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Böden in Moorbereichen


Bei dauernder Vernässung eines Bodens durch gestautes Niederschlagswasser oder sehr hoch anstehendes Grundwasser bilden sich sehr bald anaerobe Verhältnisse heraus, so daß besondere Bedingungen für die Zersetzung organischen Materials geschaffen werden. Infolge stark verzögerter Humifizierung und Mineralisierung organischer Stoffe werden halbzersetzte Pflanzenreste angereichert, Zersetzungsprodukte werden nicht weggeführt, sondern verbleiben an Ort und Stelle, so daß sich dadurch die Lebensbedingungen der Mikroorganismen immer mehr verschlechtern und ihre Existenz bald gänzlich unmöglich wird. Außerdem führt die schwere Zersetzbarkeit der Pflanzenrückstände zu einer allmählichen Akkumulation halbzersetzter organischer Stoffe, deren Mächtigkeit ständig zunimmt und schließlich Torfhorizonte (H) ergibt. Von Torf wird dann gesprochen, wenn mehr als 30 % organisches Material vorhanden sind und die Mächtigkeit mehr als 20 cm beträgt.

Im Unterschied zur Humifizierung geht ein bedeutender Teil organischer Verbindungen und der darin enthaltenen mineralischen Elemente nicht in den Stoffkreislauf Boden-Pflanze ein. Dadurch verlangsamt sich der biologische Kreislauf mehr und mehr. Die ebenfalls sehr langsam ablaufende Mineralisierung organischer Stoffe wird von der Bildung einer Reihe vorwiegend gasförmiger Verbindungen begleitet: Methan, Schwefelwasserstoff, NH3 u. a. Bei intensiver Vermoorung wird die Mächtigkeit der Torfhorizonte so stark, daß die unteren Bereiche aus der Bodenbildungssphäre herauswachsen und bezüglich der oberen Horizonte ein besonderes organisches Ausgangsmaterial ergeben.

Hinsichtlich ihrer Entstehung und ihrer Eigenschaften werden Nieder-, Übergangs- und Hochmoore (FAO: Histosols) unterschieden. Niedermoore (FAO: Eutric und Dystric Histosols) werden bei hoch anstehendem Grundwasser in Talniederungen und Senken gebildet. Die Eigenschaften der Niedermoore werden stark vom Chemismus des Grundwassers geprägt (basen- und stickstoffreiche Niedermoore; saure und stickstoffarme Niedermoore). Solange das Grundwasser den Boden beherrscht, ist kaum normales Bodenleben möglich. Erst bei Grundwassersenkung kann der Boden als Grünland genutzt werden (Schwarzkultur). Soll eine Beackerung erfolgen, muß eine etwa 15 cm mächtige Sandschicht aufgebracht werden (Sanddeckkultur).

Sobald das Niedermoor über das nährstoffhaltige Grundwasser hinauswächst, siedeln sich weniger anspruchsvolle Pflanzen an. So kann sich eine Zwischenform zwischen Hoch- und Niedermoor bilden, das sog. Übergangsmoor (FAO: Dystric Histosol). Es kann sich aber auch auf nassen und sauren Mineralböden entwickeln, auf denen Birken, Fichten und Kiefern mit vielen Zwergsträuchern, Moosen und Flechten wachsen, wobei Torfmoose (Sphagnum) allmählich in den Vordergrund treten.

Bei hohen Niederschlägen, hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Verdunstung siedeln sich auf nasser, basenarmer Unterlage anspruchslose Torfmoose und Wollgräser (Eriophorum) an, die viel Wasser zu speichern in der Lage sind. Dadurch wird Luft aus den obersten Bodenhorizonten verdrängt, und in dem sich nun einstellenden anaeroben Milieu vertorft die organische Substanz. Die Eigenschaften der so entstehenden, auf abgestorbener Pflanzensubstanz weiter wachsenden Hochmoore (FAO: Dystric Histosols) werden durch die Nässe geprägt. Sie sind zudem stark sauer.


Quelle: Lehrbuch der Allgemeinen physischen Geographie
Autor: Manfred Hendl, Herbert Liedtke (Hrsg.)
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 1997
Seite: 290/91
Bearbeitungsdatum: 17.05.2006
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