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Selbsteinschätzung und Rückmeldung zur Schreibstunde ab Klasse 2




Regelmäßige Runden zur Textbesprechung
Um den Bereich Schreiben mit dem Schwerpunkt „Texte situations- und adressatengerecht verfassen“ im Unterrichtsalltag stärker zu fokussieren und die Kompetenzen der Kinder gezielt zu fördern und weiter auszubauen, ist es hilfreich, eine feste Schreibstunde in der Woche zu etablieren. In dieser Stunde werden immer zu Beginn selbst verfasste Texte von den Kindern in einer Textbesprechungsrunde vorgelesen.

Um dafür eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, bietet sich ein Stuhl- oder Sitzkreis an. Je nach Lesekompetenz erfolgt das Vorlesen des Textes durch das Autorenkind selbst oder durch die Lehrkraft. Anschließend erhält das Autorenkind ein Feedback durch seine Mitschüler (s. angehängte KV „Ablauf unserer Textbesprechung“). Das Autorenkind wählt z. B. drei Kinder aus, die zunächst ein positives Feedback geben, dann gibt es Gelegenheit für Nachfragen zum Inhalt und anschließend können drei Kinder Tipps für die Verbesserung des Textes geben. Das Kind entscheidet selbst, ob es seinen Text daraufhin überarbeiten möchte. Die Lehrerin kann die Tipps für das Autorenkind auf einem kleinen Zettel notieren.

Anfangs ist die Anleitung der Textbesprechung durch die Lehrkraft besonders bedeutsam, um mit den Kindern ein konstruktives Feedback und Satzmuster einzuüben sowie Wiederholungen zu vermeiden. Die Lehrkraft kann den Kindern auch Beispiele für konstruktive Rückmeldungen zu einem Text geben. Im Verlauf des Schuljahres werden die Kinder routinierter und selbstständiger bei den Textbesprechungen. Somit kann die Lehrkraft zunehmend die Rolle des Beobachters einnehmen und sich währenddessen Notizen machen.
Durch die gemeinsame Textbesprechung lernen die Kinder die Qualität eines Textes einzuschätzen und konstruktive Kritik zu verbalisieren. Außerdem werden ihnen die Kriterien behandelter Textformen noch bewusster. Aufgrund der Vorarbeit in Klasse 2 und den in den Textbesprechungen erworbenen Kompetenzen wird den Kindern der oft schwierige Start in erste Schreibkonferenzen ab der dritten Klasse ungemein erleichtert. Kinder lieben die ritualisierte Textbesprechungsrunde, weil sie eigene Texte präsentieren können und ausreichend Zeit für die Besprechung ist. Gerade zu Beginn der Stunde sind die Kinder noch konzentriert und können sich gut darauf einlassen.


Hinweise zur Schreibstunde
Nach der Textbesprechungsrunde können gemeinsam ein neuer Schreibanlass, eine neue Textform aus dem Niko Sprachbuch oder Schreibkriterien für eine neue Textform besprochen werden. So können Ideen für eine Fortsetzungsgeschichte (vgl. z. B. Niko Sprachbuch 2 Seite 79 Nr. 1) mündlich oder in einer Mindmap an der Tafel gesammelt werden, bevor die Kinder in Einzelarbeit mit dem Schreiben des Textes beginnen. Das gemeinsame Planen eines Textes durch eine Mindmap oder einen Stichwortzettel bahnt diese wichtige Schreibkompetenz bereits im zweiten Schuljahr an, die in Klasse 3 grundlegend thematisiert und weiter entfaltet wird (vgl. Niko Sprachbuch 3 Seite 62).
Es kann auch sinnvoll sein, nach einer Textbesprechungsrunde direkt mit der Schreibzeit zu beginnen. Dann werden bereits angefangene Texte aus der letzten Schreibstunde fortgesetzt oder ein neuer Text nach einem frei gewählten Inhalt oder nach einer Anregung, z. B. durch eine weitere Schreibaufgabe aus dem Niko Sprachbuch (vgl. z. B. Niko Sprachbuch 2 Seite 79 Nr. 3), Bilder, Fotos, Gegenstände, Reizwörter, Satzanfänge usw. geschrieben. Die Lehrkraft ist entlastet und kann sich in Ruhe um einzelne Kinder kümmern, da die Kinder nach Beendigung eines Textes direkt mit einem neuen Text beginnen. Nun ist auch Zeit, den eigenen Text noch einmal zu überarbeiten oder einen von der Lehrerin korrigierten Text abzuschreiben, um ihn z. B. in einem Geschichtenbuch der Klasse zu „veröffentlichen“.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Kinder in der Schreibphase sehr gerne Anregungen aus der Textbesprechung aufgreifen und versuchen, in ihrem nächsten Text umzusetzen oder den eigenen Text daraufhin noch einmal zu überarbeiten. Wenn z. B. zuvor herausgestellt wurde, dass der Text eines Autorenkindes durch das Sprechen der Personen „lebendig“ und interessant wurde, versuchen die Kinder dies auch in ihrem Text umzusetzen, auch wenn wörtliche Rede noch nicht explizit thematisiert wurde. Manchmal sind es auch besonders gelungene Schlusssätze, die von den anderen Kindern für ihren Text übernommen werden.

Aufschreib- und Bewertungspraxis
In der Praxis hat es sich bewährt, dass die Kinder die Texte aus der Schreibstunde nicht in ihr Deutschheft/Schulheft schreiben, sondern dafür extra ein großes Schreibheft anlegen. Das Deckblatt kann in der ersten Stunde individuell gestaltet werden. Beim Schreiben wird immer eine Zeile Platz für inhaltliche und rechtschriftliche Korrekturen durch die Lehrkraft und zunehmend auch für die Überarbeitungen durch die Kinder gelassen. Ab Klasse 3 können Texte auch in Schreibkonferenzen besprochen und gemeinsam überarbeitet werden (vgl. Niko Sprachbuch 3 S. 81). Die Lehrkraft muss nicht jeden Text korrigieren! Es empfiehlt sich, in Absprache mit dem Kind, nur die Texte zu korrigieren, die für eine Veröffentlichung vorgesehen sind oder ggf. auch bewertet werden sollen. Es ist mit der Klasse abzusprechen, ob die Lehrerin alle Texte lesen darf oder die Kinder entscheiden dürfen, welche Texte sie der Lehrerin zeigen möchten.

Umgang mit dem Rückmeldungsbogen
Die Leistungen, die die Kinder im Rahmen der Schreibstunde erbringen, werden mithilfe des Selbsteinschätzungs- und Rückmeldungsbogens (s. angehängte KV „Selbsteinschätzung und Rückmeldung zur Schreibstunde“) durch die Kinder und die Lehrkraft dokumentiert. Es hat sich bewährt, den Bogen gemeinsam mit den Kindern Punkt für Punkt durchzugehen, um Verständnisschwierigkeiten zu vermeiden. Dabei treffen die Kinder dann ihre Selbsteinschät-zung und kreuzen den entsprechenden Smiley an. Zu Beginn des Schuljahres sollte den Kin-dern und den Eltern der Bogen transparent gemacht werden. So wissen die Kinder, „worauf es ankommt“ und auch die Eltern können einordnen, wie es zu der Beurteilung auf dem Zeugnis kommt. Als Dokumentation der Leistungen und Lernfortschritte dient darüber hinaus das Schreibheft. Die Kinder sind sehr stolz, wenn sie ein Heft voll mit ihren eigenen Texten am Ende des Schuljahres mit nach Hause nehmen können.

Britta Seepe-Smit