Ozeane und Küsten: Die Grundlage irdischen Lebens ist bedroht


Drei Viertel des Planeten Erde sind von Meeren bedeckt. Ihre Küsten sind etwa eine Million Kilometer lang. Küstenlandschaften sind damit der am weitesten verbreitete Landschaftstyp der Erde. Was auf jeder Karte jedoch nur als dünne Linie erscheint, ist in Wirklichkeit ein hochkomplexer Übergangsbereich zwischen Meer und Land. Das größte Ökosystem der Erde und auch die Küstenökosysteme wirken auf den ersten Blick weitgehend intakt. Das mag damit zusammenhängen, dass der größte Teil des Meeres unter der Wasseroberfläche liegt und für uns nicht sichtbar und für uns Menschen nur schwer zugänglich ist. In Wirklichkeit ist die Welt der Ozeane und Küsten bereits durch Übernutzung extrem gefährdet.

Dabei sind die Ozeane und ihre Küsten von entscheidender Bedeutung für das Leben auf der Erde. Sie regulieren durch Meeresströmungen unser Klima und liefern uns wertvolle Nahrung. Ihre weltwirtschaftliche Bedeutung ist enorm.

Nach einer Studie des WWF (World Wide Fund For Nature) aus dem Jahr 2008 mit dem Titel "The Value of our Oceans" liefern die Meere der Menschheit eine enorme Vielfalt an natürlichen Dienstleistungen und Produkten. Ihr ökonomischer Wert beträgt nach Angaben von Experten etwa 21 Billionen US-Dollar im Jahr. Allein vom Fischfang hängen weltweit 40 Millionen Arbeitsplätze ab. Noch ist unbekannt, welche ungeahnten Möglichkeiten für die Medizin, z. B. bei der Entwicklung pharmazeutischer Wirkstoffe, in den Meeren vorhanden sind. Wissenschaftler beziffern den Wert der Aufnahme von Kohlenstoffdioxid durch die Meere mit 0,5 bis 10 Billionen Euro pro Jahr.

Doch die Menschheit hat längst begonnen, Küsten und Ozeane auszubeuten und zu schädigen. Neben den klassischen Meeresnutzungen wie Schifffahrt, Fischerei, Tourismus und Energiegewinnung, die die Küstenregionen prägen und das Ökosystem Meer belasten, gibt es als zusätzliche Herausforderung den sich abzeichnenden Klimawandel. Nach dem Sondergutachten „Die Zukunft der Meere – zu warm, zu hoch, zu sauer“ des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen; 2006) ist die Menschheit dabei, Prozesse im Meer anzustoßen, die in den letzten Jahrmillionen ohne Beispiel sind, gleichzeitig aber wegen der erheblichen geophysikalischen Verzögerungseffekte den Zustand der Weltmeere für Jahrtausende bestimmen werden. Der Klimawandel wird den Zerstörungsprozess von Meer- und Küstenökosystemen weiter beschleunigen mit unvorhersagbaren Risiken für die ökologische Vielfalt, für das globale Klima, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und wirtschaftlichen Ressourcen.


Quelle: TERRA global - Küsten und Meere
Autor: Thomas Hoffmann, Wilfried Korby
Verlag: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart, Leipzig
Quellendatum: 2009
Seite: S. 4/5
Bearbeitungsdatum: 01.08.2013