Verbesserung der Welternährungslage


In Artikel 25 (1) der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist das Recht jedes Einzelnen auf ausreichende und gesunde Nahrung manisfestiert. Bis heute ist dieses Grundrecht jedoch weder auf internationaler noch auf nationalen Ebenen konsequent verankert.

Dennoch hat die internationale Staatengemeinschaft bei der Umsetzung des Grundrechtes Fortschritte erzielt. Aber auch heute noch leiden Menschen in Entwicklungsländern chronisch an Hunger. Jeden Tag sterben Tasuende an den Folgen von Hunger, drei Viertel davon Kinder unter fünf Jahren.
Das Paradoxe an der Lage der Hungernden ist, dass auf der Erde an sich genügend Nahrungsmittel für alle produziert werden (könnten), ein gesicherter Zugang zu diesen Nahrungsmitteln aber nicht für alle Menschen gewährleistet werden kann. Daran ändert auch die Globalisierung des Handels nichts, weil Arme es sich schlicht nicht leisten können, ihr „tägliches Brot“ zu kaufen. Und damit wird Hunger doch wieder eine Frage der Produktion, weil ein Großteil dieser Hungernden auf dem Land lebt und nur über eine Entwicklung ländlicher Räume zu Beschäftigung, produktiven Ressourcen und Einkommen gelangen kann.

Global gesehen bedeutet die leichte Verbesserung der Ernährungssituation noch keineswegs einen Durchbruch. Nur gemeinsame Anstrengungen der Staatengemeinschaft können Hunger überwinden.


Alle Menschen könnten satt werden, wenn vor allem zehn Voraussetzungen erfüllt würden:

1. Hilfe für die Kleinbauern:
Durch genügend Landfläche mit gesicherten Eigentumsverhältnissen und agrartechnische Unterstützung zur Produktivitätssteigerung (z.B. Saatgut, Geräte, Dünger) könnte den Kleinbauern geholfen werden. Da Feldarbeit in diesen Regionen überwiegend Frauenarbeit ist, sind hierbei Bildung und Förderung der Frauen besonders wichtig. Darüber hinaus müssten die Regierungen die Grundnahrungsmittel zahlen und marktgerechte Preise festsetzen.

2. Bremsen des Bevölkerungswachstums:
Je mehr Menschen ernährt werden müssen, desto mehr Nahrung ist notwendig! Fortschritte in der Ausbildung und Altersabsicherung können das Bevölkerungswachstum verlangsamen und so eine bessere Nahrungsmittelversorgung garantieren.

3. Fairer Welthandel:
Die Konkurrenz der Industrieländer ist auf dem Weltmarkt so stark, dass die Entwicklungsländer keine Chance haben: Zollschranken, Dumpingpreise, ungerechte Subventionen und unfairer Handel müssen abgebaut werden.

4. Mehr pflanzliche statt tierische Nahrungsmittel:
Ein Großteil des Getreides wird nicht direkt als Nahrungs-, sondern als Futtermittel verwendet. Die so „veredelten“ Fleischprodukte sind für arme Länder unerschwinglich.

5. Anbau von mehr Grundnahrungsmitteln:
So kann die Landwirtschaft stärker an der einheimischen Bevölkerung orientiert werden. Oft werden Exportgüter stärker gefördert, so dass cash crops von Regierung und Bauern den food crops vorgezogen werden.

6. Hilfe zur Selbsthilfe statt Nahrungsmittelhilfe:
Hilfen durch Nahrungsmittel werden langfristig nichts positiv verändern, sie machen die Nehmerländer zunehmend abhängig. Nomaden und Kleinbauern sehen keinen Grund mehr für die zukunftsorientierte Eigenversorgung und die Suche nach zukunftsorientierten Wegen bleibt aus.

7. Frieden und Demokratie:
Die zahlreichen Konflikte und Kriege kosten Menschenleben und zerstören die Wirtschaft. Gelder für die Unterstützung der Nahrungsmittelproduktion und der Stärkung von Zukunftsplänen fehlt deshalb. Nur wenn alle Menschen im Land in Entscheidungen und Umsetzungen integriert werden, haben Projekte auch eine Chance.

8. Kampf gegen die Armut:
Experten sagen: Wo es Kaufkraft gibt, da gibt es keinen Hunger! Er ist nur das Folgeproblem, denn das eigentliche Problem ist die Armut. Die Menschen können sich ihre Ernährung einfach nicht leisten. Die Kaufkraft kann durch ein Angebot an Arbeitsplätzen verbessert werden.

9. Falsche Lagerung:
Durch falsche Lagerung und unsachgemäßen Transport von Nahrungsmitteln verderben zahlreiche dringend benötigte Güter. Z.B. werden Getreidesäcke nass und faulen, Güter ohne Kühlung verderben oder es werden Haltbarkeitsfristen durch lange Prüfungen bei der Einfuhr überschritten und die Nahrung ungenießbar.

10. Gentechnik:
In der Genforschung versucht man besonders ertragreiche Sorten von Nutzpflanzen zu entwickeln. Z.B. soll die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Schädlinge oder Krankheiten erhöht werden. Sie wollen Pflanzen züchten, die Kälte und Trockenheit besser überstehen, so dass neue Anbaugebiete erschlossen und genutzt werden können.


Quelle: Klett
Autor: Dr. Petra Sauerborn
Ort: Bonn
Quellendatum: 2009