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Beckett, Samuel Barclay

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* 13. 4. 1906 in Dublin
† 22. 12. 1989 in Paris


Der irische Schriftsteller beginnt nach seinem Abitur 1923 ein Romanistikstudium am Dubliner Trinity College. Nach Abschluss des Studiums 1927 geht er für zwei Jahre als Englisch-Lektor an die renommierte Pariser École Normale Supérieure. In Paris macht er 1928 die für seine schriftstellerische Laufbahn so wichtige Bekanntschaft mit dem irischen Schriftsteller James Joyce. Ab 1937 erklärt Beckett Frankreich dann auch zu seiner Wahlheimat. Ab 1929 erste Publikationen, 1934 erscheinen seine Erzählungen unter dem Titel Mehr Prügel als Flügel, 1938 sein Roman Murphy. Ab 1940 gehören Beckett und seine damalige Freundin und spätere Ehefrau, die Pianistin Suzanne Deschevaux-Dumesnil, der Widerstandsgruppe der Résistance an. Nach dem Krieg verfasst Beckett zahlreiche Theaterstücke, Romane und Novellen. 1948 entsteht mit dem Stück En attendant Godot (dt.: Warten auf Godot) Becketts wohl berühmtestes Werk (Uraufführung 1953 in Paris). Mit diesem Endzeitdrama wird er zum gefeierten Autor des sogenannten „absurden Theaters“. 1969 wird Beckett für sein literarisches Gesamtschaffen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Das Stück „Warten auf Godot“ (franz. Originaltitel: „En attendant Godot“) hatte der irische Schriftsteller Samuel Beckett bereits 1949 fertiggestellt. Weil Beckett jedoch keine Bühne für die Erstaufführung fand, wurde das Drama 1952 zunächst publiziert und erst im Januar 1953 in Paris uraufgeführt.
In dem Stück treten die beiden Obdachlosen bzw. Landstreicher Wladimir und Estragon auf, die beharrlich irgendwo in einer „gottverlassenen Gegend“ auf jemanden (oder etwas) warten. Sie sagen, dass sie auf Godot warten, wobei im Stück nicht aufgelöst wird, wer (oder was) Godot eigentlich ist. Sehr wahrscheinlich ist, dass die beiden auf bessere Zeiten, einen neuen, besseren Tag warten. Selbst der Autor weiß nicht, worauf bzw. auf wen sie warten: „Hätte ich gewusst, wer Godot ist, hätte ich es im Stück gesagt.“
Das Warten führt zu nichts, es verläuft sich ins Leere bzw. in eine schlechte Unendlichkeit. Die Szenerie wird immer absurder (vgl. absurdes Theater): Nicht nur, dass Wladimir und Estragon nicht wissen, worauf bzw. auf wen sie eigentlich warten, sie haben sogar vergessen, dass sie warten: „Komm, gehen wir.“ / „Wir können nicht.“ / „Warum nicht?“ / „Wir warten auf Godot.“ / „Ach ja.“ Die Zeit vertreiben sich die beiden damit, so zu tun, als ob sie etwas zu tun hätten. Estragon zum Beispiel „fingert“ ständig an seinen Füßen und an seinen Schuhen herum, und zwar so, als ob er sich gleich auf den Weg machen müsste. Doch auch dieses Herumwerkeln führt zu nichts Konkretem; im Verlauf des zweiten Akts büßt Estragon sogar die Fähigkeit ein, zu gehen. Auch die Gespräche verlieren sich in Nichtigkeiten, obwohl man selbst über diese trefflich in Streitigkeiten geraten kann. Schließlich verfallen die beiden in eine Diskussion über die verschiedenen Weisen des Selbstmordes.
Kurz, es dreht sich alles im Kreis – im Übrigen nicht nur für Wladimir und Estragon, sondern auch für das Publikum –, alles Tun und Sagen scheint vergeblich, belanglos, umsonst, sinnlos, zweifelhaft. Hoffnung kann, muss enttäuscht werden – und das ist auch gut so, denn Enttäuschung bedeutet nichts anderes als Befreiung von einer Täuschung. Des Menschen Sein und Dasein ist nicht einfach nur Existenz im Widerspruch, sondern schlimmer noch, es bedeutet Existenz im Absurden (vgl. Philosophie des Existenzialismus).


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009