Grüne Gentechnik/Grüne Revolution



Grüne Revolution

Seit Mitte der 1960er Jahre konnten zahlreiche Entwicklungsländer ihre Weizen- und Reisproduktion um ein Mehrfaches steigern, sodass man euphorisch vom "Ende der Hungerkrise" sprach. Auslöser für die Produktionssteigerung war eine Reihe landwirtschaftlicher Innovationen, für die das Schlagwort "Grüne Revolution" geprägt wurde.
Unter Grüner Revolution versteht man eine besonders für tropische Räume entwickelte Agrartechnik. Durch den Einsatz von hochertragreichem Saatgut (besonders Hybridzüchtungen bei Weizen und Mais – HYV = High Yielding Varieties), eine intensive und gezielte Bewässerung, den vermehrten Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln sowie neue Bearbeitungsmethoden (vor allem moderne Maschinen) konnten wesentlich höhere Hektarerträge und mehrmalige Ernten im Jahr ermöglicht werden. Grundlage der neuen Agrartechnologie waren Weizen- und Reissorten, die seit den 1960er Jahren in Mexiko bzw. auf den Philippinen gezüchtet wurden. Diese Hochertragssorten müssen von den Bauern jedoch immer wieder neu gekauft werden, da die geernteten Körner für eine erneute Aussaat nicht mehr keimfähig sind.
Nicht in allen Ländern war die Grüne Revolution erfolgreich. Der "Hungerkontinent" Afrika hat bislang kaum an dem Produktionsfortschritt teilgenommen. Die ökologischen Schäden sind z. T. gravierend, z. B. Umweltbelastungen durch den hohen Einsatz von Düngemitteln, Insektiziden und Herbiziden. Reiche Bauern sind bei der Kreditbeschaffung zumeist begünstigt, Arbeitskräfte werden infolge der Mechanisierung freigesetzt. Die Leidtragenden sind die Kleinbauern und Landlosen, die die Kosten für das Saatgut und die Betriebsmittel nicht aufbringen können. Als ein besonderer Engpass erweist sich immer mehr die Wasserknappheit, wie z. B. in Indien. Zudem beschränken sich die Erfolge vor allem auf Standorte mit günstigen hydrologischen und pedologischen Bedingungen, wodurch die räumlichen Disparitäten weiter zunehmen.


Grüne Gentechnik

Die Grüne Revolution stößt in vielen Entwicklungsländern inzwischen nicht nur wegen des Wassermangels und der ökologischen Bedenken an ihre Grenzen. Große Hemmnisse sind auch die beschränkt nutzbaren Flächen, die Verteuerung der Arbeitskräfte und die geringe Möglichkeit der Mechanisierung besonders im Terrassenanbau. Deshalb werden Forderungen nach der Anwendung gentechnischer Verfahren in der Pflanzenzüchtung bzw. nach der Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft immer lauter. Viele betrachten folgerichtig die Grüne Gentechnik als konsequente Fortsetzung der Grünen Revolution.


Was versteht man unter Grüner Gentechnik?

Die Gentechnik ist ein Teilgebiet der Biotechnologie, die auf den Kenntnissen der Molekularbiologie aufbaut. Sie stellt ein Verfahren dar, mit dem man gezielt Eingriffe in das Erbgut und/oder in die biologischen Steuervorgänge von Lebewesen vornimmt. Die Grüne Gentechnik (auch Agrar-Gentechnik) ist einer von mehreren Anwendungsbereichen der Gentechnik. Sie "optimiert" z. B. gentechnisch Nutzpflanzen in der Landwirtschaft, indem sie Resistenzen gegen Pestizide und Schädlinge einbaut oder Pflanzen mit geringerem Bedarf an Düngemitteln bei gleichzeitig hohen Erträgen züchtet.


Quelle: 978-3-623-29700-2 TERRA Entwicklungsländer im Wandel, Themenband Leben in der "Einen Welt", Oberstufe, S. 52-55
Verlag: Klett
Ort: Stuttgart, Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de