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Seghers, Anna (eigtl. Netty Radványi, geb. Reiling)

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* 19. 11. 1900 in Mainz
† 1. 6. 1983 in Ost-Berlin


Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde Ost-Berlins (1975), der Mainzer Gutenberg-Universität (1977) und der Stadt Mainz (1981) deuteten eine Überbrückung jenes „Bruchs, der die Welt in zwei Lager spaltet“, an, über den Seghers im Zusammenhang ihres DDR-Romans Die Entscheidung schrieb, dass er „auf alle, auch auf die intimsten Teile unseres Lebens einwirkt“.
Die Tochter eines jüd. Kunst- und Antiquitätenhändlers studierte 1919–24 in Heidelberg und Köln Geschichte, Philologie, Sinologie und Kunstgeschichte (Promotion über Jude und Judentum im Werk Rembrandts; ihr ab 1927 verwendetes Pseudonym ist der Name des Rembrandt-Zeitgenossen Hercules Seghers). 1925 heiratete sie den ungar. Soziologen Lászlo Radványi. 1928 erhielt Seghers für die Erzählung Aufstand der Fischer von St. Barbara den Kleist-Preis; im selben Jahr trat sie der KPD, 1929 dem Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller bei.
Nach Verhaftung und Vernehmung emigrierte Seghers mit ihrer Familie Mitte 1933 nach Frankreich und ließ sich bei Paris nieder. Dem Roman Der Kopflohn (1933) mit dem Thema der Ausbreitung des Nationalsozialismus vor 1933 folgten als weitere Teile eines Dtl.-Romanzyklus 1935 Der Weg durch den Februar (Niederschlagung des Wiener Arbeiteraufstands gegen das Dollfuß-Regime) und 1937 Die Rettung (Wandlung eines unpolitischen Arbeiters zum Widerstandskämpfer), schließlich Das siebte Kreuz (1942) und Transit (1944). 1940 floh Seghers nach Marseille, 1941 nach Mexiko.
1947 (Verleihung des Büchner-Preises des Landes Hessen) kehrte Seghers nach Dtl. zurück und ließ sich in Ost-Berlin nieder. 1949 erschien der Epochenroman (1918 bis 1945) Die Toten bleiben jung mit der Darstellung von Industrie, Großgrundbesitz und Militär als sozialer Grundlage der reaktionären Kräfte. Die Romane Die Entscheidung (1959) und Das Vertrauen (1968, mit der Darstellung des 17. Juni 1953) schildern die Probleme des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft. Eine Reihe von Erzählungen spielt in der Karibik (Das Licht auf dem Galgen handelt vom Versuch der Negerbefreiung auf Jamaika zur Zeit der Frz. Revolution). Zu den mit zahlreichen Ehrungen bedachten kulturpolitischen Tätigkeiten der Schriftstellerin gehört der Vorsitz des Schriftstellerverbands der DDR 1952–78.

Romane: Die Gefährten (1932), Der Kopflohn. Roman aus einem deutschen Dorf im Spätsommer 1932 (1933), Der Weg durch den Februar (1935), Die Rettung (1937), Die Toten bleiben jung (1949, Verf DDR 1968 Joachim Kunert), Die Entscheidung (1959), Das Vertrauen (1968). – Erzählungen: Grubetsch (1927), Aufstand der Fischer von St. Barbara (1928, Verf UdSSR 1934 Erwin Piscator), Slg. Auf dem Weg zur amerikan. Botschaft (1931), Der letzte Weg des Koloman Wallisch (1934), Die schönsten Sagen vom Räuber Woynok (1938), Slg. Der Ausflug der toten Mädchen (1946), Slg. Die Linie (1950), Der Mann und sein Name (1952), Slg. Die Hochzeit von Haiti (1954), Das Licht auf dem Galgen (1960, Verf DDR 1976 Helmut Nitzschke), Slg. Die Kraft der Schwachen (1965), Slg. Das Schilfrohr (Verf der Titelerzählung DDR 1974 Joachim Kunert), Die Tochter der Delegierten (1970, Verf der Titelerzählung Polen/DDR 1977 Wojcieck Fiwek), Slg. Drei Frauen aus Haiti (1980), Slg. Vierzig Jahre der Margarete Wolf (1982). – Essays: Über Tolstoi. Über Dostojewski (1963), Slg. Glauben an Irdisches. Essays aus 4 Jahrzehnten (1969), Über Kunstwerk und Wirklichkeit (Bd. 1–3 1970/71, Bd. 4 1979).


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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