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Anthropogene Bodenbildung und Umformung


Der Mensch kann auf die verschiedenste Art und Weise in die Prozesse der Bodenbildung eingreifen. Er kann z. B. die Faktoren der Bodenbildung ändern. Dabei ist wohl die Änderung des Faktors Vegetation flächenhaft am bedeutendsten. Durch Waldrodung, Waldweide, Schaffung von reinen Nadelholzforsten, Grünlandwirtschaft in den Talauen und Niederungen, Ackernutzung u. v. a. wird über die Änderung der Vegetation und entsprechende Kulturmaßnahmen die Bodentierwelt radikal verändert und das Mikroklima der bodennahen Luftschicht und des Bodens selbst stark beeinflußt. Verminderung der Transpiration und Erhöhung der Versickerung und der Auswaschung sind neben anderen Effekten zu nennen. Umfangreich sind die Eingriffe des Menschen in den Bodenwasserhaushalt. Neben Erhöhung des Niederschlages (Beregnungsanlagen) kann die Höhe des Grundwassers durch entsprechende Maßnahmen optimal eingestellt oder überflüssiges Stauwasser durch Dränanlagen abgeführt werden. Durch Reliefausgleich (Terrassierung, Hohlformverfüllung u. ä.) kann die Wirkung des Reliefs aufgehoben oder zumindest abgeschwächt werden. Selbst das Gestein als Ausgangsmaterial der Bodenbildung vermag der Mensch in gewissem Grade zu verändern, indem er z. B. Moore abtorft oder übersandet, sandige Böden mit tonigen Substraten (z. B. Bentoniten) oder mit Schlick überdeckt und damit reaktionsfähigeres Material schafft. Unter Umständen kann man hierzu auch die Bodenkalkung und -düngung rechnen, da hierdurch die Kationenaustauschfähigkeit des Substrats gesteigert und der natürlichen Versauerung entgegengewirkt wird. Völlig neue Gesteine werden z. B. bei der Wiederurbarmachung und Rekultivierung von Kippen und Halden des Braunkohlentagebaus bereitgestellt. Selbst durch die Zufuhr von Sedimentationsstaub aus anthropogenen Luftverunreinigungen können Intensität und Richtungen von Bodenbildungsprozessen nachdrücklich verändert werden. So können z. B. die Podsolierungsprozesse durch die Sedimentation kalkhaltiger Stäube weitgehend unterbrochen werden. Anstelle stark saurer Rohhumusdecken findet man bis auf pH 8 aufgekalkte Humusformen. Böden in Straßennähe werden durch Bauschutt, kalkhaltige Stäube sowie durch Streusalze nachhaltig beeinflußt und weisen vielfach Kalkbraunerdedynamik auf.
Neben der Änderung einzelner Faktoren der Bodenbildung greift der Mensch umgestaltend in das Gesamtprofil des Bodens ein und verändert die Horizontierung. Bei der Inkulturnahme von Podsolen und Braunpodsolen, für die unter Wald z. B. eine Rohhumusauflage und starke Versauerung charakteristisch waren, werden Humusauflage und meist auch Aschhorizont in einer Ackerkrume homogenisiert und durch Kalkung entsäuert. Damit werden die Bodenbildungsprozesse in andere Richtungen gelenkt.


Quelle: Lehrbuch der Allgemeinen physischen Geographie
Autor: Manfred Hendl, Herbert Liedtke (Hrsg.)
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 1997
Seite: 300-304
Bearbeitungsdatum: 17.05.2006
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