Infoblatt Betriebsformen des Einzelhandels


Übersicht der Typen des Einzelhandels

Unter Einzelhandel werden der Absatz von Gütern an den Endverbraucher und Endanwender (Konsumenten) sowie die Betriebe, die diesen Absatz durchführen, verstanden. Dazu zählen aber nicht die Hersteller, die ihre Produkte direkt an den genannten Abnehmerkreis veräußern. Durch den Großhandel werden Großverbraucher und der Einzelhandel selbst beliefert. Der Großhandel vermittelt die Waren vom Produzenten an den Einzelhandel sowie an den Weiterverarbeiter und gewerblichen Verbraucher. Der Einzelhandel stellt demnach einen Teil der Absatzorganisation dar und bildet einen wichtigen Absatzkanal. Insgesamt ist der Einzelhandel vielfältig gegliedert. So können die Betriebsformen nach Branchen (z. B. Spezialgeschäft mit nur einer Branche, Warenhäuser mit vielen Branchen), Flächenintensität (z. B. Tante Emma-Laden, Supermarkt) und Ort des Handels (stationärer Handel, ambulanter Handel, Versandhandel) unterschieden werden.


Typen des Einzelhandels

Bedienungsladen: Der sog. Bedienungsladen wird oft auch als Tante-Emma-Laden bezeichnet und gilt als traditionelle Form des Einzelhandels. Der Kiosk oder das Ladengeschäft hat meist ein sehr breites Warenangebot. Aufgrund verschiedener Ursachen (z. B. Konkurrenz durch neue Betriebsformen, Automobilisierung) haben die Bedienungsläden in den letzten Jahrzehnten enorm an Bedeutung verloren

Fachgeschäft: Ein Fachgeschäft führt ein branchenspezifisches Sortiment in großer Auswahl und in unterschiedlichen Qualitäten und Preislagen. Meist gibt es Bedienung und ergänzende Dienstleistungen. Ein Beispiel für Fachgeschäfte sind Bekleidungsgeschäfte.

Spezialgeschäft: Bei einem Spezialgeschäft beschränkt sich die Auswahl auf einen Ausschnitt des Warenangebots eines Fachgeschäftes (z. B. Sockengeschäft) und ist dabei noch weiter gegliedert. Häufig genügt das Sortiment hohen Auswahlansprüchen. Eine Sonderform sind hierbei die Luxusspezialgeschäfte (z. B. teure Brautmoden).

Fachmarkt: Im Unterschied zum Fachgeschäft ist der Fachmarkt ein großflächiger, meist ebenerdiger Betrieb mit breitem und häufig auch tiefem Warenangebot aus einem Warenbereich (z. B. Elektronik) oder Bedarfsbereich (z. B. Baumarkt). Charakteristisch sind eine übersichtliche Warenpräsentation bei tendenziell mittlerem bis niedrigem Preisniveau, ein verkehrsgünstiger Standort, Lage in einem isolierten oder gewachsenen und geplanten Zentrum.

Kaufhaus: Ein größerer Einzelhandelstyp ist auch das Kaufhaus. Hier wird mehr Bedienung geboten und das Warenangebot stammt im Allgemeinen aus zwei oder mehreren Branchen (z. B. Bekleidungskaufhaus). Kaufhäuser befinden sich meist in innerstädtischen Zentren.

Warenhaus: Das Warenhaus ist ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb (min. 3.000 m² Verkaufsfläche). Auf mehreren Etagen wird ein breites und überwiegend tiefes Sortiment von mehreren Branchen angeboten. Es wird viel Wert auf (ergänzenden) Service (z. B. Gastronomie, Reisevermittlung) gelegt und das Preisniveau ist hoch. Ein weiteres Kennzeichen sind die verschiedenen Verkaufsmethoden von Bedienung (z. B. Fernsehbereich) über Vorwahlsystem (z. B. Bekleidung) bis hin zur Selbstbedienung (z. B. Lebensmittel). Die Standorte der Warenhäuser befinden sich meist in der Innenstadt oder in großen Einkaufszentren.

Selbstbedienungs-/SB-Warenhaus: SB-Warenhäuser sind großflächig (> 3.000 m², international > 5.000 m²) und meist ebenerdig. Das Warenangebot ist umfassend (v. a. Lebensmittel) und wird ganz oder überwiegend per Selbstbedienung verkauft. Es gibt keinen kostenintensiven Kundendienst, deshalb ist auch das Preisniveau niedrig. Bevorzugte Standorte sind Stadtumlandgebiete in autoorientierten Lagen.

Verbrauchermarkt: Ein Verbrauchermarkt ist ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb mit mindestens 800 m² Verkaufsfläche. Das breite und tiefe Sortiment besteht aus Lebens- und Genussmitteln sowie Gütern des kurz- und mittelfristigen Bedarfs, welches größtenteils in Selbstbedienung angeboten wird. Der Standort des Verbrauchermarktes ist i. d. R. gut mit dem Auto zu erreichen. Weitere Kennzeichen sind eine Dauerniedrigpreis- oder Sonderangebotspolitik.

Supermarkt: Als Supermarkt gelten Geschäfte mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 und 800 m². Das Angebot besteht überwiegend aus Lebens- und Genussmitteln und ergänzenden Waren des täglichen Bedarfs in Selbstbedienung.

Discounter: In jüngster Zeit hat der Einzelhandelstyp Discounter einen deutlichen Aufschwung erlebt. Discounter zeichnen sich durch Verzicht auf ergänzende Dienstleistungen, den weitgehenden Verzicht auf Dekorationen sowie teilweise durch ein reduziertes Warensortiment und eine stark begrenzte Verkaufsfläche aus. Die Kostenersparnisse werden über niedrigere Abgabepreise an die Verbraucher weitergegeben. Das Sortiment beschränkt sich auf "schnell drehende" Artikel, damit sinken die Kosten für Vorratshaltung und Sortimentspflege. In der Regel verzichten Discounter auf sog. Markenprodukte und verkaufen stattdessen exklusiv vertriebene Handelsmarken. 2008 betrug der Marktanteil der Discounter 44,5 % am gesamten Lebensmittelhandel in der Bundesrepublik. Experten befürchten jedoch mittelfristig einen Rückgang der Umsätze. Und tatsächlich ist Marktanteil der Lebensmitteldiscounter im Jahr 2011 auf 43,4 % gesunken.

Versandhandel: Der Versandhandel nutzt als Angebotspräsentation den herkömmlichen Papierkatalog, das Internet und auch das Einkaufen per TV, das Teleshopping.

Andere Betriebsformen: Eine traditionelle Betriebsform ist das temporäre Marktwesen und die ambulante Versorgung des ländlichen Raums mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs (z. B. Bäckerautos). Neue Betriebsformen sind z. B. Fabrikläden (Factory Outlet Center), in denen die Ware direkt vom Hersteller preiswert angeboten wird.


Entwicklungsphasen der Betriebsformen

Im Einzelhandelsbereich kann ein langfristiger Strukturwandel der Betriebsformen durch die Verschiebung der Marktanteile festgestellt werden. So dominierten bis in die 1950er Jahre kleine Bedienungsläden. Seit den sechziger Jahren wurde dieser Einzelhandelstyp durch großflächigere Betriebsformen ersetzt. Erstmals wurde das Personalkosten sparende Selbstbedienungsprinzip umgesetzt, die Verkaufsflächen und somit auch das Sortiment deutlich vergrößert. Die in den 1980er Jahren errichteten Verbrauchermärkte waren noch größer und preisorientierter und besaßen ein zusätzliches Angebot aus dem Non-food-Bereich. In den 1990ern eroberten Discounter als Betriebsform die Gunst der Konsumenten. Primäres Verkaufsargument sind besonders preiswerte Artikel aus einem stark beschränkten Sortiment. Außerdem kristallisieren sich Standortballungen unterschiedlicher Betriebsformen als neue Zentren des Einzelhandels heraus. Die Shopping Malls, Passagen, Galerien und Einkaufscenter haben ihre Standorte entweder in innerstädtischen Zentren oder an autoorientierten randstädtischen Lagen und verbinden zunehmend Einkaufs- mit Unterhaltungsmöglichkeiten wie z.B. Kinos. Unter Druck geraten sind die klassischen Warenhäuser mit einem breiten und hochpreisigen Sortiment an Innenstadtstandorten.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 15.04.2012