Infoblatt Industrieländer


Definition der Industrieländer und ihre Wandlung hin zu Dienstleistungsgesellschaften

Industrieländer oder Industriestaaten sind Länder, deren Volkswirtschaften seit der industriellen Revolution ab Mitte des 18. Jahrhunderts stark durch die Industrie geprägt wurden. Sie sind technisch hoch entwickelt und verfügen über eine bedeutende eigene industrielle Produktion von Gütern. Zu den Industrieländern zählen nach einer Einteilung der Weltbank die Mitgliedsländer der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), nicht aber die seit 1994 in die OECD aufgenommenen "Entwicklungsländer". Man unterscheidet westliche und östliche Industriestaaten. Zu den östlichen gehören sowohl osteuropäische Volkswirtschaften sowie einige sog. Newly Industrialized Countries, also Schwellenländer, die in den letzten Jahrzehnten einen stark wachsenden Industriesektor zu verzeichnen hatten.

Industrieländer sind im Gegensatz zu den Entwicklungsländern wirtschaftlich weiterentwickelte Länder mit einem entsprechend hohen Pro-Kopf-Einkommen. Ein wesentlicher Teil des Bruttoinlandproduktes wird durch die Industrie erwirtschaftet. Die Erwerbsbevölkerung ist zu einem hohen Prozentsatz im sekundären Sektor tätig, während in der Landwirtschaft nur noch wenige (< 10 %) Erwerbstätige arbeiten.
Seit Mitte der 1950er Jahre hat in den Industrieländern der Dienstleistungssektor eine immer größere Bedeutung erlangt. Der Anteil des durch den Dienstleistungssektor erwirtschafteten Bruttoinlandproduktes hat in den Industrieländern den durch die Industrie erwirtschafteten Anteil übertroffen. Ebenso arbeiten mehr Erwerbstätige im Bereich der Dienstleistungen als im produzierenden Gewerbe. Daher ist fraglich, ob der Begriff "Industrieländer" überhaupt noch zutreffend ist und ob man nicht besser von Dienstleistungsgesellschaften sprechen sollte.
Die Ursachen der Verschiebung zugunsten der Dienstleistungen liegen in der Automatisierung der industriellen Herstellung von Gütern. Durch den technischen Fortschritt und hohe Investitionen z. B. in Maschinen werden in der Industrie nicht mehr so viele Beschäftigte benötigt. Ein weiterer Aspekt ist die zunehmende internationale Arbeitsteilung. Entwicklungsländer, Schwellenländer und die Länder des ehemaligen "Ostblocks" werden immer mehr in globale Produktionsketten und in den Weltmarkt eingebunden.
Momentan befinden sich viele Industrieländer in einer Wachstumskrise, die sich in hohen Arbeitslosenzahlen bemerkbar macht. Die Arbeitskräfte, die in der Industrie nicht mehr gebraucht werden, konnten nicht wie erhofft in gleichem Maße im Dienstleistungssektor aufgenommen werden. Weil so weniger Menschen arbeiten und in die staatlichen Wohlfahrtssysteme (Rente, Sozialversicherung) einzahlen, unterliegen diese Systeme derzeit einem hohen Druck.


Literatur

MIKUS, W. (2002): Stichwort Industrieländer.- In: Lexikon der Geographie 2. Spektrum Verlag.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Jutta Henke
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2005
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.05.2012