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Koeppen, Wolfgang

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* 23. 6. 1906 in Greifswald
† 15. 3. 1996 in München


Koeppen studierte Germanistik und Theaterwissenschaft und leitete 1930–33 das Feuilleton des „Berliner Börsen-Courier“. 1934 erschien als erster Roman Eine unglückliche Liebe; im selben Jahr ließ er sich in Holland nieder. 1939 kehrte er nach Dtl. zurück und war in Berlin als Drehbuchautor tätig. Koeppens 3 Nachkriegsromane, Tauben im Gras (1951), Das Treibhaus (1953) und Der Tod in Rom (1954), stehen im Zusammenhang mit der Kritik am verpassten gesellschaftlichen Neubeginn in der B. D. im Zeichen der Ost-West-Konfrontation und der Remilitarisierung. Die Eindrücke einer 1957 auf Einladung des sowjet. Schriftstellerverbandes unternommenen Reise durch die UdSSR enthält der Band Nach Russland und anderswohin (1958); als weitere Reisebücher folgten Amerikafahrt (1959) und Reisen nach Frankreich (1961). Autobiografisch geprägt sind der Prosaband Romanisches Café (1972) und die Erzählung Jugend (1976). Zu Koeppens Auszeichnungen gehört der Georg-Büchner-Preis 1962.

Tauben im Gras. Roman, V 1951.
In einem an Döblin (Montagetechnik) und James Joyce (innerer Monolog) orientierten Mosaik aus sich nach und nach verknüpfenden Einzelszenen schildert Koeppen ein Kaleidoskop von Lebenshaltungen. Als zeitlicher Rahmen dient ein Tag des Jahres 1948, als Schauplatz eine westdt. amerikan. besetzte Großstadt. Gemeinsam ist den Akteuren (Arzt, Lehrer, Schriftsteller, Schauspieler, Vortragsgäste, Biertrinker, Halbstarke) eine vage Vorstellung von ihrer neu gewonnenen Freiheit, während sie in Wirklichkeit schutzlos wie „Tauben im Gras“ dem „Metzger ausgeliefert“ sind.

Das Treibhaus. Roman, V 1953.
Der 2. Teil einer „Trilogie des Scheiterns“ hat die Form eines inneren Monologs des aus dem Exil zurückgekehrten Schriftstellers Keetenheuve. Dieser rekapituliert Ereignisse seit 1945. Als SPD-Abgeordneter lebt er im „Treibhaus Bonn“. Hier gedeiht im Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft die Restauration. Keetenheuves Engagement im Widerstand gegen die Wiederbewaffnung der B. D. ist dem Einfluss des Geheimdienstes auf die Politik hoffnungslos unterlegen. Zum Zeitbild wird der Roman durch Material aus den Medien, v. a. der Werbung in Kino, Rundfunk und den Druckerzeugnissen.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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