Vasco da Gama (1469 - 1524)


Portugiesischer Seefahrer und Entdecker

Porträt von Vasco da Gama

Vasco da Gama war der erste Seefahrer aus Europa, der auf dem Seeweg um die Südspitze Afrikas herum Indien erreichte. Er hatte also dasselbe Ziel wie Kolumbus einige Jahre zuvor. Dieser hatte allerdings den Weg von Spanien aus nach Westen gewählt - und dabei Indien nicht erreicht, aber Amerika entdeckt. Spanien und Portugal, das waren die beiden konkurrierenden Seefahrer-Nationen jener Zeit. In Portugal wurden die Vorbereitungen für Entdeckungsfahrten gewissermaßen offiziell vom Königshof betrieben. Hier war es besonders Prinz Heinrich, der Fachleute um sich versammelte und mit ihnen zusammen Pläne für Erkundungsfahrten entwickelte. Auch ließ Heinrich einen Schiffstyp bauen, der für Fahrten über die Ozeane geeignet war: die Karavelle. Später erhielt Heinrich den Beinamen "der Seefahrer", obwohl er selber nie auf einer Entdeckungsreise dabei war.

Doch in seinem Auftrag wagten sich portugiesische Seefahrer immer weiter auf den Atlantischen Ozean hinaus und entlang der afrikanischen Küste nach Süden vor. Sie sollten den Seeweg nach Indien finden. Schließlich - viele Jahre nach Heinrichs Tod - gelangte Bartolomeu Diaz 1488 mit mehreren Schiffen bis zur Südspitze Afrikas und konnte diese auch umfahren. Damit war der weitere Weg nach Indien eröffnet. "Kap der Guten Hoffnung" wurde die Südspitze Afrikas deshalb genannt.

1497 verließ Vasco da Gama mit vier Schiffen Lissabon mit dem Ziel Indien. Zweck der Reise war es, Handelskontakte zu knüpfen. Deswegen waren die Schiffe der Portugiesen mit Gütern zum Tauschen beladen. Auf dem ersten Teil der Reise wurden sie von Bartolomeu Diaz begleitet, der Ratschläge für die Route geben konnte. Im Verlauf der Reise erkrankten immer mehr Seeleute an Skorbut, einer Krankheit, die auf einseitige Ernährung zurückzuführen ist. Doch obwohl mehrere seiner Leute starben, erreichte Vasco da Gama mit seinen Schiffen das Kap der Guten Hoffnung und konnte an der Ostküste Afrikas wieder nach Norden segeln. Im Mai 1498 schließlich erreichte die Flotte den Hafen Calicut im Süden Vorderindiens.

Schon auf der Fahrt hatten die Portugiesen festgestellt, dass es bereits einen lebhaften Handelsaustausch zwischen Afrika und Indien gab. Araber fuhren mit ihren Schiffen zwischen den Küsten hin und her und betrachteten die Portugiesen als Eindringlinge und Konkurrenten. Immerhin gelang es Vasco da Gama, zwei seiner Schiffe mit Gewürzen und Seidenstoffen zu beladen und mit ihnen - trotz Behinderung durch Stürme - in etwa einjähriger Fahrt nach Portugal zurückzukehren. In Lissabon wurde er begeistert empfangen, die mitgebrachten Waren konnte er mit gutem Gewinn verkaufen.

Noch eine weitere große Reise nach Indien machte Vasco da Gama, in den Jahren 1502 - 1504. Diesmal rüstete er seine Flotte auch mit Soldaten und Waffen aus. An mehreren Stellen der afrikanischen Ostküste legte er Stützpunkte an - die Anfänge der späteren portugiesischen Kolonien. Widerstand der arabischen Händler oder der afrikanischen Bevölkerung wurde mit militärischer Gewalt unterdrückt. Wieder brachten die Portugiesen eine reiche Ladung an Gewürzen mit. Es gelang Vasco da Gama sogar, Verträge über die Lieferung von Gewürzen von Indien nach Portugal zu schließen. So wurde Lissabon zum wichtigsten Gewürz-Handelsplatz Europas. Die Reisen Vasco da Gamas bedeuteten den Beginn des portugiesischen Kolonialreiches und des europäischen Seehandels.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Jürgen Bünstorf
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 30.11.2007