Infoblatt Cholera


Cholera - Übertragung, Krankheitsbild, Auftreten



Frauen an einem öffentlichen Brunnen (Welthungerhilfe)


Übertragung und Erkrankung

Cholera ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien (Vibrio cholerae) verursacht wird. Die Erreger gelangen mit den menschlichen Ausscheidungen in das Abwasser. Kommt es zu einer Vermischung dieses verschmutzten Wassers mit Trinkwasser oder müssen Menschen ungereinigtes Wasser etwa aus Oberflächengewässern trinken oder zur Zubereitung von Nahrung verwenden, so sind ideale Bedingungen zur Verbreitung des Erregers gegeben.
Etwa jeder fünfte Infizierte erkrankt an der Cholera, besonders betroffen sind unterernährte oder kranke Personen mit einem geschwächten körperlichen Abwehrsystem. Alle Infizierten, auch die nicht erkrankten, scheiden den Erreger aus und können somit die Ausbreitung dieser Darmerkrankung fördern.
Die Erkrankung kann einen gutartigen Verlauf nehmen und ist dann klinisch, also anhand der Beschwerden, nicht von anderen, leichten Durchfallerkrankungen zu unterscheiden. Beim klassischen Verlauf jedoch gehören zu den Symptomen heftiges Erbrechen und starker Durchfall, welche durch das Choleratoxin hervorgerufen werden. Dabei kommt es zu einem enormen Flüssigkeits- (über 10 Liter pro Tag) und Salzverlust, der binnen kurzer Zeit zu einem lebensbedrohenden Kreislaufversagen führen kann.


Behandlung und Schutz

Da der Patient primär durch den Flüssigkeits- und Salzverlust, also nicht direkt durch die Bakterien bedroht ist, besteht die Behandlung in erster Linie aus dem Verabreichen von Flüssigkeit und Elektrolyten. Bereits damit gelingt es, die Sterblichkeitswahrscheinlichkeit von 20 - 60 % auf unter 1 % zu senken. Idealerweise, zumindest aber in schweren Fällen, muss die Flüssigkeitszufuhr intravenös erfolgen, um den entzündeten Magen-Darm-Trakt zu umgehen. Erst dann werden gegebenenfalls Antibiotika verabreicht, wobei in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme von Antibiotikaresistenzen beobachtet wurde.
Da bisher noch kein zuverlässiger, uneingeschränkt empfehlenswerter Impfstoff verfügbar ist, besteht der effektivste Schutz im Vermeiden von Erregerkontakt, d. h. vor allem in strikter Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene. Lediglich bei individuell besonders hohem Infektionsrisiko, z. B. in der Flüchtlingshilfe, wird zur Einnahme eines Cholera-Schluckimpfstoffs geraten.


Historisches

Der italienische Arzt Filippo Pacini war 1854 der Erste, der Vibrio cholerae als gekrümmtes und hochbewegliches Bakterium beschrieb. 29 Jahre später gelang es dann Robert Koch, den Erreger zu isolieren und in Reinkultur zu züchten. 1905 isolierte der deutsche Bakteriologe Gotschlich eine Variante von Vibrio cholerae in El Tor, einer Quarantänestation am Golf von Suez. El Tor ist heute der Name des Erregers, der am häufigsten Cholera verursacht.
Bevor jedoch der Erreger überhaupt aus bakteriologischer Sicht entdeckt wurde, leistete John Snow einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Choleraausbrüchen. Der heute als Pionier der Geomedizin angesehene Brite trug jeden, der innerhalb eines Jahres in einem Londoner Stadtviertel an Cholera gestorben war, in eine Karte ein. Da sich die Todesfälle um eine bestimmte Wasserpumpe herum konzentrierten, mit zunehmender Entfernung deren Zahl jedoch abnahm, schloss er daraus, dass alle Opfer Wasser aus dieser öffentlichen Pumpe getrunken hatten. Damit war Cholera als eine über das Trinkwasser übertragene Infektionskrankheit identifiziert.
Bekannt ist die Cholera bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien, von wo aus sie sich im 19. Jahrhundert, begünstigt durch die Dampfschifffahrt, über Europa ausbreitete. 1831 erreichte sie Deutschland. Der letzte größere Choleraausbruch Deutschlands war 1892 in Hamburg. Erst durch eine umfassende Modernisierung der Wasserver- und -entsorgung konnte die Krankheit eingedämmt werden.
1991 breitete sich eine Choleraepidemie in Peru aus. Schon bald traten auch Krankheitsfälle in Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Nicaragua auf. Etwa 12.000 der damals 400.000 Erkrankten starben. Immer wieder werden kleinere Ausbrüche der Cholera gemeldet, v. a. aus Afrika, wobei klar ist, dass viele Fälle nie publik werden. Dies hat seine Ursache zum Teil auch darin, dass das Auftreten einer derartigen Krankheit von den zuständigen staatlichen Stellen oft lieber totgeschwiegen wird, um etwa touristische Entwicklung nicht zu behindern.


Auftreten

Cholera tritt in weiten Teilen von Asien und Afrika sowie seit 1991 auch in Süd- und Mittelamerika auf. Der Ausbruch von Choleraepidemien ist eng mit den hygienischen Bedingungen verknüpft und in den klassischen Verbreitungsgebieten immer möglich und schwer vorhersehbar.
Cholera tritt überall dort auf, wo mangelhafte hygienische Bedingungen herrschen. Hygienemaßnahmen, die bei uns eine Selbstverständlichkeit sind (z. B. Trinkwasseraufbereitung, Abwasserbehandlung, hygienische Überwachung bei Lebensmittelherstellung und -vertrieb, Kühlmaßnahmen), stellen viele Länder vor große Probleme.
Das gilt für viele Entwicklungsländer, und zwar besonders dann, wenn deren Infrastruktur durch Naturkatastrophen oder Kriege in Mitleidenschaft gezogen wurde. So dauerte es auch nach der Tsunami-Katastrophe in Südasien Ende 2004 nicht lange, bis aus einem Flüchtlingslager erste Cholerafälle gemeldet wurden.
Besonders dramatisch ist die Lage in dem Karibikstaat Haiti, wo eine der größten Cholera-Epidemien der jüngeren Zeitgeschichte ausgebrochen ist. Dort sind nach einem Erdbeben im Jahr 2010 über eine halbe Million Menschen mit Cholera infiziert. Die Krankheit forderte bislang fast 7.000 Opfer. Mittlerweile meldete auch das Nachbarland Dominikanische Republik über 2.100 Cholerafälle und 363 Choleratote.

Aufgrund des Ferntourismus werden in Deutschland und anderen hoch entwickelten Ländern vereinzelt importierte Cholerafälle entdeckt. Für die Erkrankung besteht in Deutschland eine Meldepflicht, die Gefahr einer Ausbreitung ist aufgrund hoher hygienischer Standards nicht gegeben.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Sebastian Siebert, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 15.04.2012