Infoblatt Wirtschaftskreislauf


Modell zur schematischen Darstellung der Güter- und Geldbewegungen

Der Wirtschaftskreislauf, ein durch den französischen Arzt und Ökonomen François Quesnay im Jahr 1758 geprägter Begriff, ist ein Modell zur schematischen Darstellung der Güter- und Geldbewegungen in einer Volkswirtschaft. Veranschaulicht werden volkswirtschaftliche Transaktionen, bei denen Güter und Forderungen mit Gegenleistung (Tausch) oder ohne Gegenleistung (Transfer, Schenkung) von einem Wirtschaftsteilnehmer (Unternehmen, private Haushalte, Staat etc.) auf einen anderen übergehen. Ziel dieses Schemas ist es, das volkswirtschaftliche Geschehen als Ganzes zu erfassen. Die volkswirtschaftlichen Beziehungen werden auf die wesentlichen Tatbestände reduziert und verkürzt. Tatbestände mit geringen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft werden weggelassen.
Der Wirtschaftskreislauf fasst alle gleichartigen Wirtschaftseinheiten – Unternehmen, private Haushalte, Staat, Banken, Ausland – zu Sektoren zusammen. Es gibt zwei Wertströme: den Güterstrom und den Geldstrom. Beide Wertströme verlaufen entgegengesetzt, der Grund liegt darin, dass Güter mit Geld bezahlt werden und Geld die Gegenleistung für Güter darstellt. Allerdings werden im Wirtschaftskreislauf aufgrund der Vereinfachung nur die Geldströme abgebildet. Für den geschlossenen Kreislauf gilt: An jedem Sektor muss die Summe aller zufließenden Ströme der Summe aller abfließenden Ströme entsprechen.


Der einfache geschlossene Wirtschaftskreislauf

Im einfachen Wirtschaftskreislauf fließen die Wertströme zwischen den beiden Sektoren, den Haushalten und den Unternehmen. Die Pfeile zeigen an, wie die beiden Sektoren miteinander in Verbindung stehen. Die Haushalte stellen den Unternehmen Arbeit zur Verfügung, dafür erhalten sie vom Unternehmen Geld: ihr Einkommen. Dieses Einkommen wird mit Y (Yields = Einkommen) abgekürzt. Das Unternehmen verkauft an die Haushalte die produzierten Güter und Dienstleistungen und erhält dafür von den Haushalten Geld, die sog. Konsumausgaben, abgekürzt mit C (Consumption = Konsum).



(Anke Renker)


Der erweiterte geschlossene Wirtschaftskreislauf

Im erweiterten Wirtschaftskreislauf wird das Grundschema noch um die Sektoren Bank und Staat erweitert. Die Haushalte verwenden nicht ihr gesamtes Einkommen für Konsumzwecke, sondern sie sparen einen Teil. Dieses Geld wird von den Banken gesammelt und den Unternehmen in Form von Krediten für Investitionen zur Verfügung gestellt. Die Haushalte sparen (S) und die Unternehmen investieren (I) dieses Geld in ihre Unternehmen.
Die Haushalte müssen einerseits an den Staat bestimmte Steuern abführen. Diese Steuern werden als direkte Steuern bezeichnet, da sie direkt an den Staat abgeführt werden. Solche direkten Steuern sind z. B. die Lohnsteuer, die Hundesteuer, die Kfz-Steuer oder die Grundsteuer. Die so abzuführenden Steuern werden als Tdir (Tax direct = direkte Steuern) im Wirtschaftskreislauf bezeichnet. Andererseits erhält der Haushalt sog. Transferzahlungen vom Staat, wie z. B. Kindergeld, Rente, Wohngeld, Gehälter (an Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst), die im Wirtschaftskreislauf mit ZHH abgekürzt werden.
Die Unternehmen müssen an den Staat indirekte Steuern abführen. Indirekte Steuern sind z. B. die Mineralölsteuer, die Tabaksteuer. Der Verbraucher bezahlt an der Tankstelle die Steuer an den Mineralölkonzern, dieser führt dann die Steuer an den Staat ab. Abgekürzt werden diese indirekten Steuern mit Tind (Tax indirect = indirekte Steuern). Vom Staat erhalten die Unternehmen auch Transferzahlungen, abgekürzt als ZU. Die wichtigste Transferzahlung für die Unternehmen ist die Subvention.



(Anke Renker)


Der vollständige geschlossene Wirtschaftskreislauf

Im vollständigen Wirtschaftskreislauf wird das Schema noch um den Sektor Ausland erweitert. Hierbei ist zu beachten, dass dann aus dem geschlossenen Wirtschaftskreislauf schnell ein offener Wirtschaftskreislauf werden kann, d. h. die Summe der Zuflüsse ist dann nicht mehr gleich der Summe der Abflüsse.



(Anke Renker)


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Anke Renker
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 19.12.2012