Infoblatt Judentum


Entstehungsgeschichte, Leitfigur und religiöse Praxis


Begriff und Geschichte

Das Judentum bezeichnet eine religiöse und ethnische Gemeinschaft. Die Juden sehen sich als Nachkommen der biblischen Patriarchen (Väter) Abraham, seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob (14. - 13. Jh. v. Chr.). Ein bedeutendes Ereignis in der jüdischen Geschichte ist der Auszug des "erwählten" Volkes aus Ägypten, angeführt von Moses (Ende 12. Jh. v. Chr.).
Es handelt sich beim Judentum um die älteste monotheistische (nur an einen Gott glaubende) Religionsgemeinschaft unter den Weltreligionen. Nur ein äußerst geringer Teil der Weltbevölkerung gehört der Gruppe der Juden an (13 - 15 Mio. Menschen). Als Religion der Menschheit wird das Judentum nur in Israel angesehen.
Die "Anhänger" dieser Glaubensrichtung mussten zahlreiche "Verfolgungswellen" über sich ergehen lassen. Meist wurden sie von Anhängern jener Religionen, die auf das Judentum aufbauen, am schärfsten verfolgt und bekämpft. Verschiedene Herrscher (z. B. 332 v. Chr. Alexander der Große, 63 v. Chr. Pompeius) vertrieben die Juden aus dem eigenen Land (Judäa/ Palästina zur Zeit Jesu). Um das Jahr 335 n. Chr. erließ Konstantin ein Gesetz, das den Juden das Betreten Jerusalems (Hauptstadt der Juden zur Zeit Davids) untersagte.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Jerusalem christlich und ein Kampf um die heilige Stätte entstand. Ein besonderer Streitpunkt ist Jerusalem auch heute noch: Für die Juden ist die Klagemauer von Bedeutung, für die Muslime der Felsendom und für die Christen die Grabeskirche – alle Stätten befinden sich auf dem Tempelberg.


Glauben und Heilige Schrift

Die Juden glauben an nur einen Gott (Monotheismus). Wer oder was Gott ist, ist jedoch individuell definiert – er ist aber eine Art Leitfigur. Für Gott sind alle Menschen gleich. Die Gebote sind schriftlich in Thora und Talmud niedergelegt.
Die Thora bezeichnet die fünf Bücher Moses im Alten Testament. Sie gilt für die Juden als Gottes Weisung für den Lebensweg. In jeder jüdischen Synagoge wird eine Thora zur Verlesung der Texte am Sabbat aufbewahrt.
Der Talmud ist ein Nachschlagewerk und die Rechtsquelle für Lehre, Kultur und Gesetz im Judentum. Er gilt, neben der Thora, als wichtigste Schrift im Judentum.


Religiöse Praxis

Zu den religiösen Vorschriften gehören die Beschneidung, das strikte Ruhegebot am Sabbat (Samstag) und die Einhaltung der Speisegesetze (das Essen muss kosher (rein) sein, z. B. dürfen Milch und Fleisch nicht gleichzeitig serviert werden). Die religiösen Handlungen finden sowohl in der Synagoge wie auch im häuslichen Kreis statt. Die Gemeinde ist für das religiöse Leben verantwortlich. Aus dem Monotheismus des Judentums entwickelten sich das Christentum und der Islam.


Besonderheiten

Die Ehe wird im Judentum als eine ethische Pflicht angesehen, hingegen gilt das Zölibat als ethischer Mangel. Die jüdische Ehe basiert auf Liebe und dient zur Fortpflanzung.
Arbeit als ehrlicher Lebensunterhaltserwerb ist Gebot, Pflicht und Segen. Für die Juden ist es religiöse Pflicht zu arbeiten.
Für die Juden ist auch die Ehrung der Toten von Bedeutung: alle Toten sollen gleich behandelt werden. Es ist die Pflicht der Freunde und Bekannten, dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Der Tote soll nicht vergessen werden. Im Laufe der Jahre soll sich das Grab wieder in die Natur einfügen (Blumen werden vermieden).


Judenverfolgung im Nationalsozialismus

In den Jahren zwischen 1933 und 1945 (der NS-Zeit) wurden die Juden gerade in Deutschland und in von Deutschen besetzen Gebieten besonders verfolgt. Zunächst wurden sie nach und nach aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, um anschließend in einer unvorstellbaren Vernichtungsaktion in Konzentrationslagern getötet zu werden. Über sechs Millionen Juden wurden so ermordet.


Literatur

Judentum verstehen. Sympathie-Magazin Nr. 38. Klett-Perthes 1997.
Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch Internationale Politik. Opladen 1998. (UTB 702).
Fischer Weltalmanach 2004
Udo und Monika Tworuschka (Hrsg.): Religionen der Welt. Grundlagen, Entwicklung und Bedeutung in der Gegenwart. München 1992.
taz Verlags- und Vertriebs GmbH (Hrsg.): LE MONDE diplomatique. Atlas der Globalisierung. Berlin 2003.
Michael Kidron und Ronald Segal: Der Poltische Weltatlas. Bonn 1992.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Christine Reinke
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.05.2012