Infoblatt Verkehrsprojekte Deutsche Einheit


Überblick über die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit




Ausgangslage

Nach der Wiedervereinigung war der Aus- und Aufbau moderner Verkehrswege in den neuen Bundesländern unverzichtbar, um den wirtschaftlichen Aufschwung mit einer Angleichung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung zu gewährleisten. Moderne, leistungsfähige Verkehrswege sind für die Entwicklung eines Wirtschaftsstandortes von größter Bedeutung. Die neuen Länder mit ihrer geographisch günstigen Lage im Zentrum Europas sind auf ein intaktes Verkehrsnetz, das den mit der Öffnung der Grenzen im Osten stark wachsenden Verkehr aufnehmen kann, besonders angewiesen. Die Ausgangslage nach der Wiedervereinigung war allerdings alles andere als günstig. Nahezu die Hälfte aller Fernstraßen war nicht befahrbar. Die Autobahnen waren insgesamt sanierungsbedürftig. Auch das Schienennetz war veraltet, ebenso wie die meisten Wasserstraßen. Mit der Nähe zur innerdeutschen Grenze wurde das Verkehrswegenetz immer dünner, nur zehn Straßen und acht Eisenbahnübergänge existierten zwischen den beiden Teilen Deutschlands.


Ziel

Die Bundesregierung beschloss zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse am 09. April 1991 die Investitionen in 17 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur zur Bewältigung der Verkehrsströme in West-Ost und Nord-Süd-Richtung, zur Belebung der Wirtschaft und zur Schaffung neuer und sicherer Arbeitsplätze. Die oberste Aufsicht der Projekte unterliegt heute dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung. Nie zuvor wurde in solch kurzer Zeit die Infrastruktur eines Landes in solchem Umfang modernisiert.


Die Projekte

9 Schienen- und 7 Straßenprojekte mit jeweils etwa 2.000 km Länge sowie ein Wasserstraßenprojekt werden bis zu ihrer völligen Fertigstellung etwa 39 Mrd. € kosten, wovon etwas mehr als die Hälfte in umweltfreundlichere Schienenwege (20,2 Mrd. €) und die Wasserstraßen (2,3 Mrd. €) fließen.


Durchführung

Am 15. August 1991 initiierte die Politik die Gründung einer privatwirtschaftlich organisierten Projektmanagement-Gesellschaft, der Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit mbH (PBDE), als hundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn AG (DBAG); ein weiteres Beispiel hierfür ist die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs und -bau GmbH (DEGES) für den Autobahnbau.


Die Schienenprojekte

  • Projekt 1 Schiene: Ausbau Lübeck/Hagenow Land - Rostock - Stralsund (242 km)
    Kosten: 1.072 Mio. €
    Reisezeit nach Fertigstellung: 2 h (1990: 2 h 58 min)
    Ziel: Das Projekt verbessert wesentlich die Anbindung großer Teile Mecklenburg-Vorpommerns an das Eisenbahnnetz der alten Bundesländer und die Verbindungen nach Ost- und Westeuropa sowie über die Ostseehäfen nach Skandinavien.
    Stand: Das Projekt ist in Teilen fertiggestellt, die noch nicht realisierten Ausbaumaßnahmen werden derzeit allerdings nicht weiter vorangetrieben.
  • Projekt 2 Schiene: Ausbau Hamburg - Büchen - Berlin (270 km)
    Kosten: 2.675 Mio. €
    Reisezeit: Hamburg - Berlin 2 h 15 min (1990: 4 h 03 min)
    Ziel: Das Projekt verbessert die Anbindung der neuen Bundesländer sowie der Länder Ost- und Südosteuropas an die Nordseehäfen und schafft eine leistungsfähige Verbindung der beiden größten deutschen Städte.
    Stand: Bis Ende 2004 wurde die Strecke für eine Geschwindigkeit von 230 km/h ausgebaut. Die Fahrzeit beträgt jetzt 93 Minuten.
  • Projekt 3 Schiene: Ausbau und Lückenschluss Uelzen - Salzwedel - Stendal (113 km)
    Kosten: 317 Mio. €
    Reisezeit nach Fertigstellung: Uelzen - Stendal 80 min (Regionalbahnen) (früher keine durchgehende Verbindung)
    Ziel: Das Projekt verbessert den Güterverkehrsanschluss der neuen Bundesländer und der osteuropäischen Länder an Bremen und die übrigen Nordseehäfen sowie den Personenregional- und -nahverkehr.
    Stand: Das Projekt wurde 1999 abgeschlossen.
  • Projekt 4 Schiene: Aus- und Neubau Hannover - Stendal - Berlin (264 km)
    Kosten: 2.677 Mio. €
    Reisezeit: Hannover - Berlin 1 h 36 min (1990: 4 h 12 min)
    Ziel: Das Projekt ist Teil des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes. Die Neubaustrecke beschleunigt wesentlich die Verbindung Hannover - Berlin.
    Stand: Das Projekt wurde 1998 abgeschlossen.
  • Projekt 5 Schiene: Ausbau Helmstedt - Magdeburg - Berlin (163 km)
    Kosten: 1.244 Mio. €
    Reisezeit: Hannover - Magdeburg - Potsdam - Berlin 2 h 27 min (1990: 3 h 36 min)
    Stand: Das Projekt wurde 1995 abgeschlossen.
  • Projekt 6 Schiene: Ausbau Eichenberg - Halle (170 km)
    Kosten: 271 Mio. €
    Reisezeit: Kassel - Halle 3 h 02 min (1990: 3 h 42 min)
    Stand: Das Projekt wurde 1994 abgeschlossen.
  • Projekt 7 Schiene: Ausbau Bebra - Erfurt (104 km)
    Kosten: 913 Mio. €
    Reisezeit: Frankfurt/M. - Erfurt 2 h 18 min (1990: 3 h 28 min)
    Stand: Das Projekt wurde 1995 abgeschlossen.
  • Projekt 8 Schiene: Aus- und Neubau Nürnberg - Erfurt - Halle/Leipzig - Berlin (514 km)
    Bauabschnitte:
    8.1 Ausbau Nürnberg - Ebensfeld/Neubau: 5.178 Mio. €
    8.2 Neubau Erfurt - Halle/Leipzig: 2.733 Mio. €
    8.3 Ausbau Halle/Leipzig - Berlin: 1.647 Mio. €
    Stand: Das Projekt wird voraussichtlich erst 2030 abgeschlossen.
  • Projekt 9 Schiene: Ausbau Leipzig - Dresden (117 km)
    Kosten: 1.451 Mio. €
    Reisezeit nach Fertigstellung: Leipzig - Dresden/Neustadt 45 min (1990: 1 h 31 min)
    Ziel: Mit der Realisierung dieses Projektes erhält Sachsen eine verbesserte Anbindung an das Ruhr- und das Rhein-Main-Gebiet sowie nach Bayern. Gleichzeitig werden damit erhebliche Verbesserungen im Regional- und Nahverkehr erreicht.
    Stand: Der Bau wurde 1993 begonnen und wird voraussichtlich nicht vor 2014 fertiggestellt.



Die Straßenprojekte

  • Projekt 10 Straße: Vierstreifiger Neubau der Autobahn A 20, Lübeck - Stettin (323 km)
    Kosten: 1.900 Mio. €
    Das Projekt bindet verkehrsgünstig den Ostseeküstenraum, große Bereiche von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sowie von Polen und den baltischen Staaten an das westdeutsche und europäische Verkehrsnetz.
    Stand: Das Projekt wurde 2005 abgeschlossen.
  • Projekt 11 Straße: Sechsstreifige Erweiterung der Autobahnen A 2, Hannover - Berlin (209 km) und A 10, Berliner Süd- und Ostring (122 km)
    Kosten: 2.300 Mio. €
    Das Projekt schafft eine leistungsfähige Straßenverbindung Berlin - Brandenburg - Sachsen-Anhalt - Niedersachsen mit Anbindung an den Verdichtungsraum Rhein/Ruhr.
    Stand: Im Jahr 2007 wurde das Projekt mit dem Ende der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen abgeschlossen.
  • Projekt 12 Straße: Sechsstreifige Erweiterung Autobahn A 9, Berlin - Nürnberg (371 km)
    Kosten: 2.900 Mio. €
    Mit diesem Projekt wird eine leistungsfähige Straßenverbindung von Berlin und den neuen Bundesländern nach Bayern hergestellt.
    Stand: Das Projekt ist in Abschnitten fertiggestellt, die noch ausstehenden Baumaßnahmen sind in Planung.
  • Projekt 13 Straße: Vierstreifiger Neubau der Autobahnen A 38, Göttingen - Halle (A 9) und A 143 Westumfahrung Halle (22 km)
    Kosten: 1.700 Mio. €
    Das Projekt schafft eine direkte Verbindung der Ballungsräume Halle/Leipzig zum Raum Rhein/Ruhr über die A 44, Kassel - Dortmund, als überregionale Verkehrsachse, und entlastet die Autobahnen A 2, Dortmund - Hannover - Berlin, und A 4, Eisenach - Görlitz.
    Stand: Das Projekt wurde 2009 abgeschlossen.
  • Projekt 14 Straße: Vierstreifiger Neubau Autobahn A 14, Magdeburg - Halle (102 km)
    Kosten: 650 Mio. €
    Dieser Autobahnneubau bildet eine überregional bedeutsame Verkehrsachse von Sachsen bzw. dem südosteuropäischen Raum über den Ballungsraum Halle/Leipzig in Richtung Magdeburg/Niedersachsen und dem norddeutschen/nordwesteuropäischen Raum.
    Stand: Seit dem 30. November 2000 ist die A 14 von Magdeburg bis Halle durchgehend befahrbar. Die A 14 ist bundesweit das erste insgesamt fertiggestellte VDE-Straßenbauprojekt.
  • Projekt 15 Straße: Autobahnen A 44, Kassel - Eisenach (63 km) und A 4, Eisenach - Görlitz (386 km)
    Kosten: 4.600 Mio. €
    Dieses Projekt wird die Verbindung der Zentren Rhein/Main und Rhein/Ruhr mit Thüringen und Sachsen mit dem polnischen Industriegebiet Liegnitz/Breslau und die Weiterführung in Richtung Südosteuropa erheblich verbessern. Die Maßnahme ist die wichigste West-Ost-Verbindung in Thüringen und Sachsen.
    Stand: Teilabschnitte des Projekts sind bereits befahrbare, andere befinden sich derzeit im Bau oder in der Planungsphase.
  • Projekt 16 Straße: Vierstreifiger Neubau der Autobahnen A 71, Erfurt - Schweinfurt (152 km) und A 73, Suhl - Lichtenfels (70 km)
    Kosten: 2.600 Mio. €
    Erschließung des südthüringischen Wirtschafts- und Touristikraums, bedeutende Verbesserung der Verkehrsverbindung zwischen den thüringischen Wirtschaftszentren und Franken.
    Stand: A 71 und A 73 sind durchgehend befahrbar.



Das Wasserstraßenprojekt

  • Projekt 17 Wasserstraße: Ausbau Hannover - Berlin (ca. 280 km)
    Kosten: 2.290 Mio. €
    Vorrangige Bauten: Mittellandkanal, Elbe-Havel-Kanal und das Wasserstraßenkreuz Magdeburg
    Ziel: Mit einem behutsamen und umweltverträglichen Wasserstraßenbau sollen die Schifffahrtsverhältnisse so gestaltet werden, dass leistungsfähige Großmotorgüterschiffe bis 110 m Länge und Schubverbände bis 185 m Länge, mit einer Breite bis 11,40 m und einem Tiefgang von 2,80 m die Wasserstraße befahren können, die dabei eine Tragfähigkeit von 2.100 bzw. 3.500 t haben. Gleichzeitig wird damit eine Standortverbesserung der Binnenhäfen Berlin, Brandenburg, Wustermark und Magdeburg sowie weiterer an den Wasserstraßen liegender Zentren erreicht. Außerdem werden die Bedingungen für den Containerverkehr in der Relation Hamburg - Magdeburg - Berlin deutlich verbessert. Damit können auch die stark belasteten West-Ost-Achsen der Straßen und der Schienenwege entlastet werden.
    Stand: Das Wasserstraßenkreuz wurde 2003 eröffnet, die Planung sieht den Abschluss der gesamten Ausbauarbeiten in 2015 vor.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Jens Aßmann, Kristian Uhlenbrock
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.05.2012