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Benn, Gottfried

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* 2. 5. 1886 in Mansfeld (Westprignitz)
† 7. 7. 1956 in West-Berlin


Die Verleihung des neu konstituierten Georg-Büchner-Preises an Benn im Jahr 1951 entfachte die Diskussion, inwiefern sein Eintreten für den Nationalsozialismus 1933 ein bloßer Irrtum oder aber die Konsequenz seines von Nietzsches Auffassung der Kunst als „letzte metaphysische Realität innerhalb des europäischen Nihilismus“ geprägten Weltbilds gewesen sei.
Aus einem protestantischen Pfarrhaus stammend, wechselte Benn 1905 von der Theologie und Philosophie zur Medizin und promovierte 1912. Nach seinem Einsatz als Militärarzt in Belgien eröffnete er 1917 in Berlin eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten (bis 1935 und 1945–53). Als eine Form der Emigration wählte er 1935 die Reaktivierung als Militärarzt. Ab 1936 unter Zensur, erhielt er 1938 Schreibverbot. Nach 1945 galt er als „unerwünschte Person“; seine Werke fanden jedoch ab 1949 wachsende Verbreitung.
Benns unbestrittene Modernität zeigt sich in seiner Auseinandersetzung mit der intellektuellen „Gehirnlichkeit“ und dem Verlust umfassender Lebenswirklichkeit. Dieses Bewusstsein ließ ihn nach der absoluten künstlerischen Form im Sinne einer neuen Wirklichkeit der „Ausdruckswelt“ streben.

Gedichtbände: Morgue (1912), Söhne (1913), Fleisch (1917), Schutt (1924), Spaltung (1925), Betäubung (1925), Ausgewählte Gedichte (1936, als Trunkene Flut 1949), Statische Gedichte (1948 in Zürich, dt. Lizenz 1949), Destillationen (1953), Aprèslude (1955), posthum Späte Gedichte (1961). – Erzählungen: Slg. Gehirne (1916), Der Ptolemäer. – Essays: Das moderne Ich (1919), Nach dem Nihilismus (1932), Der neue Staat und die Intellektuellen (1933), Ausdruckswelt (1949), Probleme der Lyrik (1951). – Autobiografisches: Doppelleben (1950).

Lyrik. Die frühen Gedichte (ab 1912) gehören dem Expressionismus an. Ihre Eigenart ergibt sich aus der Erfahrungswelt des Mediziners, die sich im Fachjargon und in der Schilderung körperlichen Verfalls Ausdruck verschafft (Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke).
Die „klassische“ Form (oft vierzeilige gereimte Strophen) verknüpft Jargon, Fachbegriffe, Fremdsprachliches, Evokationen „Keime, Begriffsgenesen, / Broadays, Azimut, / Turf- und Nebelwesen / mischt der Sänger im Blut (…)“ (Der Sänger, in: Trunkene Flut, 1949).


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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