Infoblatt Outsourcing


Auswirkungen und Trends bei der Vergabe von Geschäftsprozessen an Dritte


Definition

Der Begriff Outsourcing ist in den 1990er Jahren ein populäres Schlagwort geworden. Auf Deutsch bedeutet Outsourcing etwa soviel wie "Auslagerung" und bezeichnet die Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an Dritte. Outsourcing ist ein künstliches Wort aus den englischen Bestandteilen "outside", "resource" und "using". Übersetzt man diese einzelnen Begriffsbestandteile, so wird das Bestreben erkennbar, verstärkten Zukauf zu betreiben und weniger selber zu machen. Outsourcing ist also grundsätzlich eine make-or-buy-Entscheidung zwischen Eigenfertigung oder Fremdbezug. Aber nach welchen Maßstäben richten sich Unternehmen dabei? Vor allem Arbeitsprozesse, die am Unternehmensstandort ineffizient ausführbar oder zu teuer sind, können von spezialisierten Drittunternehmen übernommen werden. Mit diesen Maßnahmen können sich Unternehmen wirtschaftlicher und flexibler aufstellen. Aber nicht nur finanzielle Aspekte spielen eine Rolle, sondern auch aus Gründen der Sicherheit oder von mangelndem Know-how werden Aufgaben an kompetente Dritte übergeben. Beim Outsourcing werden Geschäftsprozesse an Dritte zumeist im Inland vergeben. Hingegen werden beim Offshoring bestimmte Funktionen eines Unternehmens ins Ausland verlagert.


Arten von Outsourcing

Es gibt verschiedene Arten und Strategien beim Outsourcing:
  • Out-tasking: Arbeitsplätze eines Bereiches werden an Drittunternehmen vergeben, ohne dass sich die Arbeit und die Prozesse ändern. Die Zielsetzungen für die Arbeitsplätze kommen vom beauftragenden Unternehmen.
  • Selective Outsourcing: Es werden nur spezielle Teile eines Bereiches an Fremdunternehmen vergeben. Nicht die Kostensenkung ist das vorrangige Ziel, sondern beispielsweise die Erschließung externen Know-hows.
  • Comprehensive Outsourcing: Auslagerung eines ganzen Unternehmensbereiches, wie z. B. die EDV eines Unternehmens. Hierbei wechseln oft große Teile der Belegschaft in das Drittunternehmen.
  • Business Process Outsourcing: Eine Art von Auslagerungen, bei der ein ganzer Unternehmensprozess an ein Fremdunternehmen gegeben wird. Beispielsweise kann der Unternehmensprozess Einkauf ausgelagert werden und das Drittunternehmen verhandelt und besorgt für den auslagernden Betrieb z. B. günstigere Konditionen für Büroartikel.
Weiterhin kann noch nach Anzahl der Bezugsquellen unterschieden werden. Single Sourcing bezeichnet die Strategie der Reduzierung auf möglichst einen Lieferanten pro Teil bzw. Leistung. Dagegen wird beim Multiple Sourcing eine größere Zahl von Lieferanten pro Teil bzw. Leistung miteinbezogen. Eine weitere Form ist das Modular Sourcing, bei welchem komplette Baugruppen und Komponenten außerhalb des eigentlichen Unternehmens beschafft werden. Hauptsächlich lohnintensive Module, wie z. B. Sitzgarnituren und Armaturenbretter für Automobile, werden auf diese Weise fremdbezogen.


Auswirkungen und Trends

Ein Hauptgrund für Outsourcing ist die sich durch Globalisierungsprozesse verstärkende Wettbewerbssituation der Unternehmen. Außerdem haben die Verbreitung und weltweite Verfügbarkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien das Outsourcing maßgeblich begünstigt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Es werden nicht nur Kosten eingespart, sondern durch die Auslagerungen können sich Unternehmen auf ihre eigentlichen Kerngeschäfte konzentrieren. Die häufig kritisierten negativen Auswirkungen auf die Arbeitnehmer haben sich nur z. T. bestätigt (wie z. B. Entlassungen und Lohndumping). Teilweise kann diese Entwicklung aber auch vorteilhaft sein, da sich für die Arbeitnehmer Chancen zur Weiterbildung und Spezialisierung bieten. In manchen Fällen werden aus ehemaligen Arbeitnehmern auch selbstständige (Kooperations-)Partner des Unternehmens.
In jüngster Zeit ist der Trend zum Outsourcing allerdings wieder abgeflaut. Zum einen sind die Möglichkeiten von Auslagerungen mittlerweile ausgeschöpft. Zum anderen haben viele Unternehmen festgestellt, dass sich zwar unmittelbar Kosten sparen lassen, aber mittelfristig bzw. langfristig trotzdem höhere Kosten auf das Unternehmen zukommen können. Ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Fremdfertigung ist die Qualität der ausgelagerten Prozesse. Wenn Schlüsselprozesse ausgelagert werden, besteht sogar die Gefahr einer risikobehafteten Abhängigkeit von Drittunternehmen. Häufig sind die Zulieferverträge auf mehrere Jahre ausgelegt. Nur ein Teil der Outsourcingverträge wird nach dieser Zeit mit dem Drittunternehmen verlängert. Entweder entscheidet sich das Unternehmen dann für ein neues Drittunternehmen oder möglicherweise auch zur Integration des Teilbereichs ins eigene Unternehmen. Dieser Prozess wird als Insourcing bezeichnet. Beim Insourcing handelt sich demnach entweder um ehemalige eigenerstellte Leistungen, die nun wieder integriert werden oder um die Übernahme einer bisher fremden Leistung in die eigene Geschäftsaktivität.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 21.05.2012