Lexikon


Schopenhauer, Arthur

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Lebenslauf

Geboren: 22. Februar 1788 in Danzig
Gestorben: 21. September 1860 in Frankfurt/Main

Arthur Schopenhauer wurde als Sohn eines Kaufmanns und der späteren Schriftstellerin Johanna Schopenhauer geboren. Schon früh lernte er andere europäische Länder kennen, da er der Familientradition entsprechend Kaufmann werden sollte. Nach dem Tod des Vaters ermutigte ihn jedoch die Mutter, den Kaufmannsberuf aufzugeben. Er studierte zunächst Medizin und Philosophie in Göttingen und Berlin und promovierte 1813 an der Universität Jena. Sein 1819 erschienenes Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ blieb aber weitgehend unbeachtet.
Ab 1820 begann Schopenhauer an der Berliner Universität zu lehren, was aber recht erfolglos blieb, weil er gegen den dort auch lehrenden und weitaus bekannteren Hegel den Kürzeren zog. 1831 gab er die unbefriedigende Lehrtätigkeit auf und widmete sich – vom väterlichen Erbe zehrend – in Frankfurt am Main ganz seinen Werken.


Bedeutung

Kaum ein anderer deutscher Philosoph der Neuzeit hat eine solche Breitenwirkung erreicht wie Arthur Schopenhauer. Zu den Literaten, die sein Welt- und Menschenbild aufgriffen, gehören die wichtigsten Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, z. B. Samuel Beckett, Thomas Bernhard, Thomas Mann, Robert, Musil, Leo Tolstoi. In der Philosophie hat Schopenhauer keine eigene Schule begründet, aber neue Richtungen inspiriert. Er gilt als maßgeblicher Anreger der Philosophie Friedrich Nietzsches und der Psychoanalyse Sigmund Freuds, die genau bei Schopenhauers Lehre vom Willen und seiner Negierung ansetzen.


Lehre und Gedanken

Schopenhauers hat sein philosophisches Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“, das erstmals 1819 erschien, zeitlebens um- und fortgeschrieben. In diesem Werk legt Schopenhauer seine Willensmetaphysik dar und zeigt zwei grundsätzliche Erscheinungsweisen der Welt auf:
1) Die „Welt als Vorstellung“ zu sehen heißt, sie als etwas zu sehen, was durch das wahrnehmende und erfahrende Subjekt bestimmt ist. Dies ist Schopenhauers idealistischer Ansatzpunkt.
2) Die „Welt als Wille“ zu sehen heißt, sie als etwas zu betrachten, das – wie Kants Ding an sich – prinzipiell unerkennbar ist. Das, was der Mensch in der Welt erkennen kann, sind nur Manifestationen (Objektivationen) jenes Willens. Dieser Wille ist grundsätzlich blind, vernunftlos, ziellos, ruhelos und durch nichts endgültig zu befriedigen. Er äußert sich in allen Kräften der Natur sowie im Wollen und Intellekt des Menschen. Alles ist ihm unterworfen. Daraus folgt für Schopenhauer die Erkenntnis: Im Weltgeschehen ist kein Sinn zu finden, alles menschliche Wollen ist zwecklos und Leben ist primär Leiden an diesem blinden Willen.
Mit anderen Worten forschte Schopenhauer zeitlebens an der Frage wie das Leid, dessen Entstehung im Wesen der Welt gründet, überwindbar sein könnte.

In der Ethik hat Schopenhauer auf der Grundlage seiner Betrachtung der Welt als Wille einen Ansatz entwickelt, den man Mitleidethik nennt. Den einzigen Grund, Gutes zu tun und uneigennützig zu handeln, sieht Schopenhauer im Mitleid. Der Mensch erkennt das Eigene im Anderen, d. h. er erkennt, dass der Andere genauso unter den in ihm herrschenden blinden Willen leidet, wie er selbst. So empfindet er Mitleid und versucht, das Leid des Anderen zu lindern. Auch Tiere sieht Schopenhauer in dieses Mitleid eingeschlossen. Ganz anders als der kategorische Imperativ der Kantischen Sollensethik lautet der Imperativ von Schopenhauers Ethik:

„Verletze niemanden, vielmehr hilf allen, soweit du kannst.“ (Schopenhauer: Preisschrift über die Grundlage der Moral)

Berüchtigt ist Schopenhauer für seine häufig abwertenden Bemerkungen über die Frauen, die oft als Reaktion auf seine dominierende Mutter, mit der er oft im Streit lag, interpretiert werden.


Hauptwerke von Arthur Schopenhauer

„Die Welt als Wille und Vorstellung“ (1819 und 1844)
Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke Bd.1: Die Welt als Wille und Vorstellung. Textkritisch bearb. u. hrsg. v. Wolfgang Frhr. von Löhneysen Frankfurt/M.: Suhrkamp (Nachdr.) 2002.

„Parerga und Paralipomena“ (1853)
Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena Tl.1/1, 1/2, 2/1, 2/2. Zürich: Diogenes 2007.


Über Arthur Schopenhauer

Sabine Appel: Arthur Schopenhauer. Leben und Philosophie. Düsseldorf: Artemis & Winkler 2007.

Margot Fleischer: Schopenhauer. Freiburg: Herder 2001.

Volker Spierling: Arthur Schopenhauer zur Einführung. Hamburg: Junius 2006.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Philosophen und Denker
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