Lexikon



Aurel, Marc

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Lebenslauf

Geboren: 26. April 121 n. Chr. in Rom
Gestorben: 17. März 180 n. Chr. bei Wien

Marc Aurel wurde als Sohn vornehmer und reicher Eltern in Rom geboren und im Alter von 17 Jahren von Kaiser Hadrian adoptiert und damit zum künftigen Imperator des Römischen Reiches bestimmt. Zur Vorbereitung auf diese Aufgabe soll Marc Aurel bis zu 17 Lehrer gehabt haben. Marc Aurel übernahm sein Kaiseramt im Jahre 161, in einer von Kriegen und Wirtschaftskrisen bestimmten Zeit. Immer wieder musste er Kriege führen und verbrachte die längste Zeit seiner 19 Jahre dauernden Herrschaft in Heerlagern. Es wird über ihn berichtet, dass er ein sanfter, etwas kränklicher und von Depressionen geplagter Mann war. Hilfe war ihm sowohl in seinem Amt als auch in seinem Leben die stoische Philosophie, die es ihm ermöglichte, die Last des Regierungsgeschäftes zu tragen und eine innere Gelassenheit zu bewahren.
Seine berühmt gewordenen „Selbstbetrachtungen“, eine Art philosophisches Tagebuch, fand man nach seinem Tod in einem Feldlager bei Wien in seiner Kleidung.


Bedeutung

Marc Aurel war der letzte bedeutende Vertreter der jüngeren Stoa, einer von dem griechischen Philosophen Zenon begründeten Philosophenschule.
Der Wert seiner philosophischen Gedanken ist umstritten. Für die einen war er Beispiel für die wenigen philosophisch gebildeten Herrscher und für einen moralisch gefestigten Menschen. Für die anderen hat er seinen Platz in der Philosophiegeschichte nicht der besonderen Originalität seiner Gedanken, sondern allein der Tatsache zu verdanken, dass er römischer Kaiser war.


Lehre und Gedanken

Als Stoiker gehört Marc Aurel einer der wichtigsten philosophischen Schulen der Antike an, die über einen Zeitraum von fast 500 Jahren das Denken in Griechenland und im Römischen Reich beeinflusste. Ihren Namen hat diese Philosophenschule von einer Säulenhalle (der stoà poikílē) in Athen, in der sich die Anhänger versammelten, um ihre Ideen auszutauschen. Ähnlich wie die Epikureer ist auch das Denken der Stoiker vom Streben nach Glück bestimmt. Allerdings sind ihnen Vergnügen und Lust als bloße Gefühle verdächtig, weil sie die menschliche Seele nur durcheinander und in Unruhe bringen. Worauf es ihnen allein ankommt, ist die Überwindung aller Gefühlsstürme durch die Vernunft. Darum ist für einen Stoiker das Glück nicht die Erfüllung aller Wünsche oder die Befriedigung der Lust, sondern die Einheit mit der kosmischen Ordnung der Welt, die allein durch vernünftiges Denken zu erreichen ist.
Aus diesem Grunde waren die Stoiker mit den Epikureern verfeindet und unterstellten ihnen – wohl zu Unrecht – ein ausschweifendes und unmoralisches Leben.

In dieser Tradition lebte Marc Aurel nach strengen moralischen Regeln. In der Überzeugung, dass alles was geschieht, von den Göttern vorherbestimmt ist, nahm er jeden Schicksalsschlag ergeben hin, nur um seine Seelenruhe nicht zu gefährden.

„Nichts begegnet einem, was er von Natur nicht zu ertragen vermag.“ (Selbstbetrachtungen V, 18)

Eigentlich war er ein trauriger Herrscher, der sich keine Freude gönnte und nur um ein tugendhaftes Leben bemüht war.


Hauptwerke von Marc Aurel

„Selbstbetrachtungen“
Der Weg zu sich selbst. Aus d. Lat. übers., mit e. Einl. u. Anm. vers. v. Arno Mauersbetger. Köln: Anaconda 2008.
Selbstbetrachtungen. Übers. u. erl. v. Wilhelm Capelle. Überarb. u. neu eingel. v. Jörg Fündling. Stuttgart: Kröner 2008.
Selbstbetrachtungen. Aus d. Griech. v. Otto Kiefer. Mit e. Vorw. v. Klaus Sallmann. Frankfurt/M.: Insel 2008.


Über Marc Aurel

Pierre Hadot: Die innere Burg. Anleitung zu einer Lektüre Marc Aurels. Aus dem Franz. v. Makoto Ozaki u. Beate von der Osten. Frankfurt/Main: Eichborn 1997.

Anthony R. Birley: Mark Aurel. Kaiser und Philosoph. München: Beck, 2., durchges. u. erw. Aufl. 1987.

Jörg Fündling: Marc Aurel. Darmstadt: Primus-Verlag 2008.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Philosophen und Denker
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