Infoblatt Lean Production - Schlanke Produktion


Schwerpunkte und Grundsätze der schlanken Produktion

Das Schlagwort "Lean Production" (zu Deutsch: schlanke Produktion) wurde durch das MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den 1980er Jahren geprägt. Der Begriff geht auf eine fünf Jahre währende Analyse zurück, in der Fabriken und viele Zulieferbetriebe der Automobilindustrie aus den USA, Japan und Europa untersucht wurden. Dabei erlangten japanisch geprägte Produktionsformen Aufmerksamkeit, insbesondere das Produktionssystem von Toyota. Dieses Verfahren zeichnet sich durch neue Produktionswege aus, die der japanischen Automobilindustrie einen derartigen Produktivitätsschub gaben, dass die japanischen Autohersteller doppelt so effizient und flexibel wie die europäische und amerikanische Konkurrenz, bei gleichzeitig deutlich besserer Qualität arbeiteten. Dies führte dazu, dass andere Hersteller und Zulieferer bestrebt waren, so schnell wie möglich das System anzuwenden. Das grundlegende Konzept wurde daraufhin teilweise oder komplett unter vielen verschiedenen Namen, wie z. B. Lean Production, Lean Manufactoring, Lean Management oder schlanke Produktion, kopiert und übernommen. Für die schlanke Produktion gibt es aber keine geschlossene Theorie, die man ohne eigene Kreativität und Anpassung an die jeweilige Situation im Unternehmen einführen kann. Es sind vielmehr Grundsätze und Methoden, die zu den verschiedenen Ausprägungen der schlanken Produktion führen.


Schwerpunkte

Das wichtigste Unternehmensziel im Lean-Production-Ansatz ist das Erreichen von Aufgeschlossenheit der Mitarbeiter für tägliche Verbesserungen im Unternehmen. Ein zentraler Aspekt ist die Vermeidung von Verschwendung. Als Verschwendung wird alles angesehen, was nicht unmittelbar dem abzusetzenden Produkt dient. Dazu gehören neben Abfall auch Funktionen des Produktes, die vom Kunden nicht genutzt werden und alle Tätigkeiten, die nicht zur Fertigung gehören. Das betrifft z. B. die Lagerbestände. Dabei wird akzeptiert, dass Verschwendung nicht vollkommen beseitigt werden kann. Es besteht aber der Druck, Verschwendung zu verringern. Zur Integration und Bewusstseinsveränderung der Mitarbeiter zählt, Verschwendung in allen Erscheinungsformen zu erkennen und zu vermeiden. Hierzu wurden sieben Arten von Verschwendung aufgestellt:
  • Überschussproduktion, d. h., es wird zu viel oder zu früh produziert.
  • Lagerbestände, die durch Produktion ohne Kundenauftrag, zu frühe Bereitstellung von Produkten, Fertigung in wirtschaftlichen Losgrößen und nicht nach Marktbedarf entstehen.
  • Verzögerungen, z. B. bei der Weitergabe von bearbeiteten Produkten in ganzen Losen, die zunächst komplett bearbeitet werden müssen, bevor der nächste Arbeitsschritt durchgeführt wird, obwohl die gesamte Menge für den anstehenden Auftrag nicht benötigt wird.
  • Ausschuss durch die Herstellung fehlerhafter Teile oder unsachgemäße Bearbeitung,
  • Transporte, beispielsweise unnötige Transporte, die nicht zur Wertschöpfung beitragen,
  • Funktionen, die von Kunden nicht genutzt werden und daher entfallen können,
  • Bewegungsabläufe, d. h. ineffiziente Abläufe bei der Produktion durch den Menschen.



Grundsätze der schlanken Produktion

  • Fertigung nach Bedarf und keine Lagerhaltung
    Die Fertigung nach Bedarf bedeutet, dass nur zu dem Zeitpunkt und in dem Maß produziert wird, wie der Bedarf eines Abnehmers vorliegt. Damit wird Produktion aus anderen Gesichtspunkten, z. B. zur Auslastung der Anlagen vermieden, einschließlich der damit verbundenen Probleme, wie z. B. unverkäufliche Ware. Hierdurch wird zudem der Aufbau eines Lagers an Vorprodukten und Endprodukten und damit Lagerhaltung vermieden.
  • Fehlersuche und Ursachenbeseitigung
    Zu jedem auftretenden Fehler werden mit hoher Priorität die Ursachen gesucht und Lösungen erarbeitet, um den Fehler zu beseitigen. Dabei werden alle Produktionsabläufe so gestaltet, dass Unregelmäßigkeiten wahrgenommen werden können. Ziel ist dabei, Verschwendung durch fehlerhafte Produktion, Lagerbestände, nicht synchronisierte Fertigung oder Umwege festzustellen. Falls die Fertigung fehlerhaft abläuft, wird diese notfalls gestoppt. Fehler werden in der laufenden Fertigung durch Anhalten der Produktion durch den Mitarbeiter, der den Fehler entdeckt, beseitigt.
  • Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern und Zulieferern.
    Alle Mitarbeiter und auch die externen Zulieferer werden aufgefordert, die Produkte und Verfahren ständig zu verbessern. Dabei wird die Bereitschaft der Mitarbeiter gefordert, im Team Abläufe zu verbessern. Die Teamorientierung ist wichtig, da sich Mitarbeiter bei der Ideenfindung gegenseitig verstärken und aus der Erkenntnis heraus, dass der Mensch geneigt ist, eher eine Entscheidung zu fällen, wenn sie von einem Team akzeptiert wird.
  • Ausnutzung der Ressourcen
    Des Weiteren wird versucht, den größtmöglichen Nutzen aus der aktuellen Personalsituation und den beschäftigten Arbeitskräften zu ziehen. Erreicht wird dies durch die Ausschaltung von unnötigen Tätigkeiten der Arbeiter, die Beachtung der Arbeitssicherheit und die Selbstentfaltung der Fähigkeiten der Arbeiter durch die Übertragung von größerer Verantwortung und Autorität. Zudem wird die Befreiung der Arbeitskräfte von manuellen Tätigkeiten angestrebt. Gefährliche, gesundheitsschädigende, monoton sich wiederholende wie auch körperlich schwere Arbeiten werden mechanisiert, automatisiert und die Mitarbeiter von dieser Tätigkeit entlastet.
  • gleichmäßige Produktion
    Eine weitere Komponente der schlanken Produktion ist die Vergleichmäßigung der Produktion. Es wird angestrebt, die Produktion ohne Zwischenfälle durchzuführen, die Umstellungen des Fertigungsablaufes zur Routine werden zu lassen, möglichst viele Teile zu standardisieren und eine gleichmäßige Abnahme der Fertigungsteile zu erreichen.
Wenn die Grundsätze der schlanken Produktion konsequent umgesetzt werden, können sich folgende Vorteile für das Unternehmen ergeben:
  • Geringer Lagerbestand
  • Hohe Motivation der Mitarbeiter
  • Hohe Qualität
  • Weniger Ausschuss in der Produktion
  • Geringere Herstellungskosten
  • Schnellere Reaktion am Markt
  • Bessere Präsenz am Markt



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Ria Baumann
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 09.04.2012