Infoblatt Platon (428/427 - 347 v. Chr.)


Platon - eine Kurzbiographie

Platon, der eigentlich Aristokles hieß, wurde um 428 v. Chr. geboren. Sein Vater Ariston, der früh starb, und seine Mutter Periktione gehörten zur aristokratischen Schicht von Athen. Er wuchs zur Zeit der höchsten Blüte Athens unter Perikles auf. Diese Zeit bedeutete aber auch permanenten Krieg mit Sparta, der für Athen 404 v. Chr. mit der totalen Niederlage endete.

Platon erlebte als junger Mann von 23 Jahren die Besetzung Athens hautnah mit. Sie bedeutete zugleich das Ende der Vorherrschaft Athens unter Griechenlands Stadtstaaten. Der junge Mann verschrieb sich zunächst der Politik, wurde jedoch von der politischen Führung Athens enttäuscht. Die Bekanntschaft mit Sokrates, dessen Schüler er wurde, veränderte Platons Leben völlig. Unter dem Einfluss seines Lehrers wandte sich Platon schließlich von der Politik ab und ganz der Philosophie zu.

Nach der Niederlage gegen Sparta ergriffen in Athen die sog. 30 Tyrannen die Macht. Platon distanzierte sich von den neuen Herrschern, unter denen auch Verwandte des Philosophen waren. Bald musste er erkennen, dass die tyrannische Herrschaft Athen ruinierte und im Terror endete. Aus dem Tod von Sokrates zog Platon schließlich die Schlussfolgerung, sich von jeglicher Politik fernzuhalten.

Was in der Philosophie mit Sokrates begonnen hatte, setzte Platon fort. Er übernahm das Erbe der gesamten griechischen Philosophie – knüpfte u. a. auch an Heraklit und Anaxagoras an – und entwickelte sie weiter. Er suchte nach Definitionen und Wertbegriffen, dachte über den steten Wandel der Dinge sowie über das Verhältnis von Gott und Welt nach. Immer intensiver beschäftigte ihn zudem das Nachdenken über Gerechtigkeit sowohl durch den Einzelnen als auch durch den Staat. Er schrieb seine ersten Werke wie die "Gorgias", in der er die Unvereinbarkeit von direkter Demokratie und Redlichkeit in der Politik nachwies. So entstand allmählich ein völlig neuer philosophischer Gesamtentwurf.

Auf einer ausgedehnten Bildungsreise besuchte Platon 398/388 v. Chr. Ägypten, Kyrene, Unteritalien und Sizilien. Dabei lernte er die zwei Extreme seiner Verfassungstheorie – die Philosophenherrschaft und die Tyrannis – in der Praxis kennen. In Tarent lenkte nämlich ein Philosoph die Geschicke der Stadt, während Syrakus vom Tyrannen Dionysos I. beherrscht wurde. Zu beiden Männern hatte Platon persönlichen Kontakt. Auf der Rückreise geriet der Athener in Gefangenschaft und wurde auf dem Sklavenmarkt verkauft, hatte aber großes Glück, denn sein Besitzer ließ ihn großzügigerweise frei.

Im Alter von etwa 40 Jahren gründete Platon, wahrscheinlich 386 v. Chr., in Athen seine Akademie. Auf einem eigenen Grundstück lehrte er, bald unterstützt von anderen Philosophen und Wissenschaftlern, in den folgenden vier Jahrzehnten Philosophie, aber auch Astronomie, Biologie, Mathematik und politische Theorie. Er ließ sich den Unterricht nicht bezahlen. Offenbar reichte sein Vermögen zum Unterhalt der Schule aus. Seine Schüler waren talentierte junge Griechen, die auf die Übernahme wichtiger gesellschaftlicher und politischer Ämter vorbereitet wurden. Der wohl berühmteste Schüler der Akademie war Aristoteles.

Neben der Führung der Akademie beschäftigte sich Platon ausschließlich mit der Philosophie und entwickelte in seinen Werken grundlegende Ansichten von der Welt. Aber wie viele Philosophen nach ihm musste auch Platon die bittere Wahrheit erfahren, dass die Zeitgenossen seine Ideen und Ansichten nicht verstanden.

So hatte Platon in seiner genialen Staatsphilosophie "Politeia" den Grundgedanken entwickelt, dass sich die politischen Verhältnisse nur dann verbessern, wenn die Philosophen die Lenkung des Staates übernehmen. 366 sah er eine Chance, diesen Grundgedanken in die Wirklichkeit umzusetzen. Er ging nach Syrakus, wo Dionysos II. die Macht übernommen hatte. Mit dessen Hilfe wollte Platon die Tyrannei in ein philosophisch fundiertes Königtum umwandeln. Doch der Plan scheiterte, denn Dionysos II. hörte auf Intriganten und schickte den Athener in die Verbannung. Auch ein nochmaliger zweiter Versuch im Jahre 360 v. Chr. schlug fehl.

Die letzten drei Jahrzehnte seines Lebens widmete sich Platon – sicher beeinflusst durch die betrüblichen praktischen Erfahrungen – wieder ausschließlich der Philosophie. Er baute seine Akademie zur bedeutendsten Bildungsstätte der damals bekannten Welt aus. Als er 347 v. Chr. starb, setzte aus Verehrung für den großen Philosophen sogar eine Legendenbildung ein. Danach soll Platon ein Sohn von Apollon, dem griechischen Gott der Weisheit und der Kunst, gewesen sein.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • um 427 v. Chr.
    Platon wurde um 427 v. Chr. in Athen als Sohn des Ariston und der Periktione geboren. Seine Eltern waren wohlhabende Adlige.
  • um 408 v. Chr.
    Mit etwa 20 Jahren lernte Platon, der eigentlich Dichter werden wollte, den Philosophen Sokrates (470 - 399 v. Chr.) kennen und wurde dessen Schüler. Seine Absicht, Politiker zu werden, zerschlug sich mit dem Tod von Sokrates, den die damalige Athener Demokratie hinrichten ließ. Nunmehr wandte sich Platon ganz der Philosophie zu.
  • 385 v. Chr.
    Zurückgekehrt von Reisen nach Sizilien und Ägypten, gründete Platon eine Akademie, an der er den politischen Nachwuchs ausbildete. Das Studium an dieser Akademie, die Platon fast vier Jahrzehnte leitete, umfasste u. a. die Fächer Astronomie, Biologie, Mathematik, politische Theorie und Philosophie.
  • 367/366 v. Chr.
    Platon bereiste Unteritalien. In Sizilien unterrichtete er den Herrscher von Syrakus, Dionysios II., in der Regierungskunst.
  • 361/360 v. Chr.
    In dieser Zeit unternahm Platon seine letzte Reise nach Italien, das damals eine griechische Provinz war. Der Versuch des Philosophen, Dionysios für die Platonschen staatspolitischen Ziele zu begeistern, scheiterte spätestens mit dem gewaltsamen Tod des Herrschers 653 v. Chr.
  • 347 v. Chr.
    Nach jahrzehntelanger Tätigkeit als Leiter seiner Akademie starb Platon hoch betagt in Athen. Er wurde in der Nähe der Akademie begraben, die selbst noch bis ins 6. Jh. n. Chr. hinein bestand.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012