Infoblatt Die Maya


Das Mayareich - Geschichte, Kultur, Religion und Untergang



Palast der Maya-Stadt Palenque (Corel)

Als Maya bezeichnet man ein Indianervolk oder besser eine Gruppe von Indianervölkern in Mittelamerika. Eine große Faszination geht von den Maya aus, da sie als die am weitesten entwickelte präkolumbische Kultur Mittelamerikas gelten. Die Maya erbauten eine Vielzahl großer Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern und erreichten für die Epoche beachtliche kulturelle Errungenschaften. Das Gebiet der Maya hatte zur Zeit seiner größten Ausdehnung etwa die Fläche Deutschlands und bestand aus rund 50 Kleinstaaten. Zentrum war die mexikanische Halbinsel Yucatan. Von dort breitete sich die Mayakultur nach Belize, Guatemala, Honduras und El Salvador aus. Die Hochkultur der Maya begann bereits 3000 v. Chr. und ihre Blütezeit dauerte bis etwa 900 n. Chr. an. Danach verschwanden die Maya nicht wie andere Hochkulturen Mittel- und Südamerikas, aber das Ende ihrer kulturellen und politischen Vormachtstellung war zu diesem Zeitpunkt bereits eingeleitet. 1519 schwächte der Einmarsch der spanischen Eroberer (Conquistadoren) unter Hernán Cortés die Mayakultur weiter, auch wenn es ihnen nicht gelang, sie ganz zu vernichten. Heute leben noch etwa sechs Millionen Maya in Mittelamerika.


Kultur

Die Mayakultur setzte sich aus verschiedenen Volksgruppen zusammen, die durch zahlreiche Gemeinsamkeiten verbunden waren, sich aber durchaus auch unterschieden. Kulturelle und religiöse Traditionen wurden unter allen Mayastämmen weitgehend geteilt, doch gab es zum Beispiel verschiedene Ausprägungen der Mayasprachen oder Besonderheiten zwischen den Lebensweisen der Hochland- und der Tiefland-Maya. Die Maya lebten in 50 eigenständigen Stadtstaaten, die untereinander auch nicht selten Kriege führten. Erstaunlich ist, dass die aktive Kriegstradition der Maya der weiten Verbreitung ihrer Kultur nicht im Wege stand. Ziel der Maya-Kriege war es nicht, den gegnerischen Stadtstaat zu zerstören, sondern Abhängigkeiten und damit Vormachtstellungen und Prestige zu schaffen sowie Abgaben zu erzwingen.
Das Machtsystem gliederte sich auf regionaler Basis. Zumeist stellte der Adel den König für ein Gebiet, aber auch andere Herrschaftsformen und weibliche Herrscher sind überliefert. Gemeinsames demokratisches Merkmal der Mayakultur war die Wahl eines Bürgermeisters im Drei-Jahres-Rhythmus für jeden Stadtstaat. Die Gesellschaft der Maya bestand aus einer Ober- und einer Unterklasse. Die Oberklasse, der Adel, stellte alle wichtigen religiösen und politischen Funktionen. Die Unterklasse bestand aus Bauern und Arbeitern.
Die Hochkultur der Maya kannte bereits eine gut organisierte Landwirtschaft mit aufwändigen Bewässerungssystemen. Für Trockenzeiten wurde das Wasser in Stauseen gesammelt, um es dann bei Bedarf auf die Felder zu leiten. Nur so war es möglich, eine so große Anzahl von Menschen zu ernähren. Die Maya verfügten ferner über hervorragende mathematische und astronomische Kenntnisse, auf deren Basis sie ein komplexes Kalendersystem entwickelten. Der Mayakalender "Haab" beispielsweise folgte dem Sonnenjahr und hatte 365 Tage á 18 Monaten mit 20 Tagen. Die Mayaschrift besteht aus etwa 800 verschiedenen bildhaften Zeichen, die bis heute noch nicht alle entschlüsselt werden konnten. Auch Kunst aus Keramik und farbige Wandmalereien stellten die Maya her. Im Verbreitungsgebiet des Mayareiches ist eine Vielzahl steinerner Ruinen von Tempeln, Stufenpyramiden und Palästen gut erhalten. Die Gebäude aus Stein waren adligen und religiösen Bauten vorbehalten. Die schlichten Wohngebäude aus Holz und Lehm der unteren Mayaschichten sind witterungsbedingt nicht erhalten geblieben. Die Architektur der Maya kannte keine Bögen. Charakteristisch sind eckige Formen und rechte Winkel. Die Bauwerke waren zumeist fensterlos und nur von außen verziert. Wie alle mittelamerikanischen Hochkulturen kannten auch die Maya das Rad noch nicht und verfügten über keine Lasttiere. Sie transportierten ihre Baustoffe nur durch Menschenkraft und errichteten dennoch bis zu 65 Meter hohe Bauten.


Religion

Die Religion spielte im Reich der Maya eine sehr wichtige Rolle. Entsprechend groß ist die Zahl religiöser Bauten in den Mayastädten. Der König jedes Stadtstaates übte meist gleichzeitig auch die höchste religiöse Position aus. Die Maya stellten sich die Welt geteilt in drei Bereiche vor: die himmlische Welt, die irdische Welt und die Unterwelt. Die Mayareligion gehört zu den polytheistischen Religionen. Die Götter wurden genauso als sterbliche Wesen dargestellt wie die Menschen. Durch Opfergaben hielten die Maya die Götter und den Kosmos am Leben. Es gab Sachopfer, Tieropfer, aber auch Blut- und Menschenopfer. Da das Blut als Sitz der Seele angesehen wurde, opferten Priester ihr eigenes Blut, indem sie sich zum Beispiel Dornenfäden durch die Lippen zogen. Zu Menschenopfern wurden wie bei den Azteken Kriegsgefangene, jedoch auch Mitglieder des eigenen Stammes benutzt.

Zurück
  • Pyramide des Kukulcán in der Stadt Chichén Itzá (Corel)

  • Steinschlange entlang des Treppenaufgangs der Pyramide des Kukulcán (Corel)

  • Chak Mool (Opferstein) - Skulptur einer liegenden menschlichen Gestalt (Corel)

  • El Caracol (Der Schneckenturm) - Observatorium in Chichén Itzá (Corel)

Weiter



Geschichte

Die Kulturgeschichte der Maya lässt sich grob in drei Epochen einteilen: die Vorklassik, die Klassik und die Postklassik. Nach der Postklassik folgte die Zeit der spanischen Kolonisation (1511 - 1697).
  • Vorklassik (ca. 3000 v. Chr. bis 250 n. Chr.)
    Die Vorklassik lässt sich in die frühe, mittlere und späte Vorklassik gliedern. Über die vorklassische Zeit der Maya ist jedoch relativ wenig bekannt. Älteste archäologische Funde können auf das Jahr 2000 v. Chr. datiert werden. Die Landwirtschaft entwickelte sich zu dieser Zeit und es kam zur Gründung von Städten. Ferner wurde Handel betrieben, erste steinerne Tempelbauten entstanden wohl um 500 v. Chr. In der späten Vorklassik wurde das Königtum im Mayareich eingeführt und die Bevölkerung wuchs stark an.
  • Klassik (ca. 250 n. Chr. bis 900 n. Chr.)
    Die Klassik wird in die frühe und die späte Phase unterteilt. Sie war die Blütezeit des Mayareiches. Es hatte seine größte Ausdehnung von etwa 350.000 km². Die größten Mayastädte mit mehreren 10.000 Einwohnern existierten zu dieser Zeit, womit sie deutlich größer waren als die europäischen Städte dieser Epoche. Neue Städte wurden gegründet und viele der teilweise noch heute erhaltenen imposanten Tempelbauten und Pyramiden errichtet.
  • Postklassik (ca. 900 n. Chr. bis 1511)
    In der Postklassik kam es zur Aufgabe erster Mayastädte. Die Bevölkerung im zentralen Mayareich Yucatans nahm stark ab. Es ist umstritten, warum die Epoche der Klassik und damit die Blütezeit der Maya endete. Möglich ist einerseits, dass nicht mehr genug Nahrungsmittel auf den landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden konnten. Andererseits könnte es sein, dass Eroberungen durch andere Völker (dafür sprechen Einflüsse der toltekischen Kultur in den Maya-Bauten dieser Zeit) und Kriege zwischen den Mayastämmen zur Schwächung führten. Auch Klimaveränderungen, Naturkatastrophen oder Epidemien werden als mögliche Ursachen in Betracht gezogen.



Eroberung durch die Spanier

Die Spanier unter Hernán Cortés erreichten die mexikanische Halbinsel Yucatan 1519. Bereits 1511 waren 13 spanische Schiffbrüchige dort gelandet. Zwei von ihnen hatten überlebt und einer unterstützte die Spanier bei ihrem Plan, die Maya zu unterwerfen. Die Blüte der Mayahochkultur war zu diesem Zeitpunkt bereits lange beendet. Trotzdem lebten noch zahlreiche Mayavölker im Gebiet des einst so großen und blühenden Reiches. Als sie die Absichten der Spanier erkannten, leisteten sie Widerstand und kämpften gegen die Unterwerfung an. Die Eroberung des Mayareiches war sehr schwierig und verlustreich für die Spanier. Es existierte nicht nur ein wichtiges Zentrum, dessen Unterwerfung den Untergang des ganzen Reiches bedeutet hätte, wie es mit Tenochtitlán bei den Azteken gelang. Das Mayareich verfügte über eine Vielzahl von wichtigen Städten, die es zu bezwingen galt. Dennoch schafften die Spanier es schlussendlich, das Reich unter ihre Herrschaft zu bringen und einen großen Teil der Mayakultur zu vernichten bzw. zu unterdrücken. Auch versuchten sie, die Maya gewaltsam zu christianisieren. Die letzten Mayastädte kamen erst 1697 unter spanische Herrschaft.


Die Maya heute

Es sind etwa sechs Millionen Maya, die in Mexiko und Guatemala sowie den angrenzenden Ländern Belize und Honduras leben. Die meisten arbeiten als Bauern und leben in armen Verhältnissen. Viele Maya sprechen noch Mayasprachen und haben auch einen Großteil ihrer Kultur bewahrt. Ihre Religion enthält neben den Mayatraditionen durch die Missionierung oft auch christliche Elemente.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Sophia Rieck
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 15.04.2012