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Bentham, Jeremy

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Lebenslauf

Geboren: 15. Februar 1748 in London
Gestorben: 6. Juni 1832 in London

1784 wurde Jeremy Bentham als Sohn eines wohlhabenden Londoner Rechtsanwalts geboren und interessierte sich schon früh für die Bücher seines Vaters. Bereits als Zwölfjähriger studierte er Rechtswissenschaften und Philosophie in Oxford. Aber auch dem Studium der exakten Naturwissenschaften, insbesondere der Lektüre von Isaac Newton und Carl von Linné, widmete sich der junge Bentham. Obwohl er als Anwalt ausgebildet worden war, brach er diese berufliche Laufbahn schon bald ab, um sich ganz der Wissenschaft und seiner Meinung nach dringend notwendigen politischen Reformen widmen zu können. Bentham unternahm einige Studienreisen, ohne einer festen Erwerbstätigkeit nachzugehen. Nach 1789 beriet Bentham als Führer der „philosophischen Radikalen“ die führenden Köpfe der Französischen Revolution. 1832, im Jahr seines Todes, wurde in England eine auf seinen Ideen basierende Parlamentsreform durchgeführt.


Bedeutung

Jeremy Bentham war ein bedeutender englischer Jurist, Philosoph und Sozialreformer. Er gilt als der Begründer des klassischen Utilitarismus. Er gehört zu den wichtigsten Sozialreformern Englands im 19. Jahrhundert. Er ist als Vordenker des modernen Wohlfahrtsstaats, des modernen Rechtsstaates und des Feminismus anzusehen.


Lehre und Gedanken

Bentham übernahm den zentralen Gedanken seiner Ethik von dem schottischen Philosophen Francis Hutcheson. Dieser stufte moralisch gute Handlung umso höher ein, je größer der Einflussbereich der Handlung (die Wohlfahrt der Menschheit) sei. Dieses Prinzip des „größten Glücks für die größte Anzahl (von Menschen)“ wurde zum Kern- und Zielpunkt der utilitaristischen Ethik Jeremy Benthams.

In den 1780er-Jahren formulierte Bentham erstmals seine eigene Moraltheorie, die frei war von religiösen Überzeugungen. Das „Gute“ hatte nicht vor Gott gut zu sein, sondern orientierte sich am Grundsatz des „größtmöglichen Glücks für die größtmögliche Zahl“. Die Grundlage für die ethische Bewertung einer Handlung ist somit die Nützlichkeit. Je nachdem, ob sich die Nützlichkeit an dem eigenen oder einem allgemeinen Nutzen einer Handlung misst, bezeichnet man die ethische Theorie als Individual- oder als Sozialutilitarismus. Bentham, als Vater der utilitaristischen Theorie, ging es immer um die Förderung des allgemeinen Wohlergehens; er zählt also zu den Sozialutilitaristen.

Hintergrund dieser Erwägungen ist Benthams Auffassung, dass das Ziel allen menschlichen Strebens Glück ist. Dabei meint er, dass das individuelle Glücksstreben am ehesten von Erfolg gekrönt sei, wenn es sich mit dem Glücksstreben der Mitmenschen in Übereinstimmung befinde. So kommt Bentham auf die Definition einer moralisch guten Handlung: ihre Folgen müssen das größtmögliche Glück für so viele andere Menschen wie möglich herbeiführen. Egoistisches Glücksstreben hielt er dagegen für kurzsichtig, weil es die langfristigen negativen Folgen für die Allgemeinheit und das Individuum nicht mitberücksichtige.

Dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zeitgeist entsprechend meinte Bentham, Glück ließe sich mathematisch kalkulieren; nach Dauer und Stärke, nach Wahrscheinlichkeit des Eintretens, möglichen Folgen und Nebenfolgen sowie Anzahl der schlussendlich beteiligten Personen.

Seine philosophischen Überlegungen zur utilitaristischen Ethik verband Bentham aber auch mit anderen Themenbereichen: mit der Rechtstheorie, mit Staats- und Verfassungsrecht, Demokratietheorie und auch Überlegungen zum Tierrecht.

„Die Frage hat für die Menschen nicht zu lauten: Können die Tiere denken? Sondern sie hat zu lauten: Können die Tiere leiden? Darüber aber gibt es wohl keinen Streit, und das Wissen um diese Leidensfähigkeit muss daher die Hauptsache sein bei jeder Betrachtung der Tierseele durch den Menschen.“ (Jeremy Bentham: Einführung in die Grundsätze der Moral und der Gesetzgebung)

Nicht nur bezüglich der Überlegungen zu Tierrechten war Jeremy Bentham seiner Zeit weit voraus. So forderte er beispielsweise auch allgemeine Wahlen, ein Wahlrecht für Frauen, die Abschaffung der Todesstrafe, Pressefreiheit und die Legalisierung von Homosexualität.


Hauptwerke von Jeremy Bentham

„Prinzipien der Gesetzgebung“ (1786)
Jeremias Bentham's Principien der Gesezgebung. Hg. v. Etienne Dumont, Boston: Adamant Media Corporation 2003.

Weitere Werke Benthams sind in Deutsch gerade nicht erhältlich. Zentrale Texte finden sich in:
Otfried Höffe: Einführung in die utilitaristische Ethik. Stuttgart: UTB 2008.


Über Jeremy Bentham

Wilhelm Hofmann: Politik des aufgeklärten Glücks. Jeremy Benthams philosophisch-politisches Denken. Berlin: Akademie Verlag 2002.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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