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Enzensberger, Hans Magnus

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* 11. 11. 1929 in Kaufbeuren

Als 15-Jähriger zum Volkssturm eingezogen, besuchte Enzensberger nach dem Krieg die Oberschule, studierte ab 1949 in Erlangen, Freiburg, Hamburg, Paris (Literaturwissenschaft, Philosophie) und promovierte 1955 mit einer Dissertation über die Poetik Brentanos; im selben Jahr wurde er Mitglied der „Gruppe 47“. Von 1957 an lebte er als freier Schriftsteller, Übersetzer und Gastdozent (Ulm, Frankfurt, Middletown in den USA) u. a. in Norwegen, West-Berlin, auf Kuba; 1983 ließ er sich in München nieder. 1963 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, 1970 den Bremer Literaturpreis, 1982 den Pasolini-Preis der Stadt Rom. Seine umfangreiche Tätigkeit als Herausgeber reicht vom „Museum der modernen Poesie“ (1960) über das „Kursbuch“ (ab 1965) bis zur Buchreihe „Die Andere Bibliothek“.
Der Lyriker Enzensberger knüpfte als „zorniger junger Mann“ an Brechts Konzeption des Gedichts als „Gebrauchsgegenstand“ an. Als Essayist gelangte er von der Medienkritik (Sprache des „Spiegel“ 1957, der FAZ 1962) zu gesellschaftskritischen Analysen, die wesentlich für die Studentenbewegung und die Neue Linke wurden. Tonbandprotokolle verwertet das als „Selbstbildnis der Konterrevolution“ („Schweinebucht“-Invasion auf Kuba 1961) gestaltete Dokumentarspiel Das Verhör von Habana (U 1970, V 1973). Das Epos in 33 Gesängen Der Untergang der Titanic kam als Rezitationsstück auf die Bühne. Der radikalen Modernisierung von Molières Menschenfeind (1979) folgte die Diderot-Komödie Der Menschenfreund (1984). Als Bastion in der Medienwelt erweist sich die Lyrik. In der Slg. Kiosk (1995) zitiert Altes Medium Gedichte von Goethe, Benn und Gryphius: „Aber wem es wirklich ernst ist / mit virtual reality, / sagen wir mal: Füllest wieder Busch und Tal, / oder: Einsamer nie / als im August, oder auch: Die Nacht schwingt ihre Fahn, / der kommt mit wenig aus.“
Der Autor erhielt für sein literarisches Schaffen zahlreiche Auszeichnungen u. a. den Deutschen Kritikerpreis 1962 und 1978, den Heinrich-Böll-Preis 1985, den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis 1993, den Heinrich-Heine Preis 1998, den Prinz-von-Asturien-Preis 2002, den Premio d’ Annunzio 2006 und den Medienpreis 2006 von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Gedichtbände: Verteidigung der Wölfe (1957), Landessprache (1960), Gedichte (1962), Blindenschrift (1964), Gedichte 1955–1970 (1971), Mausoleum. 37 Balladen aus der Geschichte des Fortschritts (1975), Die Furie des Verschwindens (1980), Die Geschichte der Wolken (2003), Leichter als Luft. Moralische Gedichte (1999). – Romane: Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durretis Leben und Tod (1972), Wo warst du, Robert? (1998), Hammerstein oder der Eigensinn, Biographie (2008). – Hörspiele: Taube Ohren (1971), Die Bakunin-Kassette (1977), Der tote Mann und der Philosoph (1978). – Essays: Slg. Einzelheiten (1962), Slg. Politik und Verbrechen (1964), Slg. Palaver. Politische Überlegungen 1967–1973 (1974), Slg. Politische Brosamen (1982), Die Elixiere der Wissenschaft. Seitenblicke in Poesie und Prosa (2002), Nomaden im Regal. Essays (2003), (unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr) Heraus mit der Sprache. Ein bisschen Deutsch für Deutsche, Österreicher, Schweizer und andere Aus- und Inländer (2005), Schreckens Männer – Versuch über den radikalen Verlierer (2006).


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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