Infoblatt Containerverkehr


Geschichte, Bedeutung und Entwicklung des Containerverkehrs



Die größten Containerhäfen der Welt (Klett)


Containerverkehr allgemein

Der Container hat das weltweite Transportwesen in den vergangenen Jahrzehnten revolutioniert und dem traditionellen Stückgütertransport weitestgehend den Rang abgelaufen.
Selbst klassische Stückgüter, wie z. B. Kaffee, werden zunehmend in containerisierter Form auf den Verschiffungsweg gebracht.
Die Standardisierung (Container nach ISO-Norm à 20 Fuß Größe, entsprechend ca. 6,10 m) ließ ein völlig neues Logistiksystem entstehen, welches ein Umpacken oder Umstauen beim Wechsel des Transportmittels überflüssig macht und so ein vergleichsweise schnelles Be- und Entladen der Schiffe garantiert. Diese Reduzierung des Arbeitsaufwandes, in Verbindung mit den dadurch bedingten kürzeren Liegezeiten der Schiffe in den Häfen sorgt für die enorme Produktivität des Containerverkehrs und die geringeren Kosten verglichen mit dem konventionellen Stückgüterverkehr.


Geschichte und Entwicklung des Containerverkehrs

Erst in jüngerer Vergangenheit begann der Container seine Erfolgsgeschichte: 1966 wurde die europaweit erste Containerladung in Bremen gelöscht.
Seitdem weist diese Transportform stetige Wachstumszahlen auf. Belief sich der Containerumschlag der Containerhäfen der Welt 1969 noch auf bescheidene 700.000 TEU (TEU = Twenty-Foot Equivalent Unit, Anzahl der genormten Container, die geladen werden können), so waren es 1982 schon 17 Mio. TEU, 1990 dann 88 Mio. TEU, zur Jahrtausendwende bereits 236 Mio. TEU und in 2010 über 550 Mio. TEU.


Gesamtcontainerumschlag nach Kontinenten im Hamburger Hafen (in TEU)

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Kontinent 1991 1996 2001 2006 2011 Anteil 2011

Europa 577.324 925.781 1.634.973 3.004.670 2.580.971 28,6 %
Afrika 158.329 140.526 103.544 178.699 210.8622,3 %
Nord- und Mittelamerika 129.962 161.359 386.942 337.819 471.491 5,2 %
Südamerika 111.215 201.635 325.377 457.467 550.463 6,1 %
Asien 1.151.000 1.563.662 2.185.540 4.835.811 5.162.808 57,3 %
Australien / Ozeanien 61.123 53.282 52.293 47.338 37.570 0,4 %

Gesamt 2.188.953 3.054.320 4.688.669 8.861.804 9.014.165



Einhergehend mit dem absoluten Wachstum ist aber auch der Anteil der Containerisierung am Gesamttransportvolumen gestiegen. Dieser machte im Jahr 2003 bereits gut die Hälfte aus und steigerte sich bis 2009 auf ca. 70 %, 2011 sogar auf 75 %..
Korrelierend mit dem erhöhten Containerisierungsanteil wächst naturgemäß nicht nur die Anzahl der Containerschiffe, sondern zunehmend auch ihre Größe.
In diesem Zusammenhang wird unterschieden zwischen Vollcontainerschiffen, Semicontainerschiffen, Mehrzweckschiffen, sog. Con-Bulkern und RoRo-Schiffen.
Waren im Jahr 1987 nur ca. 1.000 Containerschiffe im weltweiten Einsatz, so stieg diese Zahl auf knapp 4.500 im Jahr 2008 und annähernd 5.000 im Jahr 2011. . Dabei hat sich die durchschnittliche Größe mehr als verdoppelt und erste Containerriesen, sog. Megacarrier, weisen heute bereits Kapazitäten von mehr als 10.000 TEU auf.


Bedeutung für die Häfen

Dieses beschriebene Mengen- und Größenwachstum beeinflusst natürlich die Hafenlogistik: Umschlagkapazitäten müssen erweitert, Wassertiefen zur Bewältigung der immer größer werdenden Schiffe ggf. angepasst werden.
Eine wichtige Entwicklung im Zuge der Containerisierung stellt dabei die Feederschifffahrt dar. Hier wird der Transport von und zu den bedeutenden Seehäfen mittels kleinerer Schiffe bewältigt.
Der Anteil der Feederschifffahrt am Gesamtumschlag des Hamburger Hafens lag 2011 bei beachtlichen rund 30 %.
Der idealtypische Ablauf einer kombinierten Transportkette (Modal Split = Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsträger) sähe dabei ungefähr wie folgt aus:
Zuerst wird das Transportgut per LKW zu einem Binnenterminal oder einer Güterverkehrszentrale (GVZ) gebracht und dort auf die Schiene umgeschlagen. Alternativ bietet sich auch der o. g. Transport per Binnenschiff an. Im Umschlaghafen wird die Ware in Lagern vorsortiert, um beim Anlegen des Containerschiffes mit Spezialkränen in die dafür vorgesehenen Zellen an Bord gehievt zu werden. Diese schnelle Abwicklung reduziert die Liegezeit der Schiffe im Hafen.
Während auf den meisten Überseestrecken der konventionelle Containerverkehr überwiegt, dominiert auf vielen innereuropäischen Strecken (z. B. von Mitteleuropa nach Skandinavien und Großbritannien) der sog. RoRo (Roll-On / Roll-Off) Schiffsverkehr.
Hierbei sind die Schiffe parkhausähnlich gebaut und ermöglichen den Transport der LKW mitsamt der Ladung, um am Bestimmungsort die Ware direkt zustellen zu können.
All diese Prozesse finden natürlich auch in umgekehrter Reihenfolge statt und heben nicht nur die Bedeutung des Containerverkehrs heutzutage, sondern auch die des gewachsenen Seehafenhinterlandverkehrs hervor.


Aktuelle Entwicklung

Von der Wirtschafts- und Finanzkrise, die sich aus der Immobilienkrise im Jahre 2007 in den USA entwickelte, wurde der Containerverkehr insbesondere in 2009 stark beeinträchtigt. Eine restriktivere Kreditvergabe durch Liquiditätsengpässe zahlreicher Banken in Folge der Krise wirkte sich sowohl auf den privaten Konsum als auch auf unternehmerischer Seite bei der Zwischenfinanzierung von Rohstoffen, Vorprodukten oder neuen Anlagen aus. Die geringere Nachfrage in zahlreichen Branchen bedingte einen starken Rückgang des Containerverkehrs. Allein im Hamburger Hafen wurden im 1. Halbjahr 2009 rund 30 % weniger Container umgeschlagen als im Vorjahreszeitraum. Eine solche Entwicklung zeichnete sich bereits Ende 2008 ab. In diesem Jahr wurden vor allem wegen eines schlechten vierten Quartals etwa 150.000 TEU weniger als in 2007 umgeschlagen, der erste Rückgang seit 1982. Der Containerumschlag kletterte jedoch bereits im ersten Halbjahr 2011 um 17,4 % auf rund 4,3 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer). Zusätzliche Umschlagmengen wurden unter anderem durch neue oder erweiterte Liniendienste generiert, durch die Osterweiterung sowie Ausbauten im Hamburger Hafen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Nils Wiemann, Kristian Uhlenbrock, Dr. Petra Sauerborn
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2005
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 03.05.2012