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Europa
Infoblatt Euregios
Grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen benachbarten Regionen zweier Staaten
Euregio "Pamina" (Klett)
In Europaregionen bzw. Euregios soll die Zusammenarbeit zwischen benachbarten Regionen zweier Staaten verbessert werden. Mitglieder der Euregios sind die entsprechenden Kommunen und Landkreise in der jeweiligen Region. Diese Förderung grenzübergreifender Zusammenarbeit ist Bestandteil der EU-Regionalpolitik und wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass es Grenzgebiete gibt, die durch die Trennlinie wirtschaftlich und kulturell benachteiligt sind. In solchen Regionen ist die Infrastruktur oft defizitär und es herrscht höhere Arbeitslosigkeit. Eine grenzüberschreitende Kooperation von privaten und öffentlichen Planungsträgern kann dazu beitragen, Disparitäten abzubauen, die Trennungswirkung der Grenze zu verringern und die Lebensverhältnisse anzugleichen. Denn die Lösung der strukturellen Probleme einer solchen Grenzlage kann nur durch die aktive Mithilfe der unmittelbaren Nachbarregion erfolgen.
Abgrenzung und Lage
Euregios können nicht überall in Europa entstehen. Die EU-Regionalpolitik gibt einen Rahmen vor: Alle Gebiete entlang der Binnen- und Außengrenzen der Europäischen Union zu Lande sowie bestimmte Küstengebiete auf Ebene von NUTS III (Abgrenzungseinheit der EU, entspricht etwa der Kreisebene). Innerhalb dieses "Korridors" entlang von Grenzen und Küsten schließen sich Kommunen und Kreise zu Regionen zusammen, die bis auf wenige Ausnahmen zwingend grenzübergreifend sind. Mittlerweile existieren mehr als 52 Kooperationsmodelle, die dieser Ausrichtung folgen. Die in grenzübergreifenden Regionen lebende Bevölkerung beläuft sich auf 181,7 Mio. Einwohner (37,5 % der gesamten EU-Bevölkerung). Die Zusammenarbeit von Grenzregionen erfolgt sowohl innerhalb von EU-Mitgliedern, aber auch zwischen EU-Staaten und Nicht-EU-Staaten. Besonders nach dem Fall des Eisernen Vorhanges wurden zahlreiche Projekte entlang der deutsch-polnischen, deutsch-tschechischen und österreichisch-tschechischen bzw. slowakischen Grenze neu gegründet. In der aktuellen Förderperiode (2007 - 2013) stehen im Rahmen des Ziels "Europäische territoriale Zusammenarbeit" 6,44 Mrd. Euro Fördervolumen für grenzübergreifende Zusammenarbeit zur Verfügung. Diese Summe wird aus dem EFRE finanziert und noch durch nationale Gelder und Eigenmittel ergänzt.
Aufgabe und Zweck
Zentrale Aufgabenbereiche werden deshalb den Entscheidungsträgern vor Ort übertragen, in der Annahme, dass auf der Ebene, auf der die Probleme entstehen, diese auch am besten gelöst werden können. Als Organisationsform für die Interessengemeinschaft wird häufig der Verein gewählt. Die Aufgabenfelder betreffen hauptsächlich den Natur- und Umweltschutz, Tourismus, Kultur und Sport, Entwicklung der Infrastruktur sowie die Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen. Umgesetzt werden die Schwerpunkte der Kooperation beispielsweise durch Öffentlichkeitsarbeit und Konfliktmanagement bei gegensätzlichen Entwicklungen, um eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des betroffenen Raums zu erreichen. Im Vordergrund steht vor allem das Prinzip der Dauerhaftigkeit, denn nur durch eine langfristige Zusammenarbeit können entsprechende Lösungsstrategien entwickelt und umgesetzt werden. Eine weitere Hauptaufgabe der Euregios ist die Umsetzung des Europagedankens, durch die Bereitschaft der Menschen aus regionalem Bewusstsein heraus europäisch zu denken und zu handeln.
Umsetzung und Probleme
Ein Baustein für die Umsetzung der Euregio-Ziele ist Öffentlichkeitsarbeit. Für diese Zwecke werden Informations- und Beratungsstellen für die Bürger und Wirtschaft eingerichtet. Über alltägliche Grenzthemen können sich die Bürger hier informieren. Dazu gehören beispielsweise Fragen zu Wohnen und Arbeiten im Nachbarland, den Unterschieden in den Sozial- und Krankenversicherungen und die Anerkennung von Bildungsabschlüssen. Finanziert werden die Öffentlichkeitsarbeit und die Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung jeweils als Projektförderung. Die jeweiligen Vereine, Stiftungen und Organisationen der betroffenen Grenzgebiete können Fördergelder beantragen, um gemeinsame Projekte durchzuführen. Häufig werden die Projekte durch die einzelnen EU-Staaten zusätzlich kofinanziert. Als problematisch erweist sich oftmals die Projektdauer, wenn diese zu kurzfristig ist und nachhaltige Lösungsstrategien erst gar nicht zum Greifen kommen.
Beispiel: Die Euregio "Egrensis"
Die Euregio "Egrensis" befindet sich in der Mitte Europas und umfasst Teile von Bayern, Böhmen (Tschechien), Sachsen und Thüringen. Im Jahr 1993 entstand aus einem Zusammenschluss der drei Arbeitsgemeinschaften Vogtland/Westerzgebirge, Bayern und Böhmen dieser Verein. Namensgeber für die Euregio ist das historische Egerland, welches bereits im Jahr 1218 als "Provincia Egrensis" erwähnt wurde. Trotz wechselnder herrschaftlicher Verhältnisse hat diese Region viele wirtschaftliche, soziale und kulturelle Gemeinsamkeiten. Die grenzüberschreitende und nachbarschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erfolgt in Form von Projekten. In eigener Verantwortung werden bzw. wurden dabei folgende Projekte realisiert: das Euroregionale Nahverkehrssystem, der Euregio Egrensis - Radfernwanderweg, das Kurherz Europa sowie zahlreiche Projekte der Kinder- und Jugendarbeit (z. B. Jugendsommerlager).
Literatur
Eckart, K. & H. Kowalke (Hrsg.)(1997): Die Euroregionen im Osten Deutschlands.- Duncker & Humblot, Berlin.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.01.2010
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.01.2010