Standortfaktoren und Standorttypen des Einzelhandels


Standortfaktor, Standorttwahl, Einzelhandel, persönliche Dienstleistungen, Absatz, Agglomerationsfaktor, 'Magnetbetriebe'

Im Einzelhandel und bei persönlichen Dienstleistungen besteht ein unmittelbarer Kontakt zwischen den Anbietern und den Nachfragern. Dementsprechend orientieren sich die Betriebe bei ihrer Standortwahl primär an absatz-/nachfrageorientierten Faktoren; Einkommen, Anzahl und Präferenzen der Nachfrager besitzen ebenso wie die Attraktivität und Erreichbarkeit des Standortes entscheidende Bedeutung. Das Gewicht von Agglomerations-/Konkurrenzfaktoren hängt von der Art der Betriebe ab. Ein Betrieb zieht durch sein eigenes Angebot Kunden an (generative business), und er kann von der Nähe zu anderen Einheiten (shared business) sowie durch externe Frequenzbringer (suscipient business, z.B. durch Bushaltestelle, Bahnhof) profitieren. Einheiten mit einem einfachen standardisierten Angebot (z.B. Lebensmittelgeschäfte, Friseur, Reinigung) meiden die unmittelbare Nähe zu gleichartigen Anbietern, dagegen besteht bei Betrieben mit branchenungleichem Angebot die Tendenz zur Herausbildung von Clustern. Kleinere Einheiten mit einem spezialisierten Angebot des mittel- und langfristigen Bedarfs suchen die Nähe zu größeren "Magnetbetrieben", die zusätzliche Kundenfrequenzen generieren.
Beschaffungsorientierte Faktoren besitzen für kleinere Einheiten zumeist geringere Bedeutung; nur Mietpreise schränken ihren Standortsuchraum ein. Dagegen verfügen sehr große Dienstleistungsbetriebe häufig über ein vielfältiges und attraktives Angebot, so daß sie auch Standorte ohne direkte Nähe zu Kunden und anderen Anbietern wählen können. Bei ihnen spielen beschaffungsorientierte Einflußgrößen wie der Preis, die Verfügbarkeit von Betriebsflächen oder die Erreichbarkeit für Lieferanten eine größere Rolle.


Quelle: Wirtschaftsgeographie Deutschlands
Autor: Kulke, Elmar
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 1998
Seite: 162-163
Bearbeitungsdatum: 19.12.2005