Infoblatt Mittelmeer
Das Mittelmeer - Basisdaten, Wirtschaft, Ökologie
Basisdaten
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Wirtschaft
Einer der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren im Mittelmeerraum ist der Tourismus. Seit dem Aufkeimen des Massentourismus in den 1960er Jahren sind die Urlauberzahlen in den Staaten rund um das Mittelmeer kontinuierlich gestiegen. Heute können sie mit 200 - 220 Mio. Gästen den größten Anteil am internationalen Tourismus für sich verbuchen. Von diesen kommen wiederum zwei Drittel in den Monaten Juni bis September und ebenso viele verbringen ihren Urlaub unmittelbar an der Küste. Die Einnahmen aus dem Tourismus betrugen im Jahr 2004 etwa 110 Mrd. Euro.
Auch die Fischerei hat im Mittelmeer eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Zwar machen die ca. 1,5 Mio. t, die jährlich gefangen werden, nur einen geringen Anteil der weltweiten Gesamtmenge von 81,9 Mio. t aus (Zahlen nach FAO 2006), doch handelt es sich überwiegend um Fisch, der dem menschlichen Verzehr dient. Dementsprechend hoch wird der Mittelmeerfang gehandelt und es ergibt sich ein Anteil von 5 - 6 % am Gesamtweltmarkt. Ergänzend werden in großem Umfang Marikulturanlagen betrieben, in denen 2010 etwa 290.000 t Fisch und Weichtiere gezüchtet wurden (Zahlen nach FAO, einschl. Schwarzes Meer).
Besonders einige Mittelmeeranrainer im Norden Afrikas profitieren von größeren Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Das Mittelmeer dient hierbei mit einem gut erschlossenen Pipeline- und Tankerroutennetz als Transitverbindung zwischen Lagerstätten, Exporthäfen und den Verbrauchermärkten. Über ein Viertel des im Vorderen Orient gewonnenen Erdöls wird auf diese Weise nach Europa transportiert. Die Staaten des Mittelmeerraums selbst haben jedoch nur einen kleinen Anteil an der weltweiten Förderung. Im Bereich des Erdöls machte dieser im Jahr 1997 6,3 % und im Bereich des Erdgas 4,7 % aus, der Anteil an den globalen Vorräten betrug in beiden Fällen gut 4 %. Die Förderung konzentriert sich vorwiegend auf Lagerstätten unter dem Festland, doch existieren daneben über 100 Bohrinseln und Förderplattformen vor den Küsten Italiens, Griechenlands, der Türkei, Ägyptens und Libyens. Doch wurden in den letzten Jahren im östlichen Mittelmeer umfangreiche Erdöl- und Gasvorkommen entdeckt. Ferner werden weitere Lagerstätten vermutet.
Ökologie
Die Ökologie des Mittelmeers wird durch verschiedene Besonderheiten maßgeblich bestimmt. Zum einen befindet es sich in der tektonisch aktiven Subduktionszone zwischen der afrikanischen und der eurasischen Platte, wodurch sich eine komplizierte Beckenstruktur entwickelt hat, die überwiegend durch submarine Schwellen, Inselketten oder Meerengen gegliedert wird. Ferner beeinträchtigt die Straße von Gibraltar mit ihrer geringen Breite von 14 - 15 km und einer Tiefe von stellenweise nur 284 m den Wasseraustausch mit dem Atlantischen Ozean stark. Eine weitere wichtige Komponente in diesem Zusammenhang ist das aufgrund der subtropisch-mediterranen Strahlungsbedingungen verursachte Verdunstungsdefizit des Mittelmeeres, die Menge an verdunstetem Wasser übertrifft die Menge an Niederschlag um das Dreifache. Da die in das Mittelmeer mündenden Flüsse und der Zufluss von Wasser aus dem Schwarzen Meer die negative Wasserhaushaltsbilanz nicht ausgleichen können, fließt ein Oberflächenstrom salzarmen Atlantikwassers mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 m/s durch die Meerenge von Gibraltar. Gleichzeitig strömt salzreiches Mittelmeerwasser in der Tiefe Richtung Atlantik, jedoch mit bis zu 10 m/s wesentlich langsamer. Das Wasser durchquert das Mittelmeer nach Osten dabei binnen eines Jahres, in umgekehrter Richtung benötigt es aufgrund der Beckenstruktur und der komplizierten Strömungsverhältnisse jedoch 80 - 100 Jahre, bevor es den Atlantik erreicht. Letzteres wirkt sich entscheidend auf die Verweildauer von anthropogenen Nähr- und Schadstoffen und damit auch auf deren Konzentration im Mittelmeer aus.
Das Mittelmeer gilt als oligotroph, d. h. es handelt sich um ein nährstoffarmes Meer, an das sich die endemischen Arten angepasst haben. Vor allem über die einmündenden Flüsse findet jedoch ein starker Eintrag anthropogener Nährstoffe durch ungeklärte Abwässer aus den städtischen Zentren – insbesondere auch aus dem Hinterland –, Industrieanlagen und der Landwirtschaft statt. Verstärkt wird dies in den Hauptreisemonaten durch die Touristenströme. Jährlich gelangen so große Mengen Phosphate und Nitrate ins Mittelmeer. Dieses Überangebot verursacht Algenblüten, die zu einer Störung des Sauerstoffhaushalts sowie zur Bildung von giftigem Schwefelwasserstoff führen und somit eine Bedrohung des marinen Ökosystems darstellen.
In Verbindung mit den Nährstoffen gelangen auch zahlreiche Schadstoffe, darunter Pestizide und Herbizide sowie Schwermetalle und Chlorkohlenwasserstoffe, in das Mittelmeer, die sich dann in der Nahrungskette anreichern. Von besonderer Bedeutung ist Quecksilber, das nicht nur auf anthropogene Quellen, sondern auch auf die aktiven Vulkane des Mittelmeerraums zurückzuführen ist.
Neben den Nähr- und Schadstoffeinträgen sind für das Mittelmeer besonders die Belastungen durch Erdöl problematisch. Die UNEP schätzt, dass jährlich 120.000 t Erdöl ins Mittelmeer gelangen, Greenpeace hingegen geht von etwa 635.000 t aus. Davon stammen ca. 5 % aus der Atmosphäre, 40 - 45 % aus Einträgen vom Land und gut die Hälfte aus dem Schiffsverkehr. Neben dieser schleichenden Ölverschmutzung drohen zusätzlich Umweltkatastrophen, wie zuletzt durch die Bombardierung von Öltanks an der libanesischen Küste, durch die sich zwischen 10.000 und 35.000 Liter Heizöl ins Meer ergossen haben. Ausgehend von 635.000 t Erdöl wird allein das Mittelmeer mit etwa 20 % der jährlichen Gesamteinträge belastet.
Durch die biologische Produktionsschwäche im Mittelmeer gibt es hier trotz des Artenreichtums nur sehr wenige Fische, d. h. die Biomasse ist relativ gering. Insgesamt werden ca. 100 Arten kommerziell genutzt, darunter Sardinen und Sardellen im Oberflächen- und mittleren Bereich sowie Seehecht, Seezunge oder Garnelen im tiefen Bereich. Mit der Weiterentwicklung der technischen Ausrüstung wurden die Fischereiflotten ständig modernisiert, die Fangmenge pro Schiff ist seit den 1960er Jahren stark angestiegen. Durch diese intensive Bewirtschaftung stehen die Populationen einzelner Arten am Rand des Zusammenbruchs. Die Züchtung von Speisefischen und Weichtieren in Marikulturanlagen zur Entlastung der natürlichen Bestände ergibt weitere Probleme, da u. a. der Einsatz von Medikamenten und Chemikalien sowie die Konzentration von organischem Material lokale Habitatzerstörungen zur Folge haben können.
Auch der Klimawandel wirkt sich im Mittelmeer relativ stark aus. Die Oberflächentemperaturen sind in den vergangenen 100 Jahren um 2,5 bis 4º C angestiegen, sodass das Wasser in den Sommermonaten bis zu 30º C warm ist. Dementsprechend werden immer mehr Zuwanderer aus wärmeren Gewässern entdeckt, darunter zahlreiche tropische Arten wie Kugelfische oder Barrakudas. Insgesamt geht man von 600 neuen Arten aus, die jedoch für die heimischen Meerestiere und -pflanzen zahlreiche Probleme mit sich bringen. Als Beispiel ist hier tropische Alge Caulerpa taxifolia zu nennen, die sich explosionsartig vermehrt und die Seegraswiesen verdrängt hat. Diese soll angeblich aus dem ozeanographischen Institut von Monaco ins Mittelmeer gelangt sein. Um der Alge Einhalt zu gebieten, hat man eine weitere Art im Mittelmeer angesiedelt, bei der es sich um eine Seeschnecke handelt, die sich von der Alge ernährt. Ob diese Maßnahme auch Auswirkungen auf die endemischen Arten haben wird, bleibt abzuwarten.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Kristian Uhlenbrock
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 08.06.2012
Autor: Kristian Uhlenbrock
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 08.06.2012