Station 3 - Touristenstände


(Die frühere Google Maps Anwendung benötigte zur Ausführung veraltete Technik, die von den meisten Browsern nicht mehr unterstützt wird. Deshalb wurde die Anwendung entfernt. Wir danken für Ihr Verständnis.)

Der zweite Haltepunkt unserer Tour führt uns etwas weiter bergab, vorbei an lokalen Märkten hin zu Verkaufsständen mit allerlei Andenken und Souvenirs für die Touristen. Diese unterscheiden sich nicht groß von anderen touristischen Artikeln der Stadt: Es werden T-Shirts und Bilder sowie Schlüsselanhänger und Beutel mit Rocinha-Aufschrift angeboten. Es ist der Versuch der Bewohner, den Tourismus in ihrem Viertel als Erwerbsquelle für sich zu nutzen und damit ein geringes Einkommen zu erwirtschaften.
Wir erfahren von unseren Guide, dass Favelas ein Hort der Kultur sind und hier der brasilianische Nationaltanz Samba und der seit den Neunzigern auch bei den Teenagern der Mittelklasse sehr angesagte Musikstil 'baile funk' entstanden sind.
Nun stellt uns der Guide Leonardo vor, einen der Verkäufer. Jeden Morgen um neun Uhr - auch am Wochenende - baut er seinen Stand mit Kunsthandwerk und Andenken aus Rocinha auf und wartet auf die Touristenscharen. Leo sieht den Tourismus als seine Chance, vor allem in Hinblick auf die kommenden Großereignisse Olympia 2016 und die Fußball-Weltmeisterschaft 2014, die viele Touristen nach Rio und vielleicht auch nach Rocinha führen werden.


Jeep-Touren



(Fochtmann)

Eine typische Jeep-Tour, bei der die Touristen kurz an zwei bis drei Haltepunkten aussteigen dürfen und den Rest der Zeit im Jeep verbringen, um von dort aus zu fotografieren. Die meisten Bewohner der Favela finden das respektlos, denn ihre Heimat sei keine Safari.
Geführte Touren durch die Favelas Rios gibt es bereits seit Anfang der Neunziger Jahre und mittlerweile besichtigen jährlich 15.000 Urlauber einen Slum. Allein Rios größter und ältester Touranbieter 'Favela Tours' bringt pro Monat 800 Touristen nach Rocinha. Die Gründe dafür sind verschiedener Natur: Das Gros der Touristen will die andere Seite Rios sehen und ein Gefühl für das Leben der Bewohner bekommen, die fernab von Zuckerhut und Traumstränden täglich ums Überleben kämpfen. Viele der Touranbieter unterstützen gemeinnützige Hilfsprojekte wie z.B. Kindertagesstätten in der Favela.


Walking-Tour



(Fochtmann)

Bei einer Walking-Tour geht man zusammen mit dem ortskundigen Guide die engen Gassen der Favela herunter. Diese Art der Tour ist bei den Einwohnern gern gesehen, da diese mit den Touristen interagieren und kommunizieren können. Ferner wird oftmals die lokale Wirtschaft durch den Verkauf von Getränken und Kunsthandwerk angekurbelt.


Kunsthandwerk aus der Favela



(Fochtmann)



(Fochtmann)

Für die Touristen von in der Favela lebenden Künstlern zum Verkauf als Souvenir angefertigtes Kunsthandwerk.


Alex und sein 'Haustier'



(Fochtmann)

Alex geht mit seinem Haustier, einem Waran den er in den umliegenden Wäldern gefunden hat, zu den Touristenpunkten der Favela. Für ein wenig Kleingeld können sich die Touristen mit der Echse fotografieren lassen.
Die Bewohner stehen dem Tourismus größtenteils aufgeschlossen gegenüber, ist es doch etwas Neues für sie, Touristen in ihrem Stadtviertel zu sehen, dass jahrzehntelang von der Außenwelt abgeschottet war und in das sich kaum ein Mittelklasse- oder Oberschichtsbrasilianer verirrt. Der Tourismus verändert das schlechte Image der Favelas als Herberge von Drogenabhängigen und Kriminellen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Kay Fochtmann
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2011
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 21.11.2011