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Deutschland
Infoblatt Gartenbau
Gartenbau als Form der Landwirtschaft
Gartenbaulandschaft am Stadtrand von Stuttgart (Enkelmann)
Eine Form der Landwirtschaft ist der Gartenbau. Im weitesten Sinne ist damit die arbeitsintensive, z. T. auch recht kapitalintensive Form des Landbaus gemeint. Alle Betriebe, die sich mit der Produktion gartenbaulicher Erzeugnisse und Dienstleistungen im "grünen Bereich" befassen, werden als Gartenbau zusammengefasst. Zum Gartenbau zählen Gemüsebau (inklusive Pilzzucht), Obstbau, Blumen- und Zierpflanzenbau, Friedhofsgärtnereien, Weinbau, Samenbau und Baumschulen. Eine große Zahl von Pflanzenarten wird von erwerbsmäßigen und privaten Gärtnern kultiviert. So werden für den Gartenbau zwar nur rund ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Anspruch genommen, aber ca. zehn Prozent der Gewinne des gesamten Agrarsektors erwirtschaftet. Der Gartenbau wird aber nicht nur erwerbsmäßig, sondern auch privatwirtschaftlich betrieben. Die Haus- und Kleingartenfläche übertrifft die Anbaufläche des Erwerbsgartenbaus in Deutschland um ein Vielfaches.
Gemüseanbau
Ein Zweig des Gartenbaus ist der Gemüsebau, der sich mit dem erwerbsmäßigen Anbau von Gemüse befasst. Diese Sonderkultur kann sowohl als Feldgemüsebau und als Glaskultur im Gewächshaus betrieben werden. Besonders kapitalintensiv ist die Glaskultur. Gewächshäuser speichern die Sonnenwärme und können bei Bedarf beheizt werden. Dadurch können die Gemüsebauern ihre Erzeugnisse (z. B. Zucchini, Feldsalat, Paprika, Tomaten, Salatgurken) sehr früh im Jahr anbieten. Außerdem wird durch mehrere Ernten im Jahr auf demselben Stück Land wertvolle Fläche gespart. Bau und Beheizung des Gewächshauses verursachen hohe Kosten, die aber durch die guten Preise für das Gemüse wieder aufgefangen werden. Durch die Beheizung können Gemüsesorten in unseren Breiten angebaut werden, die unter den hiesigen klimatischen Bedingungen nicht gedeihen würden.
Ein Raumbeispiel für den Gemüse- und Obstbau ist die Region um Almeria in Südspanien. In den letzten Jahrzehnten ist dort aus einem öden Küstenstreifen ein Zentrum des modernen Bewässerungsanbaus geworden. Viele Sonnenstunden und frostfreies Klima sorgen für einen Erntevorsprung gegenüber anderen Anbauregionen. Ein Meer aus weißen Plastiktreibhäusern bietet heute über 100.000 Menschen eine Existenz im Agrarsektor. Im Gegensatz zu den Glaskulturen wird der Feldgemüsebau im Rahmen der üblichen Fruchtfolgen betrieben und ist nicht auf die gleichen Flächen beschränkt. Als Freilandgemüse kommen in der Bundesrepublik vor allem Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Rosenkohl und Grünkohl in Frage.
Obstbau
Eine weitere Branche des Gartenbaus ist der Obstbau. Darunter wird der Anbau obsttragender Dauerkulturen wie Kernobst (z. B. Apfel), Steinobst (z. B. Pflaume) oder Beerenobst verstanden. Es kann hier ebenfalls zwischen dem privaten Selbstversorger-Obstbau und Erwerbs-Obstbau unterschieden werden. Weit verbreitet ist die Reihenpflanzung entlang von Verkehrswegen. Eine traditionelle und ursprüngliche Form des Obstanbaus sind die Streuobstwiesen. Auf Streuobstwiesen stehen meist hochstämmige Obstbäume unterschiedlichen Alters sowie verschiedene Arten und Sorten. Streuobstwiesen können mehrfach landwirtschaftlich genutzt werden. Sie dienen der Obsterzeugung und werden zudem als Mähwiese für Heu oder als Viehweide, teilweise auch zur Imkerei genutzt. Gegenwärtig gehören die Streuobstwiesen zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Der Streuobstanbau hatte eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Durch den strukturellen Wandel in der Landwirtschaft sind die Streuobstwiesen in ihrer Einzigartigkeit aber stark bedroht.
Statt auf Streuobstwiesen wird der Erwerbs-Obstbau heute häufig als Intensiv-Obstbau großflächig und in Monokulturen betrieben. Aus Rationalisierungsgründen haben sich dabei hauptsächlich Niederstammkulturen durchgesetzt. In großen Obstbaugebieten wird hauptsächlich für den Export angebaut. Das Alte Land nahe Hamburg oder der Bodenseeraum liefern beispielsweise Äpfel, Kirschen und Pflaumen. Das größte zusammenhängende Obstbaugebiet Europas befindet sich in Südtirol. Dieses geschlossene Anbaugebiet im südlichen Alpenraum umfasst zirka 18.000 ha. Es bietet auf engstem Raum zwischen 220 und 1.000 m ü. NN. für den Apfelanbau besonders günstige Klimabedingungen. In den Obstbaubetrieben werden heute im Durchschnitt um die 850.000 t Tafeläpfel erzeugt.
Weinbau
Der Weinbau bezeichnet die landwirtschaftliche Kultivierung von Weinreben zur Gewinnung von Wein. Die eigentliche Weinherstellung wird in Winzereien betrieben und ist i. d. R. eng mit dem Weinanbau verknüpft. Die Weinrebe gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen. In Europa haben die Römer den Weinbau verbreitet. Für den erfolgreichen Weinanbau sind besondere klimatische Bedingungen notwendig. Die Rebe gedeiht besonders gut zwischen 35 ° N und 45 ° S und einer jährlichen Mindestniederschlagssumme von 800 mm. Außerdem benötigen Weinreben viel Sonneneinstrahlung, deswegen werden sie oft auf nach Süden ausgerichteten Weinbergen angebaut. Weltweit wird der größte Teil der Traubenernte zu Wein, Sekt oder Weinbrand verarbeitet. Weitere Produkte aus Wein sind Frischobst, Rosinen, Traubensaft und Marmelade. Der Weinbau wirkt sich in sehr starkem Maße kulturlandschaftsprägend aus. In Deutschland gibt es 13 große Weinanbaugebiete.
Samenbau und Baumschulen
Der Samenbau und die Baumschulen sind ebenfalls Sonderformen des Gartenbaus. Baumschulen beschäftigen sich mit der gärtnerischen oder forstwirtschaftlichen Aufzucht von Junggehölzen, Sträuchern und Ziergehölzen (z. B. Rosen). Auf erwerbsmäßig bewirtschafteten Anbauflächen oder in Container werden die Pflanzen aufgeschult (kultiviert). Die Gehölze werden entweder aus Samen oder aus Stecklingen angezogen. Die Anbaumethoden schließen die Sortenveredelung mit ein. Der Samenbau hat – nomen est omen – die Saatgutvermehrung zur Aufgabe. Wichtige Aspekte hierbei sind der Anbau, die Aufbereitung und Lagerung von gärtnerisch genutzten Samen. Außerdem kümmern sich die Samenzüchter um die Verbesserung, Weiterentwicklung und Neuzüchtung von Saatgut. Eine der größten traditionellen Saatzuchtwirtschaften Europas befindet sich in der Region Quedlinburg/Sachsen-Anhalt.
Blumen- und Zierpflanzenbau, Friedhofsgärtnereien
Die Friedhofsgärtnerei ist eine weitere Fachrichtung innerhalb des Gartenbaus. Aufgaben dieser Branche sind die Anzucht und Vermehrung von Pflanzen, das Verkaufen und Beraten und vor allem das Anlegen, Pflegen und Erneuern von Grabstätten sowie die Trauerbinderei und Dekoration. In jüngster Zeit sind die Friedhofsgärtnereien von strukturellen Veränderungen betroffen. Die meist kommunalen Einrichtungen werden zunehmend unter Privatisierungs- und Wettbewerbsdruck gesetzt. Durch Veränderung der Bedürfnisstruktur der Bevölkerung verkleinert sich außerdem der Markt für die Friedhofsgärtnereien.
Die Produktionssparte Blumen- und Zierpflanzenbau umfasst den erwerbsmäßigen Anbau von Beet- und Balkonpflanzen, blühenden Topfpflanzen, Schnittblumen, Schnittstauden, Grünpflanzen und Kübelpflanzen. Mitarbeiter des Blumen- und Zierpflanzenbaus arbeiten in Gärtnereien, Landschaftsbaubetrieben, gärtnerischen Abteilungen von Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Baumärkten mit Gartenbauabteilungen und Gartenzentren.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 07.04.2012
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 07.04.2012