Infoblatt Peking


Hauptstadt der Volksrepublik China


Kennzahlen und Gliederung von Peking

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Kurze Geschichte der Stadtentwicklung

Erstmalig urkundlich wurde Peking 1000 v. Chr. unter dem Namen "Ji" (Dt.: Schilf) erwähnt. In der Zeit der "Streitenden Reiche", 453 v. Chr., wurde Ji zur Hauptstadt des Yan Königreiches. Der spätere erste Kaiser Qin Shihuangdi besetzte bei seinem Reichseinigungskrieg 221 v. Chr. die Stadt. Hauptstadt war fortan nun Xi’an. Ji entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten von einer unbedeutenden Provinzsiedlung zu einem strategisch wichtigen Handels- und Militärstützpunkt. Während der Tang-Dynastie (618 - 907 n. Chr.) regierte in der nun Yuzhou genannten Stadt ein Militärgouverneur. Hauptstadt des Reiches blieb jedoch das bedeutendere Xi’an. Im Jahr 1215 n. Chr. eroberte der Mongolenherrscher Dschingis Khan plündernd das heutige Peking. Auf den Trümmern der zerstörten Stadt wurde später Dadu als Hauptstadt der Yuan (mongolisches Kaiserhaus) von Kublai Khan, einem Enkel von Dschingis Khan, errichtet. Zu dieser Zeit erreichten die ersten Europäer über die Seidenstraße die Stadt, unter ihnen der berühmte venezianische Händler Marco Polo. 1368 führte Zhu Yanhang den Aufstand gegen die Yuan-Dynastie an, infolgedessen er die Stadt übernahm. Unter dem neuen Namen Hongwu wurde Zhu Yanhang zum ersten Kaiser der Ming-Dynastie. Seine neue Hauptstadt wurde Nanjing (Dt.: Südliche Hauptstadt). Dadu dagegen wurde in Beiping (Dt.: Nördlicher Friede) umbenannt. Der Sohn von Hongwu brachte Jahrzehnte später den kaiserlichen Hof zurück nach Beiping und erneut wurde die Stadt umbenannt. Unter dem neuen und heutigen Namen Beijing wurde die Stadt grundlegend neu gestaltet. In dieser Zeit entstanden die bis dato erhaltenen und städtebaulich prägenden Bauwerke der Verbotenen Stadt und des Himmelstempels. Im Jahr 1421 bekam Beijing erneut den Status als Hauptstadt. Die Mandschuren eroberten 1644 China und auch Beijing. In der nachfolgenden Qing-Dynastie wurde die Stadt erweitert und renoviert. Eine große Blütezeit erlebte die Stadt Anfang des 18. Jh., als u. a. der legendäre Sommerpalast entstand. Die großzügigen Tempel- und Parkanlagen bildeten den Mittelpunkt und das Symbol chinesischer Herrlichkeit und Machtentfaltung.
Im zweiten Opiumkrieg (1856 - 1860) von Großbritannien und Frankreich gegen das Kaiserreich China wurde Beijing von den britischen und französischen Truppen erobert, wobei der Sommerpalast zerstört wurde. Unter dem korrupten Regime der Kaiserwitwe Cixi sollte der Sommerpalast neu errichtet werden. Ausländische Invasoren und der Boxeraufstand gegen die Invasoren verhinderten den Wiederaufbau und brachten das Kaiserreich nach und nach an den Rand des Zusammenbruchs. Die Republik China wurde 1912 ausgerufen, was mit der Abdankung der Mandschu und dem Ende des Kaiserreichs verbunden war. Bis 1928 blieb Beijing das politische Zentrum der Republik China. Die Stadt geriet jedoch unter den Einfluss rivalisierender Warlords. Infolgedessen wurde die Stadt wieder in Beiping umbenannt und als neue (alte) Hauptstadt Nanjing ausgerufen. Zu Beginn des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges im Juli 1937 wurde Beiping von japanischen Truppen besetzt. Die Stadt wurde erst nach Ende des Pazifikkrieges 1945 befreit. Im Januar 1949 nahmen die Kommunisten Beiping ein. Wenige Monate später, im Oktober 1949, wurde die Volksrepublik China ausgerufen. Infolgedessen wurde Beiping wieder in Beijing umbenannt und erhielt die Hauptstadtfunktion zurück. Damit begann in Peking ein umfassender städtebaulicher Umgestaltungsprozess. Die alten Symbole der kaiserlichen Zeit sollten getilgt werden. Von den zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch existenten 8.000 Tempeln und Denkmälern waren 20 Jahre später kaum mehr als 150 übrig. Für eine moderne Hauptstadt des Volkes wurde ein Großteil der historischen Bausubstanz zerstört oder zweckentfremdet. Innerhalb eines Jahrhunderts verdreifachte sich die Einwohnerzahl Pekings (s. u.). Im Jahr 1989 kam es auf dem Tiananmen-Platz (Dt.: Platz des himmlischen Friedens) zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und militärischen Regierungseinheiten. Die Demonstranten äußerten ihren Unmut über die weit verbreitete Korruption, den Mangel an Freiheiten und das schleppende Tempo der Reformen. Die friedliche Demokratie-Bewegung wurde blutig niedergeschlagen, bei der eine unbekannte, aber vermutlich sehr hohe Zahl an Zivilisten ums Leben kam. Im Jahr 2001 wurden die Olympischen Sommerspiele nach Peking vergeben. Unter dem Motto "Eine Welt, ein Traum" ist die Eröffnungsfeier am 08. August 2008 um 20:08 Uhr geplant. Die Zahl Acht gilt im ostasiatischen Raum als Glückszahl. Einhergehend sind derzeit große Sanierungsprojekte im Gang, um Peking fit für die Olympischen Spiele zu machen. So sollen neben dem umfangreichen Ausbau der Infrastruktur beispielsweise die Luftverschmutzung eingedämmt, Freiflächen begrünt und verschmutzte Kanäle ausgebaggert werden.


Der Aufstieg zur Metropole Chinas

Nach 1949 wurde Peking mit Fünfjahresplänen zur Industriebasis und zum zentralen Verwaltungsstandort umgebaut. Dafür wurden hunderttausende Arbeitskräfte aus dem Umland rekrutiert. Verbunden mit einer hohen natürlichen Zuwachsrate wuchs Peking Anfang der 1960er Jahren äußerst rasant. Aus unterschiedlichen Gründen kamen dieses Wachstum und die urbane Entwicklung Pekings in dieser Phase fast zum Erliegen. In den 1970ern normalisierte sich die Bevölkerungsentwicklung, wobei Peking sich hauptsächlich durch Zuwanderer vergrößerte, da die Geburtenrate niedrig blieb. 1978 wurde infolge des politischen Umbruchs der Plan forciert, Peking zum industriellen, administrativen und kulturellen Zentrum auszubauen. Gleichzeitig erhöhten sich die Land-Stadt-Migration und die Geburtenrate. Es gab Prognosen, dass Peking (und anderen chinesischen Städten) nach dem Jahr 2000 eine Bevölkerungsexplosion droht. Deshalb wurde die Zuwanderung behördlich weiter streng geregelt und eine energische "Ein-Kind-Politik" umgesetzt. Trotzdem blieb das Wachstum Pekings fortwährend hoch. Seit den 1990er Jahren, verbunden mit dem enormen wirtschaftlichen Aufschwung in der Provinz Peking, setzte sich die hohe Land-Stadt-Migration fort. Damit entwickelte sich Peking vom Zentrum Chinas zur Metropole mit hohem Zuwachs an Verkehr, Wohnungsbedarf und Verschmutzungen. Der anhaltende Bevölkerungszuwachs zwingt Stadtplaner zu neuen Lösungen. Der alte Stadtplan musste sieben Jahre vorfristig verändert werden. Geplant ist die Entwicklung eines industriellen Gürtels im Osten der Stadt, der regionale Entwicklung ermöglichen und die Nachfrage von Bevölkerung und Industrie zukünftig befriedigen soll. Ein Ökoschutzgürtel im Westen der Stadt soll Standort von umweltfreundlichen High-Tech-Industrien werden. Entlang dieser peripheren Gürtel sind Satellitenstädte mit mindestens 500.000 Einwohnern geplant, um die übervölkerte Kernstadt Pekings zu entlasten. Um die negativen Effekte der Metropolisierung in den Griff zu bekommen, müssen umfassende Maßnahmen ergriffen werden. Die Wasserknappheit soll mit dem gigantischen Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt gemildert werden. Der drohende Verkehrsinfarkt soll durch den Ausbau des Nahverkehrs (z. B. U-Bahn), neuer Ringstraßen und Limitierung des Autobesitzes verhindert werden. Umfangreiche Begrünungen und 14 neue Kläranlagen sollen die Umweltbedingungen in der Hautstadtregion verbessern. Allein in Peking produzieren die Einwohner rund 18.000 Tonnen Müll am Tag (Stand: 2010).


Infrastruktur und Wirtschaft

Nach Hongkong, Macao und Shanghai weist Peking das vierthöchste Pro-Kopf-Einkommen Chinas auf. Durch das höchste Wachstum in der letzten Dekade ist Peking zum zweitgrößten industriellen Zentrum in China aufgestiegen. Zwei Drittel aller Beschäftigten sind im verarbeitenden Gewerbe tätig. Viele industrielle Standorte befinden sich in den neuen Satellitenstädten. Dort sind vor allem Branchen im Bereich Bekleidung, Konserven, Baumwoll- und Synthetikstoffe, Farben, Papier und elektronische Produkte angesiedelt. Infolge des Baubooms sind rund 700.000 Beschäftigte in der Baubranche tätig. Nicht zu vergessen sind die ca. 900.000 in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen in der Provinz Peking. Die Modernisierungsprozesse haben den strukturellen Wandel beschleunigt, so dass immer mehr Beschäftigte Arbeit im Dienstleistungssektor finden. Peking hat sich zu einem Einkaufs- und Modezentrum entwickelt. Ferner sind am Wissenschaftsstandort Peking über 250.000 Menschen im akademischen und technischen Bereich angestellt. Die meisten Hochschulen befinden sich im Haidian-Bezirk im Nordwesten der Metropole. Allein dort gibt es über 20 Universitäten.
Peking ist ein wichtiger nationaler Verkehrsknotenpunkt. Im Nordosten befindet sich der internationale Pekinger Hauptstadtflughafen mit transkontinentalen Anschlüssen. Weiterhin verfügt Peking über interkontinentale Bahnverbindungen über die Transsibirische Eisenbahn nach Europa. Ähnlich wie Moskau entwickelt sich Peking ringförmig. Für den innerstädtischen Verkehr stehen mehrere Straßenringe und Ausfallstraßen zur Verfügung. Das Autobahnnetz wird ständig erweitert. Annähernd 1.000 Bus- und Trolleybuslinien sind das Rückgrat für den Nahverkehr. Die seit 1969 bestehende U-Bahn soll für die Olympischen Sommerspiele 2008 von vier auf neun Linien deutlich ausgebaut werden.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 01.04.2012