Infoblatt Greenpeace


Geschichte, Kampagnen und Struktur der Organisation



Screenshot (www.greenpeace.de)

Denkt man an Greenpeace, so fallen einem bärtige Seebären ein, die mit dem Schlauchboot zwischen Wale und Walfänger fahren, überdimensionale Banner an Schornsteinen befestigen oder Abflussrohre verstopfen. Doch Greenpeace ist heute weit mehr als nur eine Gruppe von Umweltaktivisten. Greenpeace genießt den Status einer Institution in Sachen Umweltschutz. Aus einer Handvoll Anti-Atom-Aktivisten hat sich eine ernstzunehmende NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) entwickelt. Zahlreiche wesentliche Erfolge des Natur- und Umweltschutzes können der Organisation zugeordnet werden.


Geschichte von Greenpeace

Die Geschichte von Greenpeace beginnt am 15. September 1971 in Vancouver, Kanada. Mit dem Fischkutter "Phyllis Cormack" fahren ein Dutzend Friedensaktivisten zur Alëuteninsel Amchitka, wo die US-Regierung einen Atomwaffentest durchführen will. Die Aktivisten beabsichtigen, in das Sperrgebiet einzudringen, um den Test zu verhindern. Für diese Aktion finden sie einen Namen, der ihrer Besorgnis über die menschen- und umweltzerstörerische Wirkung von Atomwaffen Ausdruck verleiht: Green + Peace = Greenpeace. Von Beginn an wird eine systematische Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Das unterscheidet Greenpeace wesentlich von den zahlreichen anderen Umwelt- und Graswurzelbewegungen der 1970er Jahre. Die Grundidee ist, die ganze Welt zu Zeugen zu machen. Die Mittel der Amchitka-Fahrt sind auch in Zukunft das Herzstück der Greenpeace-Strategie: direkte gewaltfreie Aktion und Medienarbeit.
Die Aktionen der folgenden Jahre stehen immer noch unter dem Eindruck und dem Hauptanliegen der Amchitka-Fahrt. Vor allem die französischen Atomtests auf dem Mururoa-Atoll werden ein Hauptziel. Einen traurigen Höhepunkt erfährt die Auseinandersetzung mit der französischen Regierung am 10. Juli 1985. Die "Rainbow Warrior" liegt nach der erfolgreichen Evakuierung des atomar verseuchten Rongelap-Atolls im Hafen des neuseeländischen Auckland, als kurz vor Mitternacht zwei Bomben an Bord explodieren. Die Besatzung kann sich gerade noch retten – mit Ausnahme des Fotografen Fernando Pereira. Er ertrinkt in seiner Kabine. Das Bombenattentat wurde vom französischen Geheimdienst verübt, der französische Verteidigungsminister und der Geheimdienstchef müssen zurücktreten, zwei Geheimdienstmitarbeiter werden wegen Totschlags zu je zehn Jahren Haft verurteilt.
Nachdem die Atomtests weltweit beendet sind, wendet sich die Organisation Ende der 1980er Jahre anderen Zielen zu. Einen Meilenstein zum Schutz der Meere erreicht Greenpeace mit der Besetzung der Shell-Ölplattform "Brent Spar" 1995. Eine Versenkung der ausgedienten Plattform und die anschließende Verseuchung der Nordsee durch enthaltenes Erdöl und Chemikalien wird erfolgreich verhindert. Vor allem der Verbraucherboykott von Shell-Tankstellen in Deutschland zwingt den Konzern letztlich zum Einlenken. Noch im selben Jahr wird ein generelles Versenkungsverbot für Ölplattformen in der Nordsee und im Nordostatlantik beschlossen.
Ende der 1990er Jahre heißen die neuen Aufgaben Gentechnik in Lebensmitteln, Patentierung von Lebewesen und Erneuerbare Energien. Bei den meisten Themen weiß Greenpeace mittlerweile die Mehrzahl der Bürger hinter sich und erzielt wichtige Erfolge beim Verbraucherschutz. Die Einbindung der Bevölkerung in die Greenpeace-Aktionen durch Öffentlichkeitsarbeit, Informationsnetzwerke und das Internet wird verstärkt.


Kampagnen

Die wissenschaftliche Fundierung aller Themenbereiche besitzt bei Greenpeace Priorität. Deshalb unterhält die Organisation Fachgruppen für alle relevanten Fragestellungen und entwickelt auf Grund eigener Forschungsarbeit Informationsmaterial und Fachbeiträge für Umweltthemen. Die aktuellen Kampagnenbereiche bei Greenpeace gliedern sich u. a. wie folgt:
  • Atomkraft: Abschaffung aller Atomwaffen, Abschaltung aller Atomkraftwerke, sichere Verwahrung von Atommüll
  • Energie: Steigerung der Energieeffizienz, verstärkte Förderung von regenerativen Energien
  • Öl: Information über die Umweltschädlichkeit von Ölbohrvorhaben, v. a. in besonders sensiblen Bereichen wie den Meeren, Alaska oder Sibirien.
  • Klima: Abschaffung oder Eindämmung von klimaschädlichen Gasen, Schutz der "grünen Lungen" der Erde
  • Meere: Schutz vor Überfischung und Verschmutzung, Einsatz für eine nachhaltige Fischereiwirtschaft und sicheren Schiffsverkehr. Schutz der Wale, Einrichtung eines Weltparkes für Wale in der Antarktis.
  • Wälder: Schutz der letzten Urwälder der Erde, Einsatz für eine nachhaltige Forstwirtschaft weltweit
  • Artenvielfalt: Einsatz gegen eine Verringerung der Arten bei Nahrungsmitteln durch Gentechnik oder Verdrängung angestammter Arten
  • Gentechnik: Verhinderung von Gentechnik in Lebensmitteln und Patentierung von Lebewesen.
  • Chemie: Schutz vor Verseuchung durch unsichere Produktionsmethoden, Aufklärungsarbeit über neue Gifte wie z. B. Persistent Organic Pollutants (POPs)



Struktur von Greenpeace

Greenpeace ist zentralistisch organisiert und agiert weltweit. Seit 1989 hat Greenpeace International seinen Sitz in Amsterdam. Von dort aus werden internationale Kampagnen koordiniert und mit den 28 Länderbüros abgestimmt. Diese führen ihre Aktionen und Kampagnen jedoch eigenverantwortlich durch. Das höchste Entscheidungsgremium ist das Stichting Greenpeace Council, welches aus Repräsentanten der Länderbüros gebildet wird. Es koordiniert die internationalen Kampagnen, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Schiffsflotte und überwacht die Aktivitäten der nationalen Büros. Ferner wählt es den Vorstand von Greenpeace International (insgesamt 7 Personen). Dieser ernennt den internationalen Geschäftsführer. Das deutsche Büro hat seinen Sitz in Hamburg. Oberstes Beschlussgremium ist die Mitgliederversammlung, die aus 40 stimmberechtigten Mitgliedern besteht und den Aufsichtsrat wählt. Die sechs ehrenamtlichen Aufsichtsratsmitglieder setzen die Geschäftsführung ein. Diese leitet den Verein und ist für die rund 200 festangestellten Mitarbeiter des Greenpeace e. V. verantwortlich. Über 562.000 Fördermitglieder finanzieren Greenpeace Deutschland durch ihre Beitragsgelder. Eine deutsche Besonderheit sind die über 80 Greenpeace-Gruppen. In diesen sind ca. 3.800 ehrenamtliche Mitglieder organisiert. Sie leisten Aufklärungsarbeit vor Ort und unterstützen die Kampagnen auf lokaler Ebene.
Greenpeace finanziert sich ausschließlich durch Spenden, Erbschaften und Merchandising. Im Jahr 2008 verfügte die Gesamtorganisation über ca. 197 Mio. Euro. Greenpeace ist in vielen wichtigen Gremien vertreten, wie etwa der UNO (Beobachterstatus) und der International Whaling Commission, oder berät in Umweltfragen, wie etwa die Olympischen Spiele 2000 in Sydney.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Lars Pennig
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 27.05.2012