Infoblatt IWF - Internationaler Währungsfonds


Struktur, Mitglieder, Finanzierung und Aufgaben des IWF



IWF

Im Juli 1944 kamen 45 Staaten in Bretton-Woods (USA) zu einer Währungs- und Finanzkonferenz zusammen. Ziel dieser Konferenz war eine Neuordnung der internationalen wirtschaftlichen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Feste Wechselkurse zwischen konvertiblen (umtauschbaren) Währungen sollten die Basis für eine globale Ausweitung des Handels bilden und Handelskonflikten – die unter anderem in den 1930ern zur "großen Depression" führten – vorbeugen. Das Resultat der Konferenz war ein Abkommen über die Gründung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Der IWF sollte auf der Grundlage des sog. Bretton-Woods-Systems die Einhaltung der festen Wechselkurse überwachen und bei Liquiditätsproblemen den betreffenden Staaten Hilfen aus dem Fonds gewähren.


Gründung / Mitglieder

Der Internationale Währungsfonds (IWF) (engl. International Monetary Fund - IMF) wurde am 27. Dezember 1945 gegründet, nachdem vorerst 29 Staaten die Vereinbarung unterzeichnet hatten. Seine Arbeit nahm der IWF allerdings erst im März 1947 auf. Der IWF ist seit 1947 eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Mittlerweile zählt der IWF 188 Mitglieder (Stand: 2012), der Sitz des IWF befindet sich in Washington D. C. (USA).


Struktur / Finanzierung

Der IWF besteht aus einem Gouverneursrat und einem Exekutivdirektorium. Der Gouverneursrat ist das oberste Organ des IWF. Jedes Mitglied wird im Gouverneursrat durch einen Gouverneur – in der Regel der Finanzminister oder der Vorsitzende der jeweiligen Zentralbank – und einen Stellvertreter repräsentiert. Das Gremium tagt in der Regel einmal jährlich und trifft Entscheidungen über die Aufnahme neuer Mitglieder, die Änderung der Anteile der Mitgliedsstaaten am Fonds (Quoten) usw.
Das Exekutivdirektorium untersteht dem Gouverneursrat und widmet sich den laufenden Geschäftsvorgängen im IWF. Es besteht aus 24 Personen, wobei die fünf Mitgliedsstaaten mit den höchsten Quoten (USA, Japan, Deutschland, Frankreich und GB) sowie China, Russland und Saudi-Arabien jeweils einen Exekutivdirektor ernennen, während die weiteren 16 Exekutivdirektoren von den restlichen – in Gruppen zusammengefassten – 180 Mitgliedsstaaten bestimmt werden. Das Exekutivdirektorium tagt in der Regel dreimal wöchentlich und wird durch einen geschäftsführenden Direktor, der auf fünf Jahre gewählt wird, geleitet. Der IWF beschäftigt gegenwärtig über 2.600 Personen aus 154 Staaten.
Der Einfluss der einzelnen Mitglieder auf Entscheidungen des IWF ergibt sich aus deren Quoten: Jeder Staat hat eine gleiche Anzahl an Grundstimmen (250) und zusätzlich Stimmen aus sog. Sonderziehungsrechten (seit 1969 Reservewährung des IWF). Die Anzahl der Sonderziehungsrechte für die Mitglieder ergibt sich aus deren Wirtschaftskraft. Dementsprechend sind der Einfluss und das Stimmgewicht der Mitglieder unterschiedlich. Die USA (17,69 %), Deutschland (6,12 %), Japan (6,56 %), sowie GB und Frankreich (je 4,51 %) sind die einflussreichsten Mitglieder im IWF. Mitte der 1970er Jahre wurde die Entscheidungsstruktur im IWF dahingehend geändert, dass alle wesentlichen Beschlüsse einer 85 %igen Mehrheit bedürfen. Demnach verfügen sowohl die USA als auch die EU- Länder zusammen (ca. 29 %) über eine Sperrminorität.
Der IWF finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen der Mitgliedsstaaten (Quoten). Jedem Mitglied wurde – je nach Wirtschaftskraft – eine Quote zugewiesen, die den finanziellen Anteil am Fonds widerspiegelt. Die Quotensumme des IWF betrug zum 21. Mai 2012 etwa 364 Mrd. US-$.


Aufgaben des IWF

Dem IWF kommen grundsätzlich drei Aufgaben zu: Die Überwachung des internationalen Währungssystems, die Gewährung finanzieller Unterstützung und die Bereitstellung technischer Hilfe.
Die Überwachungsaufgabe des IWF bezieht sich auf die Wechselkurspolitik der einzelnen Mitglieder. Der IWF führt jährlich Konsultationen mit den Mitgliedsstaaten durch und bewertet deren Wechselkurspolitik vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Gesamtsituation und der jeweiligen finanzpolitischen Strategie des Landes. Zudem bewertet der IWF halbjährlich die Weltwirtschaftslage.
Der IWF gewährt zunächst jedem Mitglied Kredite in bestimmter Höhe ohne Auflagen und Bedingungen. Die Höhe dieser unkonditionierten Kredite ergibt sich aus der jeweiligen Quote eines Staates.
Weiterführende Kredite vergibt der IWF nur in Verbindung mit Auflagen. Die Finanzierung ist hierbei – je nach Problem – in gewisse Finanzpakete (Fazilitäten) unterteilt. So gibt es beispielsweise Hilfe für kurzfristige Zahlungsbilanzdefizite, für die Behebung struktureller Probleme, für die Stärkung der Währungsreserven, für Zahlungsbilanzdefizite in plötzlichen Krisen und für die Bekämpfung von Armut. In jedem dieser Fälle hat der Kreditnehmer eine vertragliche Absichtserklärung zu unterschreiben – die Kredite werden verzinst.
Die technische Unterstützung des IWF richtet sich auf alle Maßnahmen, die der Reformierung und Stabilisierung der Finanzpolitik eines Staates dienen sowie auf Maßnahmen, die den IWF bei seiner Tätigkeit unterstützen. Hierzu zählen die Ausbildung von Fachpersonal, die Erhebung fiskalischer und anderer wirtschaftlicher Daten, der Auf- und Ausbau von Institutionen usw.


Kritik

Die Kritik am IWF bezieht sich auf die relativ einseitige Machtverteilung zugunsten der Industriestaaten (Demokratiedefizit) sowie auf die Überschneidung der Aufgabenbereiche von IWF und Weltbank und die dadurch fehlende Transparenz. Einer der stärksten Kritikpunkte am IWF sind jedoch dessen rigide Auflagen bei der Kreditvergabe für krisengeschwächte Mitglieder.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Robert Bartsch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012