TERRA-Online / Gymnasium
BY 11 - Gymnasium Geographie
Infoblatt Tschadsee
Der langsame Tod des größten westafrikanischen Binnensees
Geographische Einordnung
(Die frühere Google Maps Anwendung benötigte zur Ausführung veraltete Technik, die von den meisten Browsern nicht mehr unterstützt wird. Deshalb wurde die Anwendung entfernt. Wir danken für Ihr Verständnis.)
Der Tschadsee einst und heute
Seine vermutlich größte Ausdehnung hatte der See ca. 4000 v. Chr., als er Ausmaße ähnlich des Kaspischen Meeres besaß. Die damalige Wasserfläche wurde auf eine Größe von 300.000 bis 400.0000 km² geschätzt. Dafür wurde von Geowissenschaftlern auch die Bezeichnung Megatschad eingeführt. Als die Europäer Anfang des 19. Jahrhunderts den Tschadsee "entdeckten", galt er immer noch als eines der größten Binnengewässer der Erde. Mitte des 20. Jahrhunderts schwankte die Ausdehnung des Sees, je nach Jahreszeit, zwischen 50.000 bis 20.000 km². Seit den 1960er Jahren hat sich die Wasseroberfläche jedoch drastisch reduziert. Durch Dürren in den 1970er Jahren verschlechterte sich der Zustand des Sees weiter. Die nördliche Vertiefung ist infolgedessen komplett ausgetrocknet. In den letzten Jahren bestand der Tschadsee fast nur noch aus der südlichen Vertiefung. Das geringste Ausmaß wurde 1984 registriert, als der See nahezu ausgetrocknet war. Eine stärkere Ausdehnung war 1998 zu beobachten. In den Folgejahren reduzierte sich die Wasserfläche aber weiter auf weniger als 1.200 km².
Ursachen und Auswirkungen der Tschadseekatastrophe
Veröffentlichungen von Satellitenbildern haben auf das wahre Ausmaß der Tschadseekatastrophe aufmerksam gemacht. Für das starke Schrumpfen des Tschadsees kommen mehrere Ursachen in Frage. So wird vermutet, dass sich der Klimawandel (vermutlich durch die globale Erwärmung) besonders stark im Bereich der Sahelzone auswirkt und dazu führt, dass immer weniger Niederschlag in dieser Region fällt. Weiterhin werden noch Wasserentnahme aus dem See und den Zuflüssen für Bewässerungsprojekte und Staudämme an den Zuflüssen verantwortlich gemacht. Im nördlichen Teil des Tschadsees versteppen die ehemaligen Wasserflächen und tragen so zu einer fortschreitenden Ausbreitung der Sahara bei. Städte, die einst am Seeufer lagen, befinden sich nun inmitten einer wüstenartigen Landschaft. Ackerbau ist auf den ehemaligen Seeflächen nur bedingt möglich. Auf dem trocken gefallenen Seegrund entstanden des Weiteren neue Ansiedlungen. Im Restsee der südlichen Vertiefung sinken die Erträge der Fischerei beständig. Der schrumpfende See verändert nicht nur das regionale Klima und das Ökosystem, sondern entzieht der einheimischen Bevölkerung auch die Lebensgrundlagen.
Als problematisch erweist sich ebenfalls die Frage der Grenzziehung zwischen den Anrainerstaaten. Die Grenzen des Vierländereckes wurden im See nur ungenau festgelegt. Da diese Bereiche nun trocken gefallen sind, besteht Unklarheit, welche Flächen zu welchem Land gehören.
Rettung in Sicht?
Mitte der 1990er Jahre diskutierten die betroffenen Staaten, wie der Tschadsee zu retten sei. Die Zentralafrikanische Republik hat sich an der Diskussion ebenfalls beteiligt, da Teile des Einzugsgebietes der Zuflüsse in diesem Land liegen. Die Lake Chad Basin Commission wurde gegründet und ehrgeizige Pläne zur Rettung des Tschadsees beschlossen. So soll Wasser aus dem Oubangui, einem Zufluss zum Kongo, bergauf in einen der Zuflüsse zum Charifluss gepumpt werden. Ein Dammbau und Kanäle sind für dieses Projekt notwendig. Jedoch gab es bereits zu Beginn Probleme, einen Geldgeber für die Machbarkeitsstudie zu finden. Sobald diese umgesetzt ist, soll für das Großprojekt eine Finanzierung auf internationaler Ebene aufgestellt werden. Die Vorzeichen für die Umsetzung stehen jedoch schlecht, da schon 30 Jahre zuvor ein großes Projekt (das South-Chad-Bewässerungsprojekt) gescheitert war.
Fest steht jedoch, dass in der Tschadseeregion mehr als 20 Millionen Menschen direkt und indirekt vom See abhängig sind. Ein völliges Verschwinden des Sees wäre nicht nur ökologisch eine Katastrophe, sondern würde die Ärmsten der Armen ihrer natürlichen Existenzgrundlage berauben.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 29.04.2012
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 29.04.2012
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