Infoblatt Just-in-time


Vor- und Nachteile des Produktions- und Logistiksystems

Just-in-time (JIT, zu Deutsch etwa: "Genau-zur-rechten-Zeit" oder: termingenau, gerade rechtzeitig) ist ein Produktions- und Logistiksystem. Ziel des Just-in-time-Systems ist es, die richtige Ware zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitzustellen. Alle Güter müssen zu dem Zeitpunkt bereitgestellt werden, an dem Bedarf danach besteht. Es wird versucht, die Lagerhaltung und die für die Produktion bestimmte Vorratsmenge zu minimieren. Durch optimierte Organisation wird die Lagerung weitestgehend auf die Straße verlagert. Die Lieferung wird also nicht mehr gelagert, sondern sie kommt sofort in den Produktionsprozess. Das Konzept wurde in den 1970er Jahren von japanischen Automobilunternehmen entwickelt. Dort wurde die flexible Produktionssteuerung auch als Kanban-Prinzip bekannt. Als ein JIT-Teilsystem werden bei Kanban in der Serienfertigung niedrige Lagerbestände in den einzelnen Werkstätten angestrebt. Kurze Durchlaufzeiten und garantierte Termineinhaltung sind weitere übergeordnete Ziele.


Voraussetzungen

In Anbetracht der sich ändernden Konkurrenzsituation suchen Unternehmen nach Möglichkeiten Kosten einzusparen. Dadurch soll ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und gesteigert werden. Eine Möglichkeit ist die Reduzierung der Lagerhaltung und der damit verbundenen Kosten. Aber gewisse Voraussetzungen für die erfolgreiche Einführung des JIT-Logistiksystems müssen im Unternehmen selbst gegeben sein:
  • eine gute Infrastruktur inner- und außerhalb des Werkes (kurze Lieferzeiten und Ausweichmöglichkeiten müssen gewährleistet sein)
  • große Mengen (nur wenn große Mengen kontinuierlich benötigt werden, lohnt sich der Aufwand, den JIT mit sich bringt, wie z. B. Verhandlungen mit den Lieferanten etc.)
  • hohe Umschlaghäufigkeit der Güter (es lohnt sich JIT nur zu etablieren, wenn die Lagerzeiten der einzelnen Güter kurz sind)
  • Vertrauen in den Lieferanten (der Lieferer trägt sehr viel Verantwortung für den Produktionsverlauf des Unternehmens)
  • Flexibilität des Lieferers (der Lieferant muss flexibel genug sein, um sofort auf Bestellungen und Anforderungen reagieren zu können)
  • optimierter Informationsfluss
Das JIT-Prinzip wird z. B. in der Automobilindustrie eingesetzt. Dies führt dazu, dass sich einige Zulieferer im direkten Umfeld des Abnehmers ansiedeln. Die Zulieferer werden dadurch stärker in den Montageprozess einbezogen. Hier wird auch die wirtschaftliche Bedeutung großer Automobilwerke für die jeweilige Region deutlich, denn zahlreiche Arbeitsplätze gibt es nicht nur im Stammwerk, sondern auch durch die im direkten Umfeld angesiedelten Zulieferer entstehen etliche Arbeitsplätze.


Vor- und Nachteile

Ziele und Vorteile des JIT-Konzeptes sind Kosteneinsparungen durch weniger Lager-, Personal-, Transportkosten innerhalb des Werkes sowie Verwaltungskosten. Die Unternehmen haben die Vor- und Zwischenprodukte nicht mehr im Lager und können so schneller auf geänderte Marktsituationen reagieren. Die externen Beschaffungsmärkte erlauben den Unternehmen eine flexiblere Produktion und gegebenenfalls eine Anpassung an den technischen Fortschritt. Die Firmen können außerdem ihren Service verbessern, weil sie schneller auf individuelle Kundenwünsche eingehen können. Die Lagerung von Vor- und Zwischenprodukten bedeutet außerdem nichtverfügbares Kapital, welches das Unternehmen nun anderweitig gewinnbringend anlegen kann. Ein weiterer Vorteil für den Abnehmer ist die Verlagerung des Risikos auf den Lieferanten. Dieser ist für die rechtzeitige Bereitstellung der benötigten Güter verantwortlich. Im Falle von Lieferverzug drohen Konventionalstrafen. Überdies ist ein weiteres Ziel die Verkürzung der Umlaufzeiten innerhalb des Unternehmens durch geringere Lieferzeiten und Lagerdauer.
Durch das JIT-Konzept entstehen auch gewisse Nachteile bzw. Risiken für die Lieferanten und Abnehmer. Zwischen beiden besteht eine hohe gegenseitige Abhängigkeit, denn die Lieferanten sind abhängig von der Auftragslage des Abnehmers. Verschlechtert sich die Auftragslage des Abnehmers, so wirkt sich dies auch auf die Auftragslage des Lieferanten aus. Der Abnehmer bestimmt bei zunehmender Abhängigkeit auch dessen Preise. Einige Lieferanten beschränken sich fast ausschließlich auf einen Abnehmer. Für den Fall der Auflösung der wirtschaftlichen Bindung, bricht der einzige Abnehmer und Umsatzgarant weg, was sich für den Lieferanten existenzbedrohend auswirken kann. Problematisch für den Abnehmer sind mögliche Staus oder Streiks beim Zulieferer. Stockungen bei den Lieferungen können zu teuren Produktionsunterbrechungen beim Abnehmer führen. Wichtig ist zudem eine hohe und zuverlässige Qualität der Produkte des Lieferanten, denn Kontrollen während der Produktion sind kostspielig und zeitraubend. Die Reduzierung der Lagerkapazitäten hat außerdem dazu geführt, dass im Falle eines Produktionsausfalles nicht genug Lagerkapazität vorhanden ist, um die Produkte zwischen zu lagern. Viele Abnehmer setzen zunehmend auf dauerhafte Bindungen zu ihren Lieferanten. Dies hat zur Folge, dass man sich zwar auf den Zulieferer voll verlassen kann, aber der Preiswettbewerb dadurch reduziert wird. Allerdings können die Abnehmer die Lieferanten vertraglich langfristig zur Einhaltung seiner Preise verpflichten.


Umweltauswirkungen

Durch die zunehmende Verbreitung des JIT-Systems ist das Verkehrsaufkommen beträchtlich gestiegen. Ein Großteil der Waren wird auf der Straße durch LKWs transportiert, die im Vergleich zur Bahn räumlich und zeitlich flexibler sind. Umgangssprachlich wird auch oft vom "rollenden Warenlager" gesprochen. Das steigende Verkehrsaufkommen verursacht Lärm, Luft- und Wasserverunreinigungen, Staus, Landschafts- und Energieverbrauch. Leertransporte konnten vor JIT teilweise vermieden werden, weil der Lieferant mehr Zeit hatte, seine Lieferungen effektiver zu arrangieren. Es bestand die Möglichkeit, durch die Zusammenlegung von Lieferungen den Transportraum optimaler zu nutzen. Das erhöhte LKW-Aufkommen resultiert aber nicht nur durch das JIT-Prinzip, sondern auch von einer generellen Zunahme der transportierten Gütermenge. Ein positiver Aspekt der zunehmenden Verlagerung auf die Straße ist der sinkende Landschaftsverbrauch durch den Rückgang der traditionellen Lagerhaltung.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 27.05.2012