Infoblatt Weinbau in Deutschland


Weinbaugebiete und Weinproduktion in Deutschland



Weinanbaugebiete in Deutschland (Gaby Mörstedt)

Der Weinbau in Deutschland kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Erste Zeugnisse einer Weinbaukultur auf deutschsprachigem Gebiet findet man bereits vor zweitausend Jahren. Vor allem durch die römische Besatzung germanischer Gebiete etablierte sich der Weinbau nördlich der Alpen. In Deutschland breitete er sich besonders an Rhein und Mosel aus. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches führten germanische Völkerstämme die Rebkultur weiter, wodurch sich der Weinbau bald bis zum Main erstreckte. Durch die fortschreitende Christianisierung weitete sich der Weinbau bis zur Elbe-Saale-Linie aus. In Norddeutschland entwickelten vor allem die Klöster die Weinbaukultur fort, so dass sich der Wein in ganz Deutschland nach und nach zum Volksgetränk entwickelte. Dennoch stellte sich um 1600 ein deutlicher Rückgang des deutschen Weinbaus ein. Aufgrund von klimatischen Veränderungen, der Verbesserung der Bierbrautechnik sowie der Zunahme des Weinimports verkleinerten sich die Weinbauflächen zunehmend. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war der deutsche Weinbau beinahe vollständig vernichtet. Anschließend setzte ein Aufschwung ein, der aber im Zuge der Ausbreitung von Schädlingen und Krankheitserregern um 1850 ein erneutes Ende nahm. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Weinbau in Deutschland mittels neuer Techniken und Erkenntnisse einen Neubeginn.


Weinanbaugebiete in Deutschland

An den sonnigen Süd- und Südwesthängen entlang des Rheins und dessen Nebenflüssen sowie an Elbe, Saale und Unstrut liegen für den deutschen Weinanbau besonders günstige Bedingungen vor. Das deutsche Weinanbaugebiet gliedert sich in 13 verschiedene Anbaugebiete, deren Rebflächen die Herstellung von Qualitätswein ermöglichen.
Rheinhessen stellt mit rund 26.300 Hektar Rebfläche das größte deutsche Weinanbaugebiet dar. Es erstreckt sich von Mainz bis Bingen, und reicht im Süden bis Alzey und Worms. Mit rund 23.400 Hektar Rebfläche ist die Pfalz das zweitgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands. Es dehnt sich im Süden von Worms bis Karlsruhe aus und reicht vom Pfälzer Wald bis in die Rheinebene. Baden ist mit etwa 15.900 Hektar Rebfläche Deutschlands drittgrößtes Anbaugebiet. Es umfasst neun Gebiete, die sich vom Bodensee entlang der Oberrheinischen Tiefebene bis zur Tauber erstrecken. Die Weinbauregion Württemberg reicht mit rund 11.300 Hektar Rebfläche von Bad Mergentheim bis Reutlingen entlang von Neckar, Kocher, Jagst und Tauber. Das westlichste Anbaugebiet Deutschlands stellt mit etwa 10.400 Hektar Rebfläche das Weinanbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer dar. Es erstreckt sich von Koblenz bis Saarburg entlang der Täler von Mosel, Saar und Ruwer. Die Weinbauregion Franken mit rund 6.000 Hektar Rebfläche breitet sich an den Südhängen des Mains von Bamberg bis Aschaffenburg aus. Mit rund 4.400 Hektar Rebfläche reicht das Anbaugebiet Nahe von der Nahemündung in Bingen flussaufwärts bis nach Kirn. Das Rheingau mit etwa 3.200 Hektar Rebfläche erstreckt sich vom Unterlauf des Maines rechtsrheinisch bis nach Lorchhausen nördlich von Rüdesheim. Die Weinbauregion Saale-Unstrut ist das nördlichste Anbaugebiet Deutschlands und außerdem mit rund 650 Hektar Rebfläche eines der kleinsten deutschen Anbaugebiete. Es zieht sich an den Tälern von Saale und Unstrut im Süden Sachsen-Anhalts und Nordthüringens entlang. Mit rund 530 Hektar Rebfläche dehnt sich das Anbaugebiet Mittelrhein von der Mündung der Nahe bis zum Siebengebirge links und rechts des Rheintales aus. Die Weinbauregion Ahr mit rund 520 Hektar Rebfläche befindet sich an den Flusstälern der Ahr. Mit etwa 460 Hektar Rebfläche galt die Weinbauregion Hessische Bergstraße bis zur Wiedervereinigung als kleinstes Anbaugebiet der ehemaligen Bundesrepublik. Im Schutz des Odenwaldes erstreckt es sich von Heppenheim aus in Richtung Norden sowie im Umland von Groß Umstadt. Das kleinste und zugleich östlichste Weinanbaugebiet Deutschlands stellt mit rund 450 Hektar Rebfläche Sachsen dar. Es reicht von Pirna bis nach Diesbar-Seußlitz und zieht sich entlang der Elbe und deren Nebenflüssen.


Weinproduktion in Deutschland

Im Jahr 2010 bauten etwa 80.000 Winzer auf gut 102.340 Hektar Wein an und ernteten dabei in jedem Jahrgang durchschnittlich 9.5000.000 Hektoliter. Etwa ein Fünftel der Ernte wurde exportiert; insbesondere nach Großbritannien, in die USA und die Niederlande. Auf einer Rebfläche von rund 102.340 Hektar stieg der Anteil an bestockten Rebflächen mit Roten Rebsorten in den letzten drei Jahrzehnten kontinuierlich an. Dennoch werden weiterhin auf 63,6 Prozent der Rebflächen Weiße Rebsorten angebaut. Gut zwei Drittel der mit Weißen Rebsorten bestockten Flächen entfallen auf die Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau und Silvaner. Allein 21,9 Prozent der gesamten deutschen Rebfläche nimmt der Riesling ein, der in allen Weinanbaugebieten Deutschlands wächst. Einige der wichtigsten Riesling-Produzenten sind die Anbaugebiete Mosel-Saar-Ruwer, Pfalz, Rheinhessen, Rheingau und Württemberg. Bei den mit Roten Reben bestockten Rebflächen besitzt der Spätburgunderanbau die größte Bedeutung. In Deutschland nimmt der Spätburgunder einen Anteil von 11,5 Prozent der bestockten Fläche ein, wobei das Weinanbaugebiet Baden der größte Produzent von Spätburgunder ist. Weiterhin zählen die Rebsorten Dornfelder und Portugieser zu den wichtigsten Roten Rebsorten in Deutschland.
Die Zahl der Weinbaubetriebe in Deutschland hat in den letzten zwei Jahrzehnten stetig abgenommen. Allerdings stieg die Zahl der Betriebe mit einer Rebfläche von fünf und mehr Hektar deutlich an. Der Großteil der deutschen Weinbaubetriebe bewirtschaftet dennoch eine Rebfläche von weniger als einem Hektar. Entgegen der rückläufigen Zahl der Weinbaubetriebe entwickelte sich der Weinkonsum in Deutschland deutlich positiv. Zwar sanken die Marktanteile für deutsche Weißweine, trotzdem stieg der Verbrauch an Rotweinen spürbar an. In den vergangenen Jahren erhöhten sich ebenso die Durchschnittspreise für Deutschen Wein. Die deutschen Weinproduzenten setzten darüber hinaus vor allem auf Maßnahmen zur Qualitätssteigerung. Das Verfahren der Grünen Lese, bei dem ein Teil der noch grünen Trauben vom Rebstock entfernt wird, ist ein Aspekt der Qualitätsbestrebungen. Zusätzlich wächst die Bedeutung des ökologischen oder umweltschonenden Weinbaus, bei dem so weit wie möglich auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Der Export deutscher Weine hat in jüngerer Vergangenheit unter den Folgen der Wirtschaftskrise zu leiden. So nahm der Absatz in den Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Auslandsmarkt, seit 2008 stetig ab – bis 2010 um rund 10 Prozent. In der EU hingegen konnte ein Umsatzplus von fast acht Prozent erzielt werden. Insgesamt nahm die Menge der exportierten Weine um über 4 Prozent zu, wohingegen der Wert jedoch um etwa zwei Prozent gesunken ist.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Gaby Mörstedt, Kristian Uhlenbrock
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 01.04.2012