilfe dieser Begrifflichkeiten kann Hume dann die Grundthese des Empirismus aufstellen: Alle Ideen, einfache oder auch sehr komplexe, lassen sich von einfachen Sinneseindrücken herleiten. So existiert für einen Empiristen nichts im Verstand, was nicht vorher durch die Sinne hindurchgegangen ist.

Diese Herleitung unserer Erkenntnis aus unseren subjektiven Sinneswahrnehmungen veranlasst David Hume – im Gegensatz zu John Locke – eine eher skeptische Grundhaltung gegenüber dem menschlichen Erkenntnisvermögen einzunehmen. Erfahrung (experience) und Beobachtung (observation) stellten zwar auch für ihn den Ausgangspunkt von Vernunft und Moral dar, verbürgten aber keineswegs sicheres Wissen oder allgemeinverbindliche moralische Regeln. Dieses Ungenügen der menschlichen Erfahrung begründete Hume mit ihrer Subjektivität und ihrer eingeschränkten Gültigkeit allein für den Augenblick der Erfahrung. Wir erfahren zwar, dass Wasser eine Durst stillende Wirkung hat, aber wir erfahren es immer nur aktuell. Wir können nicht wissen, ob Wasser diese Eigenschaft dauerhaft haben wird. Das Prinzip der Kausalität (Ursache – Wirkung), das als Naturgesetz erscheint, beruht nach Hume nur auf der gewohnheitsmäßigen Verknüpfung von bestimmten Ursachen (Wasser) mit bestimmten Wirkungen (Durststillung). Einzig sicher dabei ist die Wirkung, die wir erfahren, nicht aber der Rückschluss auf eine davon unabhängige Ursache.

Ähnlich gelagert ist das von Hume neu in die Philosophie eingeführte sogenannte „Induktionsproblem“, das bis heute der am meisten beachtete und diskutierte Teil seiner Philosophie ist. Als erster hat David Hume darauf aufmerksam gemacht, dass es problematisch ist, von beobachteten Einzelfällen („Bisher ist jeden Morgen die Sonne aufgegangen.“) auf eine allgemeine Aussage („Die Sonne wird weiterhin jeden Morgen aufgehen.“) zu schließen. Ein solcher Schluss lässt sich nur gewohnheitsmäßig rechtfertigen, aber nicht gesetzmäßig begründen.

Diese skeptische, alle bisherigen Gewissheiten in Zweifel ziehende Position milderte Hume in seiner Ethik ab. Da es sichere Erkenntnis nicht geben könne, müsse Moral nicht auf Wissen, sondern auf Fühlen begründet werden. Bedeutend war Humes These „Aus dem Sein folgt kein Sollen“, also das Verbot, aus Tatsachenaussagen Werturteile zu schlussfolgern. Als Kriterium für eine gute moralische Eigenschaft oder Handlung führte er stattdessen die Nützlichkeit an, was ihn zu einem Vorläufer des Utilitarismus werden ließ.


Hauptwerke von David Hume

„Ein Traktat über die menschliche Natur“ (1739/40)
David Hume: Ein Traktat über die menschliche Natur. Berlin: Xenomos 2004.

„Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“ (1748)
David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2007.

„Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral“ (1751)
David Hume: Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral. Hamburg: Meiner 2003.


Über David Hume

Heiner F. Klemme: David Hume zur Einführung. Hamburg: Junius 2007.

Gerhard Streminger: David Hume. Sein Leben und sein Werk. Paderborn: Schöningh 1995.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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