Lexikon
Vollmer, Gerhard
DruckenLebenslauf
Geboren: 17. November 1943 in Speyer
Gerhard Vollmer studierte 1963-1968 Physik, Mathematik und Chemie in München, Berlin, Hamburg (DESY), Freiburg, 1967-1972 studierte er Philosophie und Sprachwissenschaften in Freiburg und Montreal. Er promovierte sowohl in Theoretischer Physik als auch in Philosophie. Ab 1981 lehrte er Biophilosophie in Gießen. Ab 1991 war er Professor für Philosophie an der Technischen Universität Braunschweig und bis 2008 geschäftsführender Leiter des dortigen Seminars für Philosophie. 2002 wurde er zum Gastprofessor an der Hunan Normal University Changsha in China ernannt. Inzwischen ist Gerhard Vollmer emeritiert. Darüber hinaus ist er Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle und der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift „Aufklärung und Kritik“ und Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP.
Bedeutung
Gerhard Vollmer hat mit seinem erstmalig 1975 erschienen Buch „Evolutionäre Erkenntnistheorie“ einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Erkenntnistheorie geleistet. Für die Grundlegung einer Evolutionären Erkenntnistheorie und für seine vermittelnden Arbeiten zwischen Natur- und Geisteswissenschaften erhielt er 2004 den Kulturpreis der Eduard- Rhein-Stiftung.
Lehre und Gedanken
Die Evolutionäre Erkenntnistheorie geht von einem naturalistischen Ansatz unter besonderer Berücksichtigung der Evolutionstheorie aus, um die Fragen nach dem Erkennen zu beantworten. Im Zuge der stammesgeschichtlichen Entwicklung haben Lebewesen Sinnesorgane und dazugehörige Hirnfunktionen entwickelt, so dass sie sich in ihrer Umgebung behaupten können. Menschen haben darüber hinaus Sprache und Kultur entwickelt.
„Unser Erkenntnisapparat ist ein Ergebnis der Evolution. Die subjektiven Erkenntnisstrukturen passen auf die Welt, weil sie sich im Laufe der Evolution in Anpassung an diese reale Welt herausgebildet haben. Und sie stimmen mit den realen Strukturen (teilweise) überein, weil nur eine solche Übereinstimmung das Überleben ermöglichte.“ (Gerhard Vollmer: Evolutionäre Erkenntnistheorie).
Einerseits wissen wir also, dass wir in einer Welt, in der Realität leben und kommunizieren. Dies ist die Konsequenz aus dem Ansatz der Evolution.
Andererseits können wir uns aber nie sicher sein, was wir wirklich erkennen. Insofern ist unser Realismus bezogen auf die Welt genau genommen ein Gebäude aus Vermutungen, dies ist ein „hypothetischer Realismus“. Im täglichen Leben nehmen wir die Welt meist, aber nicht immer, so wahr wie sie uns erscheint. Wir halten das Wahrgenommen für das Reale. Und das ist durchaus sinnvoll für unser Denken und Handeln. Dieser praktische Ansatz wird als naiver Realismus bezeichnet. Die evolutionäre Erkenntnistheorie umfasst verschiedene Formen des Realismus und begründet sie aus naturwissenschaftlicher und praktischer Perspektive.
Hauptwerke von Gerhard Vollmer
„Evolutionäre Erkenntnistheorie“ (1975)
Gerhard Vollmer: Evolutionäre Erkenntnistheorie. Stuttgart: Hirzel, 8., unveränd. Aufl. 2002.
„Was können wir wissen?“ (1988)
Gerhard Vollmer: Was können wir wissen? Band 1: Die Natur der Erkenntnis; Band 2: Die Erkenntnis der Natur. Stuttgart: Hirzel, 4., unveränderte Auflage 2008.
„Biophilosophie“ (1995)
Gerhard Vollmer: Biophilosophie. Stuttgart : Reclam 1995.
Über Gerhard Vollmer
Buschlinger, Wolfgang / Lütge, Christoph (Hrsg.): Kaltblütig. Philosophie von einem rationalen Standpunkt. Festschrift für Gerhard Vollmer zum 60. Geburtstag. Stuttgart: Hirzel 2004.
Günther Stark: Kritik der evolutionären Vernunft. Vollmer in der Kritik : wider die evalutionistische Unanschaulichkeitsphilosophie. Baden-Baden : German Univ. Press 2007.
Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009
Philosophen und Denker
Das Lexikon der Philosophen und Denker bietet interessante Informationen über deren Leben und Werke.