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Seneca, Lucius Annaeus

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Lebenslauf

Geboren: ca. 1 n. Chr. in Corduba, heute Córdoba (Spanien)
Gestorben: April 65 n. Chr. bei Rom

Senecas genaues Geburtsjahr ist nicht bekannt; die neuesten Forschungsergebnisse weisen auf das Jahr 1 nach Christus hin. Sein Vater Seneca der Ältere war ein römischer Rhetoriker und Schriftsteller und verließ mit seinem Sohn wohl schon bald nach dessen Geburt Spanien. Wahrscheinlich erhielt er von seinem Vater vorzüglichen Unterricht in Rhetorik, der Kunst des Redens, und in zeitgenössischer Rechtskunde. Den ethischen und philosophischen Grundsätzen der Stoa war er schon früh zugetan. Er arbeitete als Anwalt bei Gerichten, bevor ihm der Einstieg in die römische Ämterlaufbahn als Quästor gelang. Im Jahre 41 n. Chr. wurde er infolge einer Intrige von Kaiser Claudius nach Korsika verbannt, im Jahre 49 aber von dessen Ehefrau wieder zurückgerufen und mit der Erziehung ihres Sohnes Nero, dem zukünftigen Kaiser, beauftragt. Gleichzeitig stieg er die römische Ämterlaufbahn immer höher hinauf: Im Jahre 50 wurde er zum Prätor, nach Neros Regierungsantritt im Jahre 54 schließlich zum römischen Konsul ernannt. Im Jahre 62 zog sich Seneca auf seine Landgüter zurück, wo er seine philosophischen Hauptwerke vollendete. Im Jahre 65 beschuldigte ihn Nero fälschlicherweise der Teilhabe an einer Verschwörung und zwang seinen einstigen Lehrer und Erzieher zum Selbstmord.


Bedeutung

Seneca war ein römischer Philosoph, Naturforscher, Dramatiker, Politiker. Er gilt als einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit und als einer der wichtigsten Vertreter der Lehren der Stoiker.


Lehre und Gedanken

Im Mittelpunkt von Senecas Philosophieren standen alltagspragmatische Fragen der Ethik, Fragen nach dem rechten Lebenswandel und Möglichkeiten konkreter Lebensbewältigung. Dabei ging es Seneca nicht darum, eine eigene Lehre, ein neues gedankliches System zu schaffen, sondern die überkommenen ethischen Lehren der Stoa, deren Anhänger er war, weiterzuverbreiten und auf jeweils ganz konkrete Lebensumstände zu beziehen. Philosophie hatte praktisch zu sein.

„Die Philosophie ist keine Kunstfertigkeit, die man dem Volk präsentiert oder die sich überhaupt zum Vorzeigen eignet, sie beruht nicht auf Worten, sondern auf Taten. Auch wendet man sich ihr nicht zu, um mit angenehmer Unterhaltung den Tag zu verbringen, um die Freizeit vom Makel der Langeweile zu befreien. Sie formt und bildet den Geist, sie ordnet das Leben, bestimmt unsere Handlungen; sie zeigt, was zu tun und zu lassen ist.“ (Seneca: Briefe an Lucilius)

Senecas Werke waren zumeist an bestimmte Personen adressiert, denen er mit seinen Schriften praktische Hilfestellungen zu ganz konkreten Lebensproblemen geben wollte, so z. B. „An Kaiser Nero über die Milde“.

Philosophischer Ausgangspunkt des stoischen und so auch von Senecas Denken ist die Betrachtung des Menschen als eines mit Vernunft begabten Wesen, das mit der vernünftig eingerichteten Welt korrespondiert. Ziel des menschlichen Lebens muss es also sein, im Einklang mit dieser Vernunft („Logos“) zu leben. Nur ein solches Leben in Gelassenheit und in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Welt ist ein Leben, das zu den höchsten stoischen Tugenden führt: zu „Apathie“, „Autarkie“, „Ataraxie“ und so letztlich zum allerhöchsten Punkt des menschlichen Strebens, zur „Eudaimonie“.
„Apathie“ meint dabei die Zügelung oder Ausschaltung bestimmter negativer Affekte (z. B. Schmerz, Furcht, Begierden), aber keine apathische Teilnahmslosigkeit. „Autarkie“ bezeichnet die Unabhängigkeit und Selbstgenügsamkeit, die für ein glückseliges Leben notwendig ist. Für die Stoiker bedeutete dies eine äußere und innere Unabhängigkeit von allem, was Leid erzeugen könnte, also besonders von als schädlich angesehenen Affekten. Die „Ataraxie“ meint die für ein vernunftgemäßes Leben unerlässliche Gelassenheit, eine ungestörte Seelenruhe. Das höchste Ziel schließlich, die „Eudaimonie“, ist die Glückseligkeit, das glückliche, ausgefüllte Leben. Es ist nicht auf direktem Wege zu erlangen, sondern nur über den Weg des tugendhaften, vernunftgemäßen Lebens.


Hauptwerke von Seneca

„De vita beata – Vom glücklichen Leben“ (58 n. Chr.)
Seneca: Vom glücklichen Leben. Düsseldorf: Artemis & Winkler 2008.

„Epistulae morales ad Lucilium – Briefe an Lucilius“ (62–64 n. Chr.)
Seneca: Briefe an Lucilius, 2 Bände. Düsseldorf: Artemis & Winkler 2007.


Über Seneca

Marion Giebel: Seneca. Reinbek: Rowohlt 1997.

Gregor Maurach: Seneca. Leben und Werk. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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