Infoblatt Global Players


Rolle und Macht der multinationalen Konzerne, sog. Global Players

Auch im 21. Jahrhundert sich große Unternehmen zu Giganten zusammen, d.h. sie fusionieren. Konzerne generieren durch Zukauf lokaler Firmen auf der ganzen Welt ein Netzwerk auf. Es entstehen "Global Players". Dieser Begriff bezeichnet Weltkonzerne bzw. multinationale Konzerne mit großer Wirtschaftsmacht und großem Einfluss auf politische Entscheidungen. Als Synonym für Global Players wird auch oft transnationale Konzerne (TNK) verwendet. Im Zuge der Globalisierung der Märkte haben diese multinationalen Unternehmungen weltweit angesiedelte Produktionsstätten geschaffen, die Weltmärkte beliefern. Unter einer multinationalen Unternehmung versteht man Unternehmen, die direkt in mindestens einem fremden Land produzieren oder investieren. Von einem Unternehmen aus werden also transnational juristisch selbstständige Unternehmen gesteuert. Im Idealfall ist jede Funktion des Global Players an dem Ort der Welt angesiedelt, wo für die jeweilige Aufgabe die besten Rahmenbedingungen gegeben sind. Die Großkonzerne nutzen die Wettbewerbsvorteile des Global Sourcings (weltweiter Bezug von Vor- und Zwischenprodukten), der weltweiten Marktpräsenz, der Economies of Scale (interne Ersparnisse, v. a. bei der Massenproduktion) und Economies of Scope (Verbundvorteile bei flexibler Produktion).


Die Rolle der Global Players

Die nachfolgenden Zahlenbeispiele sollen die Rolle und Macht der Großunternehmen verdeutlichen. Seit den 1970er Jahren hat sich die Zahl der transnationalen Unternehmen mehr als verfünffacht. Allein zwischen 1990 und 2008 stieg die Gesamtzahl der TNK von rund 35.000 auf 82.000, während zeitgleich die Anzahl der Tochterunternehmen der TNK sogar von 150.000 (1990) auf mehr als 800.000 (2008) empor schoss. Im Zuge von zahlreichen Fusionen nimmt die Zahl der multinationalen Unternehmen weiter zu. Zwei Drittel des Weltmarktes werden durch die TNK beherrscht. Eine Gruppe von Firmen aus 16 Staaten wickelt mehr als 70 % aller Exporte ab. Diese Gruppe setzt sich ausschließlich aus Unternehmen westeuropäischer, nordamerikanischer und asiatischer Staaten zusammen. Schwellen- und Entwicklungsländer haben nur einen relativ geringen Anteil am weltweiten Exportmarkt, wobei sich kein Land aus Afrika oder Südamerika in dieser Gruppe befindet. Die 20 größten Global Players setzen mehr um, als die 80 ärmsten Staaten zusammen an Sozialprodukt erwirtschaften. Die Zeitung Financial Times veröffentlicht quartalsweise mit der Financial Times Global 500 eine Liste der 500 größten Unternehmen der Welt nach Marktkapitalisierung. Demnach sind die fünf weltweit größten Global Players Apple, Exxon Mobil, PetroChina, Microsoft und IBM; deutsche Firmen sind mit Siemens auf dem 61. und SAP auf dem 66. Platz vertreten (Stand 30.03.2012). In Deutschland gelten laut der jährlich von der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Liste "Top 100 in Deutschland" folgende Firmen als die umsatzstärksten Unternehmen (ohne Banken und Versicherungen): Volkswagen AG, Daimler AG, E.ON, Siemens AG und Metro AG (Stand August 2011).


Die Macht der Global Players

In der Vergangenheit wurden multinationale Unternehmen häufig wegen ihrer wirtschaftlichen Macht und ihres politischen Einflusses kritisiert. Die Konkurrenz auf dem Weltmarkt wird von nationalstaatlichen zu transnationalen Akteuren verschoben. Dadurch treten die Nationen in einen Wettbewerb um die beste Standortqualität in der Konkurrenz um die Global Player. Inmitten der weltweiten Marktwirtschaft hat sich ein unübersichtliches Netzwerk der weltweit operierenden Großunternehmen aus Zentrum, Stützpunkten und Ablegern, Beteiligungen und Partnerschaften herausgebildet. Diese Konglomerate sind mehr oder weniger hierarchisch organisiert, mit der Macht im Zentrum und durch ausgeklügelte Kommunikationstechniken und Kommandostrukturen vernetzt. Eine verhältnismäßig geringe Anzahl an Unternehmen dominiert heute die Weltmärkte der Industrie- und Dienstleistungsbranchen und werden häufig als Motoren der Weltwirtschaft dargestellt.
In jüngster Zeit wurde das Bildnis von Global Players, die losgelöst von Staat und Gesellschaft agieren, revidiert. Auch Großunternehmen sind anfällig für Verbraucher-Boykotte, Demonstrationen und eine negative Darstellung in den Medien. Ebenso sind verlässliche Regeln, Standards, Garantien und Rechtssicherheit wichtig für die Konzerne. Beispielsweise ist die Siemens AG keine Aktiengesellschaft nach einem nicht vorhandenen Weltrecht, sondern nach deutschem Recht. Besonders wichtig für den globalen Auftritt der TNK sind internationale technische und kaufmännische Standards, die oft von den Unternehmen selbst bestimmt werden. Selbsteinschränkende Regeln, die für die Gesellschaft und Umwelt förderlich sind, werden von vielen Global Players bislang jedoch nur zögerlich gehandhabt. Dabei sind Umweltschutz, Arbeiterrechte und die Verteidigung bürgerlicher Lebensräume ebenso notwendig. Einige Experten fordern daher die Nationalstaaten dazu auf, quasi als dritte Partei verstärkt mit den Weltkonzernen zu kooperieren. Trotz unterschiedlicher Interessen haben sich die Staaten zusammengeschlossen und betreiben beispielsweise mit GATT (Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen) und der Welthandelsorganisation bereits gemeinsame Politik, auch wenn dies bisher nur ein zaghafter Anfang in der transnationalen Zusammenarbeit der Staaten darstellt.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012