Merkmale unternehmensorientierter Dienstleistungen


unternehmensorientierte Dienstleistungen, quartärer Sektor, dispositive/operative Branche

Der Dienstleistungssektor wird gegenüber anderen Wirtschaftssektoren zumeist anhand der Eigenschaft der angebotenen Produkte abgegrenzt. So handelt es sich bei Dienstleistungen zumeist um Güter immaterieller Art, bei denen Produktion und Verwendung räumlich und zeitlich zusammenfallen (Uno-actu-Prinzip), die nur begrenzt lager- und transportfähig sind sowie aufgrund der Art ihrer Erbringung eine Standortbindung aufweisen.
Die internen Untergliederungen des Dienstleistungssektors sind vielfältig und ebenso die Definitionen für unternehmensorientierte Dienstleistungen. Bereits seit längerer Zeit ist es üblich, zwischen einem tertiären Sektor, welcher den Handel, personenbezogene Serviceleistungen und das Dienstleistungshandwerk umfaßt, und einem höherwertigen quartären Sektor, zu welchem Forschung, Beratung, Verwaltung zählen, zu unterscheiden. Im englischsprachigen Raum erfolgt üblicherweise eine Untergliederung in „producer services“, die Bank-, Versicherungs-, Ingenieur-, Rechts-, Beratungsdienstleistungen umfassen, und „consumer services“, welche Dienstleistungen für Endverbraucher. Zwischen beiden Kategorien besteht jedoch ein Übergangsbereich, da zahlreiche Einrichtungen (z. B. Banken, Versicherungen) gleichzeitig sowohl Produzenten als auch Konsumenten versorgen. Detailliertere Differenzierungen unterscheiden zumeist zwischen distributiven Diensten (z. B. Handel, Verkehr), sozialen Diensten (z. B. Bildungs-/Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung), persönlichen Diensten (z. B. Tourismus, Gastronomie, Unterhaltung) und produzentenorientierten Diensten (z. B. Banken, Versicherungen, Ingenieur-/Unternehmens/Rechtsberatung).
Im deutschsprachigen Raum war bis Ende der 80er Jahre auch der Begriff produktionsorientierte Dienstleistungen anzutreffen. Inzwischen hat sich die Bezeichnung "unternehmensorientierte Dienstleistungen" durchgesetzt, da es sich bei ihren Nutzern nicht nur um Produzenten (= producer), sondern um alle Arten von Unternehmungen handelt. Die Art ihrer Tätigkeit wird häufig auch als "intermediär" bezeichnet; ihre Dienstleistungen fließen in den Produktionsprozeß ein, oder sie übernehmen vermittelnde Aufgaben, z. B. zwischen Produzenten, zu staatlichen Institutionen oder zu Konsumenten. Zumeist werden zur weiteren Untergliederung zusätzliche Merkmale hinsichtlich der Art und Qualität der unternehmensorientierten Dienstleistung hinzugezogen. Teilbereiche lassen sich nach der Art der Tätigkeit als dispositive Branchen (z. B. Planungs-, Beratungs-, Kontrollaufgaben) und operative Branchen (z. B. Transport, Beschaffung, Reparatur/Wartung, Absatz) identifizieren. Sehr üblich ist inzwischen eine qualitative Unterscheidung in "höherwertige" und "einfachere" unternehmensorientierte Dienstleistungen geworden. Zu den einfacheren Bereichen gehören Tätigkeiten, für die kein sehr hohes Qualifikationsniveau der Beschäftigten erforderlich ist (z. B. Reinigungs-, Transport-, Reparatur- und Wartungsaufgaben). Für die höherwertigen Bereiche gilt der Einsatz von spezialisiertem Know-how als charakteristisch; üblicherweise gehören Tätigkeiten in Forschung/Entwicklung, Rechts-/Unternehmensberatung, Datenverarbeitung, Werbung/Marketing und Banken/Versicherungen zu dieser Kategorie.


Quelle: Wirtschaftsgeographie Deutschlands
Autor: Kulke, Elmar
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 1998
Seite: 183-185
Bearbeitungsdatum: 19.12.2005