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Brentano, Clemens

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* 8. 9. 1778 in Ehrenbreitstein (= Koblenz)
† 28. 7. 1842 in Aschaffenburg


Der Lyriker, Erzähler und Dramatiker repräsentiert die dt. Romantik, an deren Entwicklung er von den Anfängen bis zum Münchner Kreis der Spätromantiker wesentlichen Anteil hatte. Aus großbürgerlichem Hause stammend und vermögend, führte Brentano nach Studienjahren in Halle, Jena und Göttingen ein zur Exzentrik neigendes, freies Dichterleben. Gemeinsam mit A. v. Arnim, dem späteren Mann seiner Schwester B. v. Arnim, gab er 1805–08 die Sammlung (bearbeiteter) Volkslieder Des Knaben Wunderhorn heraus. Ein kennzeichnendes Frühwerk ist der „verwilderte Roman“ Godwi (1801), begonnen als Briefroman, mit eingefügten Gedichten und Erzählungen. Romantische „Zerrissenheit“ spiegelt sich in der breiten Skala der Sprachmittel des Lyrikers und Erzählers vom innigsten Gefühlsausdruck bis hin zu beißender Ironie. Beispiele für Synästhesie (die „Zusammenschau“ von Sichtbarem und Hörbarem) enthält sein Abendliedchen: „Golden wehn die Töne nieder. / Stille, stille, lass uns lauschen! / Holdes Bitten, mild Verlangen, / Wie es süß zum Herzen spricht. / Durch die Nacht, die mich umfangen, / Blickt zu mir der Töne Licht“ (in: Die lustigen Musikanten, 1803).
Das Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia (V 1838) über den Aufstieg der verarmten, in einem Hühnerstall lebenden Familie des Grafen Gockel verbindet Prosa und Verse, schlichten „Volkston“ mit Ironie und den Stilmitteln der Groteske. Nach seiner Rückkehr zur kath. Kirche (sog. Generalbeichte 1817 in Berlin) zeichnete Brentano 1818–23 die Visionen der stigmatisierten Nonne A. K. Emmerick auf (Die bitteren Leiden unseres Herrn Jesu Christi, anonym 1833).

Gedichtsammlungen: Geistliche und weltliche Lieder (Bd. 1 und 2 der Gesammelten Schriften, 1852), Romanzen vom Rosenkranz (Fragment, Bd. 3 der Gesammelten Schriften, 1852). – Romane: Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter (1801). – Erzählungen: Die Chronika des fahrenden Schülers (Fragment, E ab 1803, V 1818), Gockel, Hinkel und Gackeleia (Märchen, E ab 1811, V 1838), Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter (1817). – Dramen: Ponce de Leon (E 1801, V 1804, U 1814), Die Gründung Prags (V 1815).

Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Novelle, 1817.
Der Erzähler wird von einer alten Bäuerin gebeten, eine Bittschrift zu verfassen, um für ihren Enkel Kaspar und ihr Patenkind Annerl ein christliches Begräbnis zu erwirken. Schrittweise enthüllt sich die Vorgeschichte. Annerls Verlobter, der Ulan Kaspar, hat sich das Leben genommen, nachdem er entdeckt hatte, dass sein Vater und Stiefbruder zu Dieben geworden sind. Das von einem Adligen verführte Annerl hat ihr Kind getötet und soll hingerichtet werden. Der Erzähler überbringt die Bittschrift. Der vom Herzog gewährte Pardon bleibt wirkungslos: Der Überbringer der Begnadigung (Annerls Verführer) kommt zu spät und nimmt sich angesichts des vollstreckten Urteils das Leben. Kaspar und Annerl erhalten ein ehrliches Begräbnis. Als Leitmotiv dient das Verständnis der „Ehre“, sei es als Kaspars „Soldatenehre“, sei es als Wissen der Bäuerin, dass Gott allein die Ehre gebührt. Im Ehrbegriff spiegeln sich die sozialen Gegensätze.

Sie finden hier online folgende Texte von Clemens Brentano:



Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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