Lexikon

Suche


Bitte hier Suchbegriff eingeben.


Rühmkorf, Peter

Drucken

* 25. 10. 1929 in Dortmund
† 8. 6. 2008 in Roseburg (Schleswig-Holstein)


Der Sohn einer Lehrerin und eines Puppenspielers begann 1951 in Hamburg ein Studium der Pädagogik und wechselte zur Germanistik und Psychologie. 1958 wurde er Verlagslektor, seit 1964 lebte er als freier Schriftsteller in Hamburg, mit Gastdozenturen zur dt. Literatur und Poetik u. a. 1969/70 in Austin (Texas), 1980 in Frankfurt a. M. (agar agar – zaurzaurim. Zur Naturgeschichte des Reims und der menschlichen Anklangsnerven, V 1981), 2001 in Tübingen.
Als Lyriker bediente sich Rühmkorf vorwiegend der zeitkritischen, parodistischen Verfremdung des „Kulturguts“. So enthält die Slg. Kunststücke (mit einer „Anleitung zum Widerspruch“, 1962) eine Neufassung von Eichendorffs Lied Das zerbrochene Ringlein („In einem kühlen Grunde / Da geht ein Mühlenrad“): „In meinem Knochenkopf / da geht ein Kollergang“. Das entsprechende umgangssprachliche Verfahren dokumentiert und erörtert die Slg. Über das Volksvermögen. Exkurse in den literarischen Untergrund (1967) mit drastischen Kinder- und Wirtinnenversen, Toilettengraffiti und Schlagerparodien. Kritik am Kapitalismus verbindet die Theaterstücke Lombard gibt den Letzten (U 1972) und Was heißt hier Volsinii? Bewegte Szenen aus dem klassischen Wirtschaftsleben (V 1969, U 1973) über den Untergang der etrusk. Stadt Volsinii. Die autobiografische Prosa Die Jahre, die ihr kennt – Anfälle und Erinnerungen (1972) enthält u. a. Porträts von Enzensberger und Grass. Alternativen zur „Altherrengermanistik“ enthalten die Essays, Gedichte und Übersetzungen der Slg. Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich (1975). Zu den Gedichtbänden gehört Haltbar bis 1999 (1979), Jazz und Lyrik verbindet die Tonkassette Phönix voran! (1987), Aufwachen und Wiederfinden (2007) und Paradiesvogelschiss (2008). Als Tabu I erschienen 1995 die Tagebücher 1989–91, 2004 Tabu II. Tagebücher 1971–1972. U. d. T. Schachtelhalme 2001 Schriften zur Poetik und Literatur.

1993 erhielt Rühmkorf den Georg-Büchner-Preis (Dankrede Deutschland, ein Lügenmärchen), 1999 die Carl-Zuckmayer-Medaille für besondere Verdienste um die dt. Sprache, 2001 war er der 1. Träger des neuen, nach Ringelnatz benannten Literaturpreises der Stadt Cuxhaven, 2003 Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen, 2005 Erik-Reger-Preis der „Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz“, 2008 Kasseler Literaturpreis (posthum).


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Autoren-Lexikon
Das Lexikon bietet Informationen zu allen in deutsch.kompetent erwähnten Autoren.