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Vossenkuhl, Wilhelm

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Lebenslauf

Geboren: 11. Dezember 1945 in Engen bei Konstanz

Wilhelm Vossenkuhl, aus katholischem Elternhaus stammend, studierte von 1968–1972 Philosophie, Neuere Geschichte und Politikwissenschaft in München. 1972 promovierte er mit einer Arbeit über die „Wahrheit des Handels“. Ab 1983 lehrte er Philosophie an der Universität Bayreuth. Seit 1993 ist er Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.


Bedeutung

Wilhelm Vossenkuhls Beiträge zu Handlungstheorie und Ethik sind in der deutschen Gegenwartsphilosophie von großer Bedeutung. Ebenso bedeutsam sind seine Bemühungen, philosophische Reflexionen durch einen humorvoll-nachdenklichen Stil, der auf leichte Verständlichkeit und hohe Anschaulichkeit abzielt, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Lehre und Gedanken

Wilhelm Vossenkuhl gehört zu den Philosophen, die sich nicht im Elfenbeinturm der philosophischen Wissenschaft verkriechen. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er vor allem durch populärwissenschaftliche Fernsehsendungen auf BR-alpha, dem Bildungskanal des Bayerischen Rundfunks, bekannt geworden. Zusammen mit dem Physiker Harald Lesch gibt er in Sendungen wie „Lesch & Co“, „Denker des Abendlandes“ und „Philosophie“ einen leicht verständlichen Einblick in das geistige Erbe Europas.
In seinem für ein breites interessiertes Publikum bestimmten Büchlein „Philosophie für die Westentasche“ gelingt es Vossenkuhl, sieben Themen zu finden, die seit Menschengedenken den Einzelnen bewegen: Freiheit – Identität – Verstehen – Bilder und die Wirklichkeit – Kulturen und Werte – Zeit – Ethik. Diese großen Themen werden von Vossenkuhl prägnant dargestellt, wobei der Leser aber keine fertigen Antworten, sondern Anleitung und Orientierung zum eignen Denken erhält.

In seinem wissenschaftlichen Hauptwerk „Die Möglichkeit des Guten. Ethik im 21. Jahrhundert“ stehen Möglichkeiten zur gerechten Verteilung von Gütern im Mittelpunkt. Das Ziel der Ethik besteht nach Vossenkuhl in der Beantwortung der Frage, was das Gute sei und wie es in Gestalt des guten Lebens zu verwirklichen sei. Das gute Leben bestimmt er dabei als eine Mischung verschiedener Arten von Gütern. Um es zu verwirklichen, müssten

„so unterschiedliche Güter wie die Menschenrechte, Gerechtigkeit, soziale Anerkennung, die Geltung des Rechts, Arbeit, Einkommen, Gesundheit und Bildung in ein Ganzes ohne Widersprüche integriert werden“. (Wilhelm Vossenkuhl: Die Möglichkeit des Guten)

Nach Vossenkuhl bietet nur die gerechte Verteilung dieser Güter die Möglichkeit eines guten Lebens für alle Gesellschaftsmitglieder. Doch wie ist Verteilungsgerechtigkeit zu erreichen? Diese immer schon schwierige Frage beantwortet Vossenkuhl mit einer teilweisen Ausklammerung des Individuums. Nur Kommissionen, die natürlich aus selbstständigen Individuen bestehen, könnten im 21. Jahrhundert gerecht über die Verteilung knapper Güter – seien es Transplantate, Einkommen oder Bildungschancen – entscheiden. Vossenkuhl formuliert mehrere Maximen, an denen solche Kommissionen ihre Entscheidungen ausrichten sollten. Orientierung für den Einzelnen bietet diese Ethik für das 21. Jahrhundert allerdings nicht. Der Einzelne bleibt auf sich selbst zurückgeworfen und wird von Vossenkuhl zu mehr Eigenverantwortung aufgerufen, zum Selber-Denken und zum „Standhalten“ auch in schwierigen Zeiten.


Hauptwerke von Wilhelm Vossenkuhl

„Philosophie für die Westentasche“ (2004)
Wilhelm Vossenkuhl: Philosophie für die Westentasche. München: Piper, 2. Aufl. 2005.

„Die Möglichkeit des Guten. Ethik im 21. Jahrhundert“ (2006)
Wilhelm Vossenkuhl: Die Möglichkeit des Guten. Ethik im 21. Jahrhundert. München: Beck 2006.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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