Infoblatt Abfallwirtschaft


Abfallentstehung und Abfallbeseitigung sowie deren wirtschaftliche Bedeutung



Mülldeponie (Enkelmann)

Als Abfall (umgangssprachlich auch Müll) werden alle Rückstände, Nebenprodukte oder Altstoffe bezeichnet, die bei Produktion, Konsum oder Energiegewinnung entstehen. Rund um den Abfall hat sich ein eigenständiger Wirtschaftszweig herausgebildet, die Abfallwirtschaft. Sie befasst sich mit der Entsorgung und Verwertung von Abfällen und bietet darüber hinaus noch ein umfangreiches Leistungsspektrum. Denn zur Abfallwirtschaft werden alle Maßnahmen gezählt, die zur Abfallvermeidung, Abfallvermarktung, Abfallverwertung sowie geordneten und umweltverträglichen Abfallbeseitigung beitragen. Die Branche der Recycling- und Entsorgungsindustrie wird ebenfalls der Abfallwirtschaft zugeordnet. Wo entsteht aber nun Abfall und wie werden Abfallstoffe beseitigt oder verwertet?


Abfallentstehung

Die Bezeichnung Abfallstoffe wird verwendet, um in der Abfallwirtschaft die Stoffeigenschaften definieren zu können. Die Abfallstoffe können nach ihrer Herkunft in Siedlungsabfälle, Gewerbeabfälle, Industrieabfälle und landwirtschaftliche Abfälle unterschieden werden. Weitere Abfallarten sind z. B. Altöle, Altreifen, Autowracks, Bau- und Elektronikabfälle. Vom Stoffkreislauf ausgenommen sind allerdings Stoffe, deren Entsorgung speziell gesetzlich geregelt ist, wie für atomaren Abfall im Atomgesetz. Bis Ende der 1990er Jahre hat das Abfallaufkommen in der Bundesrepublik Deutschland beständig zugenommen. Erst nach der Jahrhundertwende sank das Abfallaufkommen. Den größten Anteil mit rund zwei Dritteln machen die Bau- und Abbruchabfälle aus. Die nächsten beiden Abfallpositionen nehmen Abfälle aus Produktion und Gewerbe und die Siedlungsabfälle ein.


Abfallbeseitigung

Seit Juni 2012 hat das „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen“ das seit 1996 geltende Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz abgelöst. Es hat zum Zweck, die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und die umweltverträgliche Bewirtschaftung von Abfällen zu sichern. Ziele sind demnach die erhebliche Reduzierung von anfallenden Abfällen, die Schonung natürlicher Ressourcen (durch die Förderung der rückstandsarmen Kreislaufwirtschaft) sowie die Vermeidung und Verwertung von Abfällen bereits im Vorfeld der Abfallentstehung.
Im Gesetz wird also gefordert, dass in erster Linie die Vermeidung von Abfällen und in zweiter Linie die stoffliche oder energetische Verwertung steht. Als Leitbild gilt zudem, dass eine Verwertung von Abfällen vor deren Beseitigung zu erfolgen hat. Zur Abfallbeseitigung gehören schließlich Maßnahmen und Methoden, die der Erfassung, Beförderung, Behandlung, Lagerung und Ablagerung (z. B. auf Deponien) von Abfällen dient. Für die Behandlung von Abfällen, durch die die Menge und Schädlichkeit von Abfallstoffen verringert wird, werden Methoden der Zerkleinerung, Verdichtung und Entwässerung der Abfälle sowie weitere spezifische Umwandlungen angewandt. Die Abfälle können des Weiteren durch thermische (z. B. Verbrennung), biologische (z. B. Kompostierung) und chemisch-physikalische Behandlung (z. B. Entgiftung, Filtration) bearbeitet werden. Nach der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASi) bzw. Ablagerungsverordnung dürfen seit dem 01. Juni 2005 nur noch vorbehandelte Siedlungsabfälle auf den Deponien abgelagert werden. Bisher wurden die Abfälle vielfach unbehandelt auf Deponien abgelagert. Deponien dürfen dann nur noch betrieben werden, wenn sie einen gewissen technischen und umweltverträglichen Standard für die Langzeitsicherung aufweisen. Durch die strikte Umsetzung sollen zur Schonung von Primärrohstoffen und zur Reduzierung von Treibhausgasen die Abfälle als Sekundärrohstoffe und Sekundärenergiequelle genutzt werden. Die unbehandelten Siedlungsabfälle, aber besonders die Gewerbeabfälle bergen ein enormes Recyclingpotenzial. Hier setzt vor allem die private Entsorgungswirtschaft mit kundengerechten Erfassungskonzepten und abfallspezifischen Sortier- und Behandlungstechniken an.


Wirtschaftliche Bedeutung der Abfallwirtschaft

Die Abfallwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt. So sind in dieser Branche geschätzte 160.000 Beschäftigte tätig, die einen Umsatz von rund 40 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaften. Wie viele andere Gewerbezweige befindet sich die Entsorgungswirtschaft in einem tiefgreifenden strukturellen Wandel. Die Branche wird sich in den nächsten Jahren neu ausrichten müssen. Einerseits wird es künftig zahlreichere Auftraggeber geben und zum anderen kristallisieren sich vielfältige Sammelsysteme heraus. Außerdem erfordern neue Gesetze und Verordnungen eine Neukonzipierung der logistischen und technischen Konzepte der privatwirtschaftlichen und kommunalen Entsorgungsdienstleister.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012