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Infoblatt Robert Edwin Peary (1856 - 1920)


Robert Edwin Peary - eine Kurzbiographie

Der 1856 geborene Robert Edwin Peary begann seine Karriere als Ingenieur bei der U.S. Navy. Früh hatte der Amerikaner seine große Liebe zur Arktis und zum Nordpolarmeer entdeckt. Ihn reizten das Abenteuer und die unbekannten Eiswüsten.

Besondere Verdienste erwarb sich Peary bei der Erforschung Grönlands. Seit 1886 verbrachte er dort mehrere arktische Winter und war der erste Weiße, der die Nordküste dieser "Terra Incognita" (unbekanntes Land) erkundete. 1891 gelang ihm der Beweis, dass Grönland eine Insel ist.

Peary beschäftigte sich sehr intensiv mit den Inuit, den Ureinwohnern der Arktis. 1897 brachte er sogar sechs von ihnen nach New York mit, wo 20.000 Menschen Eintritt zahlten, um die Menschen aus dem hohen Norden zu besichtigen. Anders als seine sensationsgaffenden Landsleute wusste Peary aber die Fähigkeiten der Inuit zu schätzen, die ihnen das Überleben in den tödlichen Regionen des Nordens ermöglichten. Von den arktischen Ureinwohnern lernte er auch den Umgang mit Schlittenhunden.

Sein ganzes Wissen und alle im hohen Norden gesammelten Erfahrungen sollten ihm helfen, als erster Mensch den Nordpol zu erreichen. Auf der Suche nach dem Nordpol waren vor ihm bereits viele Entdecker am 83. Breitengrad oder kurz davor gescheitert. 1875 schaffte es der Engländer Sir George Nares wie 1827 sein Landsmann Pearry bis zum 82. Breitengrad. 1881 erreichte der Engländer Marchkam 83.20°. 1897 musste der schwedische Ingenieur Salomon-August Andree mit seinem Freiballon am 83. Breitengrad notlanden.

Peary und sein jahrzehntelanger Begleiter Matthew A. Henson bereiteten sich fast 18 Jahre lang intensiv und akribisch auf ihre Nordpolexpedition vor. Sie unternahmen gemeinsam zahlreiche Reisen in die Arktis wie 1906, als beide von Cape Sheridan an der Nordküste von Ellesmere Island aus starteten und – nach den Angaben Pearys – immerhin bis zum 87. Breitengrad vordrangen.

Im Juli 1908 sah Peary seine letzte Chance gekommen. Er war schon 52 Jahre alt und wusste, dass ihm für die Eroberung des Nordpols kaum noch Zeit blieb. Von New York aus brach die Expedition auf und erreichte im März 1909 die grönländische Nordküste. Dort wurde ein Basislager errichtet. Schließlich brachen unter Führung Pearys 24 Mann mit 133 Hunden und 19 Schlitten in Richtung Nordpol auf.

In 25 strapaziösen Tagesmärschen näherte sich die Expedition dem Nordpol und musste dabei mehr als 800 km auf dem gefährlichen Polareis zurücklegen. Doch dieses Mal wurden die Anstrengungen und Entbehrungen durch den Erfolg mehr als wettgemacht: Am 9. April konnten Peary und Henson die amerikanische Flagge über dem Nordpol hissen.

Völlig erschöpft machten sich die beiden Amerikaner mit ihren Männern auf den Rückweg. Die ganze Expedition kam wohlbehalten in Grönland wieder an, doch wegen starken Eisganges konnten sie die Insel erst im Juli verlassen. Der Zeitverlust bei der Rückreise hatte für Peary fatale Folgen. Als er am 6. September 1909 seine Eroberung des Nordpols offiziell bekannt gab, beanspruchten plötzlich zwei Amerikaner die Ersteroberung des nördlichsten Punktes der Erde.

Am 1. September hatte nämlich der Schiffsarzt und Polarforscher Dr. Frederick A. Cook verkündet, er sei bereits am 21. April 1908 am Nordpol gewesen. Die beiden Männer kannten sich und hatten 1902 sogar gemeinsam einen erfolglosen Versuch der Nordpoleroberung gewagt. Jetzt aber standen sie sich als absolute Feinde gegenüber, denn, was der eine behauptete, bestritt der andere als Lüge. Dieser Kampf um die Ersteroberung des Nordpols bestimmte den Rest des Lebens der beiden Amerikaner.

Aber es war keine Privatfehde, die da ausgetragen wurde. Die amerikanische Öffentlichkeit neigte den Darstellungen Pearys zu und empfing ihn begeistert. Die National Geographic Society erkannte Peary einstimmig als ersten Mann am Nordpol an; der amerikanische Kongress verlieh ihm den Rang eines Marineadmirals. Peary starb 1920 als ein in seinem Heimatland hoch geehrter Entdecker und Polarforscher.

Anders als Cook wird Peary in fast allen Geschichtsbüchern der Arktisforschung als der erste Mensch geführt, der seinen Fuß auf 90° nördliche Breite setzte. Bis heute ist allerdings nicht endgültig bewiesen, ob Peary wirklich den Pol erreicht hat. Mehrere Untersuchungen seiner Aufzeichnungen und Logbücher lassen Zweifel an seinem Anspruch aufkommen. Einige Wissenschaftler glauben, er sei nur bis auf ca. 50 km an den Pol herangekommen. Schon ein Zeitgenosse, ein Superintendent der amerikanischen Küstenwache, traute Peary nicht: "Wir haben nur sein Wort ... die Welt (hat) gar nichts in Händen, was Pearys Aussagen untermauern würde." Die Wahrheit wird wohl für immer ungewiss bleiben.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1856
    Robert Edwin Peary wurde am 6. Mai 1856 in Cresson Springs/Pennsylvania geboren. Er begann seine berufliche Laufbahn als Ingenieur bei der U.S. Navy.
  • 1891
    Peary bewies durch eine Expedition im Auftrag der Philadelphia Academy of Natural Sciences, dass Grönland eine Insel ist.
  • 1897
    Der Amerikaner befasste sich sehr intensiv mit den Inuit (Eskimos), den Ureinwohnern der arktischen Gebiete. Sechs von ihnen brachte er von einer seiner Reisen nach Amerika mit. Immer wieder kehrte er auf zahlreichen Reisen in die Arktis zurück, um sich langfristig auf das große Ziel, die Eroberung des Nordpols, vorzubereiten.
  • 1906
    Mit einer Polarexpedition erreichte Peary von Cape Sheridan an der Nordküste von Ellesmere Island aus nach eigenen Angaben 87.06° nördlicher Breite und war damit dem Nordpol so nah, wie noch kein anderer vor ihm.
  • 1908/09
    Akribisch bereiteten Peary und sein langjähriger Begleiter Matthew A. Henson eine weitere Mission zum Pol vor. Sie legten zahlreiche Versorgungslager entlang der vorgesehenen Route an, um einen möglichst schnellen Vormarsch zu gewährleisten. Im März 1909 erreichte die Expedition die grönländische Nordküste. Von dort aus startete Peary in Richtung Nordpol, den er am 9. April erreichte.
  • 1911
    Peary erhielt als Auszeichnung vom amerikanischen Kongress den Rang eines Marineadmirals. Die letzten Lebensjahre kämpfte er um seine weltweite Anerkennung als Bezwinger des Nordpols.
  • 1920
    Am 20. Februar starb der amerikanische Polarforscher in Washington, D.C.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 03.06.2012