Infoblatt G8


Die führenden acht Industrienationen und ihr jährliches Treffen

Der Gruppe der Acht (G8) gehören die acht großen Industrienationen Frankreich, Italien, Deutschland, Großbritannien, Kanada, USA , Japan und Russland an. Kanada (seit 1976) und Russland (seit 1998) wurden erst später aufgenommen. Außerdem ist die Europäische Kommission bei allen Treffen vertreten.
Diese Nationen treffen sich einmal jährlich zum sogenannten G8-Gipfel in dem Mitgliedsstaat, das jeweils die einjährige Präsidentschaft inne hat.
Die Mitglieder der G8 bilden eine Kerngruppe innerhalb einiger internationaler Einrichtungen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond (IWF).


Ziele und Handlungsfelder

Ziel des G8-Treffens ist es, dass sich die Regierungschefs der Mitgliedsstaaten informell und persönlich über alle aktuellen politischen und wirtschaftlichen Themen austauschen können. Dadurch kann ein Konsens innerhalb der Staatengemeinschaft einfacher erreicht werden. Neben globalen Wirtschafts-, Entwicklungs- und Währungsfragen werden auch wirtschaftlich relevante Sonderprobleme der Weltpolitik erörtert (z. B. Terrorismus, Drogen- und Waffenhandel, Umweltschutz, Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Schuldenkrise).


Historische Entwicklung

Ausgangspunkt für die Gruppe der G8 war die sog. "Library Group" (Treffen des französischen, deutschen, britischen und amerikanischen Finanzministers 1973). 1975 fand das erste Zusammentreffen der sechs beteiligten Industrienationen in Rambouillet (Frankreich) statt. Diese Zusammentreffen, die heute als G8-Gipfel bekannt sind, finden seitdem regelmäßig im Mai bzw. Juni jedes Jahres für zwei bis drei Tage statt. Vorbereitet werden sie von den Sherpas und Sous-Sherpas, den hochrangigen Mitarbeitern der Staats- und Regierungschefs und der Minister, die sich mehrmals im Jahr treffen. An den Beratungen darf seit 1977 auch der Präsident der EU-Kommission teilnehmen.
Seit dem Ende des Kalten Krieges 1989 bemühte sich Russland um eine Beteiligung in der G7, aber erst 1994 wurde Russland nach Neapel eingeladen und man schuf damit die "Political Eight" (G8). Auf dem Gipfel in Birmingham im Jahr 1998 wurde Russland endgültig der Status eines vollwertigen Mitglieds zugebilligt. Allerdings nimmt Russland hauptsächlich an den weltpolitischen Beratungen teil, und beteiligt sich nur eingeschränkt an finanz- und wirtschaftspolitischen Beratungen.


Organisationsstruktur

Im Gegensatz zu anderen internationalen Organisationen besitzt die G8 weder einen eigenen Verwaltungsapparat mit ständigem Sekretariat und einer PR-Abteilung, noch eine permanente Vertretung ihrer Mitglieder. Nur die jährlich stattfindenden Gipfeltreffen bilden eine feste Struktur innerhalb des G8-Apparats. Der Gruppenvorsitz wechselt dabei von Jahr zu Jahr.
Zusätzlich zu den G8-Gipfeln werden Expertengruppen mit weiterführenden Arbeiten und Studien zu spezifischen Themenbereichen beauftragt, wie zum Beispiel im Bereich erneuerbare Energien oder der Technologiegesellschaft.
Eine weitere Kooperation der G7 (hier nimmt Russland nur sehr eingeschränkt teil, von daher G7) besteht in der Zusammenarbeit der Finanzminister und Zentralbankgouverneure. In den letzten Jahren verstärkte sich das Wissen, dass wirtschafts-, geld- oder handelspolitische Maßnahmen großer Länder angesichts der engen weltwirtschaftlichen Verflechtungen Auswirkungen auf die Partnerländer haben. So kann nur eine Abstimmung zwischen nationaler und globaler Wirtschafts- und Währungspolitik zum langfristigen Erfolg für alle führen. Die Finanzminister der G7-Länder treffen sich normalerweise gemeinsam mit den Zentralbankgouverneuren dreimal jährlich. Ergänzt werden diese Treffen durch regelmäßige und vertrauliche Treffen auf der Stellvertreterebene der G7-Finanzminister.
So hat sich im Laufe der Jahre ein enges Netz politischer Abstimmungen und Beratungen entwickelt, wobei die G8 jedoch ein informeller Zusammenschluss geblieben ist. Das heißt, dass die Mitglieder nur für sich selbst Verpflichtungen beschließen können, deren Befolgung nicht erzwungen werden kann.
Die G8 ist ein wichtiges Forum für den multilateralen Erfahrungs- und Meinungsaustausch und ist aus dem globalen Gefüge internationaler Institutionen nicht mehr wegzudenken. Allerdings muss sich die Struktur immer weiter an die zunehmenden Globalisierungsprozesse und der Einflussnahme nichtstaatlicher Akteure anpassen.

Der letzte G8-Gipfel fand im Juni 2012 in Camp David in den USA statt. 2013 wird sich die G8 in Großbritannien und 2014 in Russland zusammenfinden. Deutschland, das zuletzt 2007 in Heiligendamm Gastgeber war, wird 2015 wieder den Gipfel ausrichten.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Anke Renker, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012